Thema:
Final Fantasy VIII Remastered flat
Autor: Bergzwuckel
Datum:09.01.22 13:58
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 39 - Jedem Ende wohnt ein Zauber inne von Schlomo

Ich hab es getan. Nach über 20 Jahren hab ich es das erste Mal durchgespielt.

Damals noch auf der Playstation des großen Bruders mehrmals gespielt, aber niemals vollendet, dann auf den eigenen Konsolen (Playstation, PC und irgendwann Remastered auf der Switch) mehrmals begonnen und sogar immer recht weit gespielt, zweimal sogar bis zum Anfang vom letzten Dungeon, aber auch da nie beendet. Ich glaube kein Spiel besitze ich so häufig und hab es dennoch nie beendet wie FF8.

Kurz vor Weihnachten dann beim PSN Sale für en Zehner mitgenommen und mir vorgenommen es endlich mal durchzuspielen und direkt Platin mitzunehmen.

Und endlich hab ich es Mal geschafft, ich habe das Ende gesehen und auch Omega Weapon musste dran glauben. Es dauerte für die Platin grob 21 Stunden (3x Boost sei Dank).

Wie schon bei den gefühlten zwanzig Versuchen davor weiß ich immer noch nicht, was ich von dem Spiel nun eigentlich halten soll.

Ich mag den ganz eigenen Stil und das Artdesign, ja, ich mag sogar das Junction System. Die Musik ist absolut überragend und gehört zusammen mit 7 und 10 einfach an die Spitze der Reihe. Und es hat mit Triple Triad einfach auch das beste Minispiel der Reihe.

Aber diese Charaktere und die Story... uiuiui, die ist einfach teilweise so haarsträubend dumm. Dabei fängt das Spiel sogar recht gut an. Militärakademie, Mission in Dollet, Unterstützung einer Rebellion gegen den bösen Feind, eine Hexe, die sich das Reich unter den Nagel reisst. Das ist schon irgendwie ganz cool gemacht und quasi ganz klassisches Final Fantasy in ner fantasievollen modernen Welt, toll inszeniert und mit tollen Cutscenes hinterlegt. CD1 (wenn man von den originalen CDs auf Playstation ausgeht) find ich immer noch super. CD2 eigentlich auch noch, jedenfalls zu Beginn. Die Welt öffnet sich, man ist quasi im Krieg gegen das "feindliche Reich". Aber oh Boy, oh boy. ab da beginnt es dann. Ich sag nur: Waisenhaus. Es ist einfach so unglaublich dumm. Ab da geht es halt storytechnisch wahnsinnig bergab... Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Dazu die Einführung des eigentlich großen Bösewichts.
Aiaiai...
FF6 hat mit Kefka einen großen Bösewicht geschaffen, FF7 mit Sephiroth und Jenova, FFX mit Seymour, Sin und Yevon. Alles dann auch richtig gute Bösewichte (oder Bösewichte hinter dem Bösewicht), deren Motivation und Geschichte man nach und nach erfährt.
Und dann hast du Artemisia in diesem Teil. Jemand von dem man das ganze Spiel über, vom komischen Zeitkomprimierungsplan abgesehen, den ich beim x-ten Mal irgendwie immer noch nicht durchstiegen hab, einfach nix sieht und von dem man bis zum Endkampf nicht mal einen Dialog hört. Es ist einfach so dumm, langweilig und all over the place. Man hat gefühlte tausend Konzepte in diesem Spiel, die teilweise interessant sind oder sein könnten (Zeitreise, Träne des Mondes, ein sich abkapselnder Hexenstaat wie Esthar, Gedächtnisverlust durch Nutzung und Kopplung von GFs, das blinde Folgen von Befehlen), aber halt einfach teilweise dilettantisch umgesetzt wurden.
Wo ich dann halt echt immer lachen muss ist dann das Ende. Dass halt der Final Dungeon (den ich nun das erste Mal gespielt hab und der mir an sich durchaus gefallen hat) ein Hexenschloss mit Fledermausflügeln und Gargoyle Statuen ist, ist echt so dermaßen skurril. Du hast ne wahnsinnig moderne Welt und ne Hexe aus der Zukunft und dann sitzt sie in dem Schloss das aussieht, wie en Mix aus Final Fantasy 1 und der Vorstellung eines Fünfjährigen, den man fragt wie das Schloss einer bösen Hexe aussieht, amüsiert mich einfach. Das ist halt ein kompletter Bruch mit dem restlichen Design, dass es fast schon wieder witzig ist.

Ich frage mich echt, ob diese Geschichte rund um Artemisia von Anfang an so geplant war oder ob da ordentlich was gestrichen wurde.

Bzgl. der Liebesgeschichte zwischen Squall und Rinoa. Find ich jetzt gar nicht so beschissen, auch wenn Squall schon nervig ist teilweise. Ich hab bzgl. der Charaktere eher das Problem, dass neben den beiden quasi der komplette Rest der Truppe unglaublich blass bleibt. Die sind halt einfach nur dabei, mehr nicht.

Achja, der Kampf mit Omega Weapon war spaßig. Der hat es schon ordentlich in sich und ich hatte en bisschen gebraucht, bis ich kapiert hab, wie ich ihn schlagen kann.

Noch zum technischen: Remastered ist irgendwie ein komischer Mix. Die neuen Charaktermodelle sind eigentlich gut getroffen, bis auf Squall, der einfach als einziger Charakter komplett anders als im Original aussieht. Kapier ich nicht.
Dazu dann halt der krasse Zwist zwischen neuen Charakteren und immer noch Hintergründe in alter Auflösung. Einfach so bescheuert, wenn man als Charakter mit hoher Polygonanzahl mit nem Charakter redet, der Teil der Hintergrundgrafik ist und somit nur aus gefühlt 50 Pixeln besteht. Die Cutscenes sehen aber eigentlich immer noch gut aus, trotz der geringen Auflösung.

So, viel geschrieben. Bin froh es endlich Mal durchgespielt zu haben. Platin war eigentlich sehr einfach zu erreichen, die 3x Geschwindigkeit auch dafür ne Wohltat.

Ich hatte durchaus wieder Spaß, da ich es spielerisch echt nicht schlecht finde. Aber von der Story und deren Abschluss und den Dialogen halt schon kein zufriedenstellendes Final Fantasy. Es spielt in einer anderen, niedrigeren Liga als die teils sehr guten Spiele der Reihe.

6(+1)/10 Gunblades. Den Zusatzpunkt gibt es einfach für Triple Triad.


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