Thema:
Auch endlich mal begonnen: Ersteindrücke: flat
Autor: The Snake
Datum:06.07.22 02:05
Antwort auf:Final Fantasy XII HD (PS4) von festwürstchen

Um es gleich mal in aller Kürze vorwegzunehmen:

Dieses Spiel strahlt nach nunmehr 15 Jahren in mehrerlei Hinsicht immer noch so viel Erhabenheit und Klasse aus, dass es aktuell ein einziger Hochgenuss für mich ist.

Noch dazu ist das Remaster hervorragend gelungen. Ich genieße das gerade wirklich in vollen Zügen (genauer gesagt: In Ruhe zu Hause).

Aber der Reihe nach:

Zu meiner Final Fantasy (XII)-/Vagrant Story-Historie:

Final Fantasy XII habe ich vor ziemlich genau 15 Jahren in Form einer Promo-PS2-Version durchspielen können. Bis zu dem Zeitpunkt kannte ich die Teile VI, VII, VIII, IX und X, hatte mit jedem dieser Teile viel Spaß und konnte sie (bis auf Teil VI) auch komplettieren.

Viel wichtiger aber noch:

Ich kannte bis dahin Vagrant Story, welches mich im Sommer 2000 (trotz der ohnehin schon hervorragenden Bewertungen) unglaublich beeindrucken konnte. Was für ein fantastisches Gesamterlebnis. (Ach ja: Erinnert sich noch jemand an den Vagrant Story-PlayStation 1-Aufkleber aus der Man!ac?)

Da das Entwickler-Team von Final Fantasy XII größtenteils aus denselben Leuten wie für Vagrant Story bestand, war ich die Jahre von der FF XII-Enthüllung bis zum Erscheinen des Spiels sehr gespannt auf das Ergebnis.

Sehr, sehr schade dabei, dass Mastermind Yasumi Matsuno das Projekt während der langen Entwicklungszeit von FF XII aufgrund von gesundheitlichen Problemen (so zumindest die offiziell genannten Gründe) nicht bis zum Ende betreuen konnte. Ich denke, mit ihm wäre das Gesamterlebnis nochmals runder geworden, als es für mich ohnehin schon ist.

Ich konnte Teil XII dann also im Frühling/Sommer 2007 durchspielen und hatte damit jede Menge Spaß, denn das Spiel atmet glücklicherweise viel Vagrant Story: Themen/Inszenierung der Geschichte, Charakterdesign, Kampfsystem, Musik. Alles natürlich nicht 1:1 übernommen, jedoch erkennt man deutlich die Verwandschaft beider Titel, was mir sehr gefällt. Ähnliches gilt auch in Bezug auf Final Fantasy Tactics.

Jedoch konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ausnahmslos alles erleben, was das Spiel einem anbot (die späteren Mob-Hunts, die Super-Bosse, alle Orte aufsuchen, die Gegner-Liste komplettieren, etc.) da damals mit Okami noch eine weitere Promo-DVD auf mich wartete.

Dies konnte ich dann aber ein Jahr später im Sommer 2008 nachholen, als ich mir das Spiel für einen günstigen Preis von etwa 20 Euro zulegen konnte (PS2-PAL-Version). Anschließend bin ich regelrecht in das Spiel ein- und erst wieder aufgetaucht, nachdem ich jeden Quadratmeter der Spielwelt x-fach erkundet hatte. Spiel und Spielstand sind selbstverständlich noch vorhanden und der Spielstand müsste in etwa 200 bis 250 Stunden auf dem Tacho anzeigen. Was für ein tolles und unvergessenes Erlebnis.

Nun aber zu Final Fantasy XII The Zodiac Age:

Ich besitze das Spiel als Disc-Version für PS4/PS5 sowie die PC-Steam-Version. Beide habe ich zunächst einmal angespielt, um mich anschließend für die Version meines Vertrauens entscheiden zu können.

