Thema:
Re:Hab's auch angefangen flat
Autor: strid3r
Datum:17.05.22 19:05
Antwort auf:Hab's auch angefangen von deros

>Wirkt schon wie ein tolles Spiel, aber ich glaub für mich ist's einfach nichts. Ich bin ohnehin kein großer Fan von Rogue-likes - wiederholte Runs fühlen sich für mich einfach immer eher wie verschwendete Zeit an - und dadurch, dass so ein Run in Returnal locker mehrere Stunden lang sein kann, ist das dann nochmal besonders demotivierend. Bin gestern nach 1 1/2 Stunden oder so gestorben (ähnlich wie bei dir mit dem Gedanken im Hinterkopf: "Bloß nicht zu verbissen dran gehen, sonst wird's frustrierend") und auch wenn's Spaß gemacht hat und neue Runs mit der Erfahrung des ersten wahrscheinlich deutlich flotter ablaufen, spüre ich jetzt nicht wirklich das Verlangen das Spiel wieder einzuschalten.

Wie an anderer Stelle erwähnt: ist für mich absolut nachvollziehbar und das waren die Bedenken, die ich selber hatte bei dem Spiel. Ich würde auch sagen, dass man es sich unter "normalen Umständen" praktisch nicht geben sollte. Ohne hier einen Puffer an Freizeit zu haben, hätte ich es definitiv nicht gespielt und es ist sicher vieles, aber imo auf keinen Fall ein Spiel für ein entspanntes Wochenende, noch viel weniger für den Feierabend.
Ich übertreibe nicht, wenn ich schreibe, dass ich die Folgen des Stresspegels selbst mit zwei Tagen Abstand noch spüre. Klar, man muss jetzt auch nicht zwangsweise so bescheuert sein, es sich derart konzentriert zu geben, andererseits verzeiht dieses Konzept große Pausen ebenso wenig.

Das Mindset, welches vorausgesetzt wird, ähnelt schon sehr dem, mit welchem man sich auch an 1CCs im Arcadesektor begeben muss, wobei Returnal in meinen Augen die Tatsache, dass Memorization durch den Zufallsaspekt hier teils ausgehebelt wird, damit ausgleicht, dass man 1. eine vergleichsweise sehr mächtige Spielfigur mit nahezu (Overload ist imo etwas unglücklich gelöst) perfektem Handling steuert und 2. das Spiel sich auch an den richtigen Stellen dann doch etwas zurücknimmt - vor allem bei den Bossen. Trotzdem ist der Ansatz, mit dem man üblicherweise an das Spiel geht, ziemlich klar der, sich selber herauszufordern. Und darauf muss man eben wirklich Bock haben, was bei mir nebenbei auch nur noch ganz selten bzw. alle Jubeljahre der Fall ist.

Returnal bietet hierfür imo dann aber wirklich einen sehr guten Rahmen, bei dem sich der Anspruch, der sich durch die Balance ergibt, irgendwo zwischen echten 1CCs (imo nochmal eine ganz andere Hausnummer) und Spielen, die einfach "normal" schwer sind, einpendelt. Trotz der Fallhöhe, die einem immer im Nacken sitzt. Einfach, weil es wirklich so gut umgesetzt ist. Ich habe lange nicht mehr ein Spiel gespielt, bei dem ich fast keine Sekunde gedacht habe "man, wie lame war das denn jetzt bitte wieder?!" oder "Was? Wie?? Wo???" und wenn man nicht mehr Herr der Lage war, es klar war, dass es im Normalfall an einem selber lag. Das Schlimmste, was mir einfällt an Dingen, die mich komplett kalt erwischt haben, wären evtl. die Augen mit den Todeslasern, aber selbst da hat man noch die Möglichkeit zu reagieren. Im Gegensatz dazu hatte ich bei Control zum Beispiel jetzt schon wieder etliche dieser genannten Situationen und bin auch im Vergleich bereits wesentlich öfter verreckt, weil einfach alles so viel undurchdachter wirkt ("achso, wenn ich zweimal nacheinander einen Dash mache, damit gleichzeiti mein Meter für den Schild leer ist und dann ein Gegner Homing Raketen auf mich abfeuert, bin ich einfach tot, alles klar" oder "stimmt, warum sollten in einem Spiel, bei dem einem die komplette Umgebung um die Ohren fliegt, Granaten und Raketen auch irgendwie besser erkennbar bzw. zu verorten sein" etc.).

Dass ich dem Spiel so wohlgesonnen bin, liegt aber sicherlich auch daran, dass ich insgesamt nehme ich an schon recht lucky war und dadurch nicht mit diesen krassen Zeitverlusten zu kämpfen hatte (und da gab es locker Potential für, wo ein paar Pixel Energie den Unterschied gemacht haben und es auch am Ende bei mir genau so hätte laufen können, wie Shoryuken mir vorher von sich geschildert hat). Angesichts der Qualitäten, die es beim Gameplay und Gamedesign zweifellos hat, finde ich es auch tatsächlich schade, dass der hier eingeforderte Einsatz dermaßen hoch ist und bin der Meinung, dass man diesen auch viel niedriger hätte ansetzen können, um mehr Spieler mitzunehmen. Ich habe jedenfalls definitiv so meine Zweifel, dass es für mich eine riesen Bereicherung dargestellt hätte, nach bereits drei bis vier Stunden investierter Zeit auch mal zu scheitern und jeglichen Progress aus diesem Zeitraum zu verlieren…
In dieser Form ist Returnal entsprechend auch wirklich kein Must Play, bzw. Spiel, dass sich jeder mal geben sollte, sondern eines, welches sich nur dann zu spielen lohnt, wenn man genau diese Art von Herausforderung und Erfahrung sucht, mit allen damit potentiell einhergehenden Fallstricken. Dann aber umso mehr, weil sicherlich eines der besten Spiele seiner Art.


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