Thema:
Re:Sind nicht eher diejenigen besoffen… flat
Autor: JPS
Datum:01.07.22 12:25
Antwort auf:Re:Sind nicht eher diejenigen besoffen… von BOBELE

>>>Auszug: „Unter bestimmten Umständen kann es vorkommen, dass ein Video von PlayStation Video entfernt werden muss. In diesen Fällen ist das Herunterladen und/oder Streamen von gekauften Videos nicht mehr möglich.“

Das ist mehr als schwammig und darunter wird wohl kaum jemand verstehen, dass Sony bewußt einen Deal abgeschlossen hat, der von Anfang an ein Ablaufdatum für den kompletten Katalog eines Filmstudios vorgesehen hat.

>Da konnte man als Mahner so oft man wollte auf das Kleingedruckte hinweisen, die unüberwindliche Wand der Ignoranz war immer gemauert aus Sätzen wie: "Das ist doch theoretisch, das machen die nie!" oder "Die sichern sich nur für Extremfälle ab, Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Dir gekaufen Content wieder abnehmen?!"

>Ähm... doch. Wer keine Lust hat, Nutzungsbibeln (geiles Wort übrigens) zu lesen, der sollte sich eben von solchen halbseidenen Geschäftsmodellen fernhalten oder zumindest danach nicht rumnölen.

Dass gekaufte Inhalte während des Fortbestands des Dienstes aus den Bibliotheken der Käufer entfernt werden ist kein Industriestandard.

Sowas macht weder Sony selbst bei Spielen und auch kein anderer mir bekannter Dienst bei dem man Filme digital kaufen kann - das Gegenteil kann man bereits seit Jahren regelmäßig bei allen Anbietern beobachten, wenn einzelne Filme aus dem Verkauf genommen werden, aber selbstverständlich noch weiterhin von den bisherigen Käufern erneut gestreamt und/oder heruntergeladen werden können.

Es ist daher Quatsch das als "selbst schuld", "erwartbar" und "hättest Mal die AGBs lesen sollen" einzuordnen und sich dabei noch selbst für sein Festklammern an physischen Datenträgern auf die Schulter zu klopfen.

>Man muss da auch nicht mehr immer die Details lesen. Es ist inzwischen bekannt, dass man im Grunde nahezu überall nur ein zeitlich nicht fest definiertes, jederzeit widerrufbares Nutzungsrecht kauft, nicht aber das Eigentum an einer Sache erwirbt.

Darum geht es hier nicht. Sony ist nicht pleite gegangen oder hat einen alten Dienst nach 15 Jahren schrittweise eingestellt, sondern hat schlicht extrem konsumentenfeindliche Lizenz-Deals abgeschlossen, den Kunden darüber im Unklaren gelassen und nicht auf das klar bekannte Ablaufdatum der Lizenzen hingewiesen. Damit würden Sie IMO auch jede Klage vor einem deutschen Gericht verlieren.

>Und bei wen anders als den Kunden soll man denn da die Schuld suchen?

Bei Sony? Der Kunde kennt die Vertragsdetails zwischen Sony und dem Filmstudio schließlich nicht und kann daher nicht erwarten, dass plötzlich alle Käufe eines bestimmten Studios wertlos werden, nur weil Sony sich auf einen solchen schwachsinnigen Deal eingelassen hat, der nicht vorsieht, dass bereits abgeschlossene Käufe für den Kunden auch mit Ablauf der Vertragszeit erhalten bleiben.

Das wäre auch mein Ansatzpunkt für eine erfolgreiche Klage, dass solche wichtigen Informationen nicht transparent gemacht wurden - da hilft dann auch kein Hinweis auf die schwammigen Aussagen in den AGBs, da das schlicht von allem abweicht, was der Kunde erwarten kann/sollte. Und bei einer solchen extremen Abweichung von erwartbaren Standards, reichen dann auch keine schwammigen Aussagen in den AGBs.

>Der hat die Wahl zwischen einem Datenträger, an dem er Eigentum erwirbt und dessen Inhalt ihm dauerhaft zur Verfügung steht und einer bestenfalls dubiosen Nutzungslizenz.

Auf dem Datenträger bekommst Du eine v0.9-Version ohne DLCs - in einigen Fällen nicht einmal das, sondern eine komplett unspielbare Version oder komplett fehlende Bestandteile.

Und Nutzen kannst Du diese Versionen dann auch nicht endlos für mehrere Jahrzehnte, sondern nur so lange wie der Datenträger und die Konsolen haltbar sind und wenn die Konsolen selbst nicht auf einen Kontakt zum Server angewiesen sind um dauerhaft zu funktionieren. Da gab es vor ca. einem Jahr die Meldungen, dass eine PS4 nach dem Verlust der Uhrzeit nicht mehr funktioniert, wenn sie nicht nach dem Batterietausch den Sony-Server kontaktieren kann.

Wenn Du also nur Spiele kaufen willst, die garantiert über Jahrzehnte vollständig und in ihrer finalen Form nutzbar bleiben, konntest Du schon vor mehreren Generationen aussteigen - egal ob digital oder physisch. Wer physische Spiele in der heutigen Zeit noch als überlegene Alternative ansieht, belügt sich nur selbst und wird keine weniger unangenehme Überraschung erleben, als die digitalen Käufer.

Neben dem Weg in die Grauzone von ISOs, ROMs und Emulation sind DRM-freie PC Spiele tatsächlich die letzte verbleibende Option, wenn Du sicherstellen willst das Du Deine Spiele noch ohne Einschränkungen in 20-30 Jahren nutzen kannst. Und von kürzeren Zeiten wie 10+ Jahren kannst Du auch bei vielen digitalen Plattformen ausgehen.


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