Zu den beiden Version sei gesagt:

Die PS4-Version (angespielt auf der PS5) läuft mit 30 fps, hat davon ab aber keine größeren Abstriche zu vermelden. Mittlerweile ist hier in der aktuellsten Version bspw. auch die Auswahl von Original-, Remastered- sowie OST-Musikuntermalung möglich, was zuvor lediglich mit einem Download-Code (für die Original-Musikuntermalung) möglich war. Man macht also mit der PS4-Version nicht viel falsch, aber:

Die PC-Steam-Version läuft mit 60 fps (auf meinem PC + 1080p-Plasma-TV butterweich und konstant). Wer die Wahl hat und die Hardware-Anforderungen für konstante 60 fps erfüllt, sollte unbedingt zu dieser Version greifen, da im Spiel sehr häufig die Kamera mit dem rechten Stick rotiert wird, die doppelte Framerate ein deutlich besseres Bewegtbild mit sich bringt und man auf diese Weise die grandios gestalteten Spielwelten entsprechend mehr wertschätzen kann.

Und jetzt endlich mal was zum Spiel an sich und später dann auch zur Remaster-Qualität:

Bisher bin ich etwa 10 bis 15 Stunden im Spiel und habe gerade die Lhusu-Minen in der Himmelsstadt Bhujerba abgeschlossen (dank Beschleunigungs-Funktion inklusive einer 355er-Skelett-Serie^^).

Ich bin derzeit einfach nur begeistert.

Es fängt schon mit dem Intro an: Es beginnt fantastiös pompös, die Remaster-Qualität der Zwischensequenzen sowie vor allem der Sprachausgabe ist exzellent. Zudem wird einem gut und verständlich der grundsätzliche Konflikt nähergebracht.

Ähnlich wie in Vagrant Story wird nach der grundlegenden Einführung das Intro ab einem gewissen Zeitpunkt spielbar und ebenfalls ähnlich wie in Vagrant Story betritt man ab einem gewissen Zeitpunkt eine Räumlichkeit, dessen Tür leicht geöffnet ist. Nun denn, was im Anschluss passiert, behalte ich in beiden Fällen besser für mich, jedoch hat mich dies im Fall von FF XII trotz damaliger Kenntnis erneut umgehauen.

Mir gefällt das Intro immer noch sehr, sehr gut, wenngleich aus meiner Sicht das Vagrant Story-Intro in seiner Dramaturgie, der Gestaltung, dem Schnitt sowie der Musikuntermalung unerreicht bleibt.

Und weiter geht es in Rabanastre:

Eine große, verwinkelte Stadt mit zahlreichen Geschäften, in welcher das Leben tobt: Unzählige Charaktere tummeln sich auf den Wegen und sprechen/gestikulieren miteinander. Und das alles bei jederzeit frei rotierbarer Kamera in einem ursprünglichen PS2-Spiel. Beeindruckend. Glücklicherweise weiß man aufgrund eines Icons sehr schnell, mit welchen Charakteren man sprechen kann bzw. welche wichtig für den Spielverlauf sind und muss somit nicht unbedingt versuchen, jeden Charakter anzusprechen. Auf diese Weise erzeugt man einen authentischen Eindruck einer größeren Stadt, ohne den Spieler dabei zu überfordern. Auch das gelungene Karten-System trägt seinen Teil dazu bei. Alles sehr intelligent gelöst.

Das Charakter-Design der Stadtbewohner wiederholt sich zwar mit der Zeit, jedoch strahlt hier für mich jeder einzelne NPC immer noch sehr viel Charisma aus.

Zu den Hauptcharakteren:

Mir gefallen sie allesamt, auch Vaan und Penelo. Das Design ist gelungen, die Strahlkraft ist dank gelungener Körper- und Gesichts-Animationen überzeugend, sie unterscheiden sich allesamt grundlegend und es findet schon innerhalb der ersten Stunden einiges an charakterlicher Entwicklung statt (Beispiel: Verhalten von Vaan gegenüber Basch). Selbst bei Fran wird eigentlich sehr schnell klar, dass man es hier nicht mit einem oberflächlichen Playboy-Bunny, sondern mit einer selbstbewussten und selbstbestimmten Frau zu tun hat. Gleiches gilt natürlich auch für Penelo und Ashe, nur sind die beiden (zumindest ein wenig) unauffälliger angezogen.

