Thema:
Returnal (leichte Spoiler) flat
Autor: strid3r
Datum:16.05.22 14:26
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 39 - Jedem Ende wohnt ein Zauber inne von Schlomo

Zumindest liefen nach meiner zweiten Session gestern die Credits, auch wenn es weiter zu gehen scheint. Kann mich dann jetzt wohl mit etwas weniger Pressure auf die restlichen Storyschnipsel konzentrieren und den Abschluss (?) genießen.
Statistik nach dem Durchspielen:
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Beide Tode fanden im vierten Biom statt, beide Male auch relativ früh in selbigem (und jeweils unter freundlicher Mitarbeit des gleichen Fuckers, wobei mich einmal nicht dieser, sondern auf kopfloser Flucht eine Laserschranke erwischt hat…). Beim ersten Mal war’s der Abschluss, beim zweiten der Auftakt der jeweiligen Session. Insofern hielt sich der Frust in Grenzen, auch wenn’s durchaus davon ab ziemlich knappe Dinger gab und Konzentration spielt hier definitiv eine Rolle, weshalb ich Unterbrechungen sogar für kontraproduktiv halte, trotz des Umfangs.
Zwei durch Reconstructor abgefangene Tode, die’s damit nicht in die Statistik geschafft haben, gab’s natürlich auch. Den haarigsten dabei ganz kurz vor dem letzten Boss, mitsamt Malfunctions darüber hinaus, die ich fast nicht mehr losgeworden wäre. Ein schönes Kapitel aus der Kategorie "wenn Videospiele einen zum Weinen bringen". ;)

Trotzdem war ich vor allem angesichts des Subgenres insgesamt positiv überrascht, wie man durch eine sehr konservative Spielweise mitsamt Planung doch viele Risiken entschärfen konnte. Selbst, wenn ich Marty McFly hieße, hätte ich mich hier ohne jeglichen Einwand als feige Sau bezeichnen lassen. Denn wirklich krasse Shooter-Skillz verlangt das Spiel nicht. Wichtiger ist es, sich beim Ausweichen der Umgebung bewusst zu sein, diese entsprechend für sich zu nutzen (vor allem später die Grappling-Punkte), sich eben auch mal ganz billig als "Türsteher" zu betätigen und bei den Bossen vor allem die (schönen) Muster zügig zu durchschauen. Und während ich das Spiel, oder zumindest die Abschnitte - gut, bei den letzten habe ich nicht gecheckt, dass es eigentlich offenbar zwei getrennte sein sollen -, weiterhin als viel zu lang für das Konzept erachte, schätze ich es insgesamt nicht "schwerer" ein, als andere Shooter. Eher im Gegenteil. So Scherze wie die letzten Shootouts bei Uncharted 4, die zumindest bei mir locker mal ~10 entnervte Retries zur Folge haben, könnte sich ein Returnal auch gar nicht erlauben.

Es ist letztendlich wirklich sogesehen vom Umfang ausgehend ein normaler SP-Shooter mit außergewöhnlich fiesen Rücksetzpunkten und moderaten Zufallsfaktoren. Einer, der imo auch eine gute Balance findet, diese beiden an sich haarigen Aspekte, die der Roguelike-Ansatz mit sich bringt, auszugleichen und das tatsächlich dann noch geschickt mit den visuellen und erzählerischen Aspekten verschmilzt. Und diese Balance wird vor allem auch durch eine fast makellose Umsetzung einer mobilen Spielfigur im dreidimensionalen Raum und gleichzeitig eine  Übersichtlichkeit erreicht, die alles andere als selbstverständlich ist. Zum Vergleich: Bei God of War hatte ich zuletzt oft geflucht, wenn mal wieder ob der dümmlichen Kamera nicht ersichtlich war, dass sich hinter mir z. B. eine Wand befand, die Kamera auch mal generell verrückt spielte oder den Fokus verlor, oder der Effektoverkill dermaßen die Übersicht gefährdete, dass ich bestimmte Angriffe allein deswegen nicht mehr verwendet habe, um mich nicht selber damit zu sabotieren. Was hier gefühlt und gerade in entscheidenden Momenten an der Tagesordnung schien, war bei Returnal die absolute Ausnahme.
Allerdings bin ich trotzdem der Meinung, dass man die Fallhöhe, die sich bei Returnal aus den Abständen zwischen den "Checkpoints" ergibt, ohne Weiteres hätte reduzieren können, ohne, dass das Erlebnis dadurch in erheblichem Maße gemindert oder gar verfälscht worden wäre. Vor allem das zeitliche Investment, welches hier eingefordert wird und auch Frusttoleranz und Stresspegel sind hier zweifellos nicht ohne. Vor dem Hintergrund kann ich absolut jeden verstehen, der hier trotz Lobhudelei auf die Qualitäten für sich am Ende trotzdem entscheidet: nope. Mich persönlich hat’s erfreulicherweise gut abgeholt in fast jeglicher Hinsicht und ich bin sehr froh, mir diesen Ritt gegeben zu haben, gönne mir jetzt aber definitiv erstmal eine Verschnaufpause. In diesem Sinne vielen Dank nochmal an Pit und Shoryuken, ohne deren Empfehlung und Eindrücke ich das Spiel gar nicht in der Form auf dem Schirm gehabt hätte.


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