Thema:
Das Spiel weiß, wann es genug ist flat
Autor: Sockenpapst
Datum:25.11.21 13:45
Antwort auf:Mortal Shell [PC, PS4, Xbox One] von Fred LaBosch

Oder besser gesagt, die Entwickler wissen ganz genau, wie lange das Gameplay und insbesondere die doch arg dünne Charakterentwicklung tragen, und wann es wirklich Zeit wird, dem Spieler den Endboss vorzusetzen. Bis dahin wurde ich aber zwei Tage sehr gut unterhalten, kann aber gleichwohl schon jetzt sicher sagen, dass mir absolut nichts vom Spiel in Erinnerung bleiben wird.

Denn zu offensiv bedient man sich einerseits bei From, erreicht aber andererseits beim Kopieren niemals echte Klasse. Zu generisch das Level- und Gegnerdesign, zu unausgewogen das Balancing, zu wirr die erstaunlich kleine Hubworld.

Und quasi alle mehr oder weniger neuen Ideen verpuffen in meinen Augen ein wenig, namentlich insbesondere die Shells: Schnell hat man "seinen" Körper gefunden, und dann gibt es wenig Grund noch einmal zu wechseln; das Gegner- oder gar Bossdesign - letzteres auffallend läppisch - erfordert dies jedenfalls nicht. Dumm nur, dass es nur wenige wirklich interessante Ausbaustufen gibt und man deshalb schon zur Mitte des Spiels alle persönlich interessanten Perks erspielt hat und dann etwas missmutig Beifang freischaltet, wie auf einer Gammelfleischparty. Das Gleiche gilt für die Waffen: Ist ja schön, dass ich da vier unterschiedliche präsentiert kriege, dummerweise wird quasi jeder seine Startwaffe schon ordentlich gepimpt haben, wenn es erstmalig Alternativen gibt, und ein Wechsel bringt dann eigentlich nur Nachteile mit sich.

Klar, das ist alles offensichtlich auch auf ein Experimentieren im NG+ ausgelegt, aber dennoch sollte eine spezialisierte Charakterentwicklung nicht schon innerhalb eines Durchgangs an enge Grenzen stoßen.

Generell verläuft die Motivationskurse etwas seltsam - die ersten Stunden irrt man arg verwirrt durch den bekloppt designten Hub, haut die immer gleichen Gegner um und fühlt sich dabei dümmer als ein durchschnittlicher NRW-Abiturient (btw.: Itembeschreibung erst nach Nutzung - wtf?), dann fuchst man sich rein und es macht dank eines guten Kampfsystems sehr lange ordentlich Bock, bis man übermächtig wird und es gleichzeitig an sinnvollen Möhrchen fehlt. Und genau dann, wenn man sich gerade anfängt zu fragen, ob das jetzt spielerisch schon alles war, endet das Ding im genau richtigen Moment.

Das klingt jetzt alles etwas hart, denn letztlich isses schon ein kompetentes kleines Soulslike, das aber gegen alles von From, aber auch gegen Sachen wie Nioh oder (meine persönlichen Favoriten) die beiden Surges massiv abstinkt.


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