Was für die Charaktere bzgl. der Entwicklung ihrer Persönlichkeit schon innerhalb der ersten Stunden zutreffend ist, kann man ebenso über die bisherige Geschichte sagen: Es passieren jede Menge interessanter, teilweise auch überraschender Dinge, sodass ich wie schon damals gespannt auf alles weitere bin. Mir gefällt Yasumi Matsuno's Ansatz in seinen Spielen, politische/kriegerische/religiöse Konflikte auf glaubwürdige Art und Weise in den Vordergrund zu stellen, einfach richtig gut.

Ein großen Teil zur grundsätzlich dichten Atmosphäre in Matsuno's Spielen trägt für mich zu fast jeder Zeit die herausragende Musikuntermalung von Hitoshi Sakimoto bei. Das ist auch in Final Fantasy XII nichts anders, ich schätze seine Arbeit wirklich sehr. Hier ist aus meiner Sicht qualitativ wie quantitativ wieder so viel Interessantes mit am Start, dass es ein Genuss ist, da die Musikuntermalung (wie schon in Vagrant Story) das Geschehen sehr passend unterstützt und einfach genau meinen Hörnerv trifft. Wie das gesamte Spiel alles sehr erhaben und erwachsen.

Das Kampfsystem gefällt mir wie damals gut, es geht flott vonstatten, bietet jedoch im Hintergrund jede Menge Komplexität und Tiefgang (Lizenzbretter, Techniken, Magie, Waffentypen, Ausrüstung). Und auch wenn ich nicht der Gambit-Konfigurierer vor dem Herrn bin, nutze ich die gegebenen Möglichkeiten gerne. Ich passe diese jedoch nicht zu oft an, um den Spielfluss zu erhalten. Das Schöne daran ist ja, dass dies jeder so handhaben kann, wie er möchte.

Gleiches galt übrigens damals auch für die Lizenzbretter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es, aus welchen Gründen auch immer, kritisiert wurde, dass alle Charaktere früher oder später alle Fähigkeiten besitzen. Zwar habe ich es nie verstanden, weshalb dies ein Problem darstellt, da man ja über das gesamte Spiel hinweg zunächst einmal die vorgesehenen Wege für die Charaktere gehen kann, wenn man es denn möchte und dann wirklich erst später die Wege der anderen Charaktere einschlägt. Man hatte also auch hier die Freiheit zu tun, was man möchte. In The Zodiac Age hat man nun also statt annähernd kompletter Freiheit die Job-Einschränkung. Vielerorts wurde und wird das gelobt, ich bin gespannt, wie ich es mit ansteigender Spielzeit wahrnehmen werde. In der Theorie finde ich diese Einschränkung jedenfalls erstmal nicht sinnvoll.

Was für mich ebenfalls positiv hervorzuheben ist: Die (für PS2-Verhältnisse) weitläufigeren Areale. Ich liebe es, diese zu erkunden und nicht durch einen FF XIII-Schlauch getrieben zu werden. FF XII bietet schon relativ früh im Spiel ausreichend Explorations-Potential. So darf es für mich gerne sein. In der Westwüste Dalmascas hatte ich bspw. gleich mal ne 20er+ Wolf-Serie aufgestellt und bin dann überraschenderweise auf einen größeren, roten Wolf gestoßen, dessen Statistiken trotz Analyse-Buff lediglich mit Fragezeichen dargestellt wurden. Aus meiner Erinnerung heraus bedeutet dies, dass er deutlich über meinem Level sein müsste und ich dementsprechend umgehend die Flucht ergriffen habe :)

Zudem kehren Stück für Stück immer mehr Details in mein Hirn zurück: Besiegt man von einem Gegner-Typ eine gewisse Anzahl, erhält man im Menü eine weitere Seite mit Informationen zum jeweiligen Gegner, welche zum Teil weitere spielerische Tipps/Geheimnisse offenbaren. Ach, ich bin so froh, endlich wieder in diese vielschichtige Welt eintauchen zu können.

