Thema:
Durch flat
Autor: heffer
Datum:08.01.22 20:30
Antwort auf:Deathloop - Täglich tötet das Murmeltier von Derrick

Vorweg: Ich finde es eigentlich ziemlich cool, gerade die Artdirection, die Substories und auch die Spielmechanik. Es ähnelt vom Gameplay her stark Dishonored, insbesondere durch den Teleport-Skill und die begehbaren Dächer. Und man muss auch klar sagen, dass die Idee gar nicht so dumm ist, diesen immer-wieder-von-vorne-Anfangen-Ansatz in ein Stealth-Spiel zu implementieren. Denn wie oft habe ich bei Deus Ex oder Dishonored, nachdem ich am Ziel angekommen war, plötzlich einen alternativen Weg entdeckt und mir gedacht "wärst du mal da lang gegangen". Das ist bei Deathloop auch so, aber hier kann man beim nächsten Mal tatsächlich den neu entdeckten Weg gehen, und an unterschiedlichen Wegen in einem Level gibt es hier wirklich, wirklich viele.

Trotzdem scheitert es letztlich an genau diesem Konzept. Deathloop ist vom Ansatz her wie Outer Wilds, hat also auch ein Loop-Konzept, nur dass es etwas weniger Areale sind (vier), die aber zu unterschiedlichen Tageszeiten mit jeweils eigenen Abläufen besucht werden können (ebenfalls vier). Am Ende eines Tages steht alles wieder auf Null, wobei mit diesem Konzept übrigens an einer Stelle ziemlich dreist gebrochen wird – dass das Spiel den Bruch selbst erkennt und auch kommentiert, macht es nicht wirklich besser.

Das Spiel ist also so ausgelegt, dass man es (den besagten Bruch mal beiseite gedacht) von Anfang an theoretisch schon in einer kurzen Session beenden kann. Die Schwierigkeit für die Entwickler besteht nun darin, diesen Weg so zu verschleiern, dass er zunächst nicht zu erkennen ist, und den Spieler Schritt für Schritt zu den Informationen zu führen, mit denen man ihn letztlich offenlegt.

Outer Wilds findet hierfür unzählige völlig unterschiedliche Ideen (zB erklärt es erst im Laufe des Spiels eine Mechanik, die eigentlich von Anfang an anwendbar ist). Deathloop hingegen hat genau eine: Türcodes. Das gesamte Spiel läuft wie folgt ab: Man findet in Areal A den Code für eine Tür in Areal C, hinter dieser dann den Code für eine Tür in Areal B, dahinter dann den Code für eine weitere Tür in Areal A – und so weiter und so fort.

Es gibt zwar kleinere Variationen, zB dass man über einen Stromschalter in Areal A erst eine Tür in Areal B öffnet und dann zu einer späteren Tageszeit dahin läuft. Dort findet man dann aber letztlich auch wieder nur den Code für die nächste Tür. Zudem waren die Entwickler auf die Idee mit dem Stromschalter offenbar so stolz, dass sie den Spieler das Ganze gleich dreimal hintereinander machen lassen und ihn dabei auch immer wieder zu exakt dem gleichen Stromschalter schicken, der zuvor auch noch jedes Mal durch ein relativ umständliches Laufprozedere neu aktiviert werden muss.

"Nur Türcodes" ist (natürlich) ein klein wenig überzeichnet, aber ganz ehrlich: Viel mehr fällt den Leveldesignern nicht ein. Verglichen mit Outer Wilds ist Deathloop in dem Punkt der reinste Witz.

Und vor allem machen die Designer es dem Spieler genau so leicht wie sich selbst: Es gibt hier wieder ein Logbuch, in dem jede neue Entdeckung dauerhaft vermerkt wird. Das war in Outer Wilds schon eine enorme Vereinfachung, allerdings musste man die Einträge dort wenigstens noch selbst lesen und seine Schlüsse aus ihnen ziehen. In Deathloop genügt es, einen Eintrag einfach anzuklicken – daraufhin sagt einem das Spiel genau, zu welcher Tageszeit in welchem Areal man den nächsten point of interest findet. Im Ingame führt dann sogar ein Wegpunkt idiotensicher zum Ziel. Selbst denken muss man also nie.

Letzten Endes unterscheidet sich Deathloop vom Anspruch her daher nicht von einem linearen, nicht Loop-basierten Spiel. Um es kurz zu sagen, ist das ganze Loop-System hier ziemlicher Schwindel.

Wäre sicherlich alles halb so schlimm, wenn es wenigstens nicht stören würde. Aber genau das tut es zum Ende hin, und zwar nicht zu knapp. Wenn man dann irgendwann zum 48. Mal an den immer gleichen Gegnern vorbeiläuft und auch jede ersichtliche Vorgehensweise schon mehrmals ausgeführt hat, fragt man sich irgendwann wirklich, ob das jetzt noch sein muss, vor allem wenn am Ende wieder nur der nächste Türcode auf einen wartet.


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