Und noch ein paar Zeilen zum Welten-Design:

Großartig. Zu Rabanastre und dessen Glaubwürdigkeit als größere Stadt habe ich ja weiter oben schon etwas geschrieben. Die Giza-Ebene mit ihren verschiedenen Witterungsbedingungen, die Ost- und Westwüste Dalmascas, die bisherigen Dungeons, all das strahlt auf mich sehr viel Klasse mitsamt Abenteuer- und Entdecker-Lust aus. Und ich bin ja noch ziemlich am Anfang des Spiels. Die Himmelsstadt Bhujerba, wo ich mich derzeit befinde, gefällt mir aufgrund der Architektur, der warmen Farben sowie der immer wieder wahrnehmbaren Vegetation ausgesprochen gut. Ein Wohlfühlort par excellence, welcher mich auch ein wenig an Leá Monde aus Vagrant Story erinnert. Und die Bewohner wissen jetzt auch schon, dass ^^

Zu guter Letzt noch etwas zur Remaster-Qualität:

Square Enix und Virtuos haben hier ähnlich wie auch schon mit Final Fantasy X / X-2 HD Remaster einen klasse Job abgeliefert, wobei der notwendige Aufwand hier bei Final Fantasy XII wohl noch größer gewesen sein dürfte.

Jedenfalls ist das Ergebnis grandios.

Die behutsame Restauration der Charaktere und Umgebungen gefällt mir ausgesprochen gut. Auch wenn die Texturen nicht alle ausnahmslos neu zu sein scheinen, sehen sie auf meinem 1080p-Plama-TV zumeist sehr ansprechend restauriert aus. Lediglich zu Beginn in Rabanastre hatte ich einen Moment, in welchem die Texturen im Stadt-Hintergrund einmal recht unscharf aussahen, ansonsten ist das Gesamterlebnis wirklich sehr schön. Vor allem kommt einem der Gewinn an Auflösung, Qualitiät und Zeichentiefe der Texturen auch spielerisch sehr entgegen, da es sich hier ja wie erwähnt um ein Spiel mit viel Erkundung + Kamera-Rotation mit dem rechten Analogstick handelt und dies nun im Vergleich mit der PS2-Version deutlich angenehmer vonstatten geht, da das Bewegtbild deutlich weniger Aliasing/Flimmern aufweist. Zudem kommt das wunderbare Artdesign nochmals besser zur Geltung.

Die englische Sprachausgabe mitsamt der Auswahl der Sprecher fand ich schon damals fantastisch, allerdings war die damalige technische Qualität im PS2-Original nicht einwandfrei, da sich die Sprache im Spiel leider etwas dumpf anhörte, als hätten die Sprecher bei den Aufnahmen bspw. dauerhaft ein Holzbrett vorm Gesicht gehabt. Dies wurde nun für das Remaster überarbeitet, sodass sich die technische Qualität deutlich verbessert zeigt und es für mich bisher ein Hochgenuss ist, den Charakteren zuzuhören.

Menüs, Karten und Texte wurden ebenfalls eines HD-Remasters würdig angepasst.

Und:

Die neu hinzugekommene Beschleunigungs-Funktion während des Gameplays ist klasse (Zweifach-Beschleunigung ist dabei für mich bisher vollkommen ausreichend). Ich verwende sie bisher nicht zu oft, aber beim Farmen bspw. an der anfangs erwähnten Skelett-Stelle in den Lhusu-Minen war dies sehr hilfreich, um in etwa 30 bis 40 Minuten auf eine 355er-Serie zu kommen. Unklug von mir nur, dass ich mich nicht mehr daran erinnerte, dass das Item-Limit bei 99 liegt und mir deswegen sicherlich einige Schattensteine durch die Lappen gegangen sind. Nun denn :)

Insgesamt gefällt mir das Spiel nach nunmehr 14 bis 15 Jahren bisher immer noch richtig gut, da es mich als Spieler in vielerlei Hinsicht ernst nimmt, sehr viel interessanter Inhalt vorhanden und das Remaster im gleichen Zuge einfach hervorragend geworden ist.

Keine Frage:

In diese Welt möchte ich die nächsten Wochen weiter eintauchen.


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