Thema:
Fazit flat
Autor: Pitsburgh
Datum:22.10.21 19:13
Antwort auf:Metroid Dread von DasReptil

Das Kurzfazit vorweg, hat nicht jeder Lust auf WoT...

Metroid Dread, SWI – 8,5/10
Überkompetentes Action-Metroid von MercurySteam, welches einige neue Tugenden einführt, dafür aber ein paar alte über Bord wirft – Händchenhalten bis zu den (Zwischen-)Bossen, dann gibt's die Faust!

So, nachdem denda mich so lieb gebeten hat und die Serie mir bekanntermaßen sehr am Herzen liegt, raffe ich mich auch mal auf etwas mehr zu schreiben. Meistens reicht es ja nur für die "Durchgezockt" Jahresliste...
Dieser Thread ist aber auch erstaunlich interessant und "divers" (mit Ausnahme der üblichen Verdächtigen...), da lohnt es sich auch mal etwas Zeit zu investieren.

Nach der überraschenden Ankündigung von Dread war ich selbstverständlich im Hypemodus, obwohl das üblicherweise ein Garant für Enttäuschung ist. Aber dass tatsächlich ein neues 2D Metroid auf Nintendos aktueller Konsole erscheint ist auch ein Grund zur Freude. Nachdem MS mit Samus Returns solide Arbeit abgeliefert und sich m. E. mit jedem Release gesteigert hat, konnte es kein Totalausfall werden.

Mit dieser riesigen Erwartungshaltung (ließ sich nicht unterdrücken) bin ich dann auch in das Spiel gegangen und war die ersten 1-2 Stunden latent ernüchtert bzw. "underwhelmed". Das lag v. a. an den ersten drei Gebieten, welche imo zu den schwächsten gehören. Ich bin einfach großer Fan von Alien-Flora und eher organischen Umgebungen, Fabrikhallen lassen mich kalt.
Dazu kam, dass ich das Guiding als ziemlich stark empfand, aber das war evtl. dem Start geschuldet .

Trotzdem merkte ich bereits, wie sich ein sehr starker Sog einstellte, es fiel mir schwer die Switch wegzulegen und ich wollte möglichst schnell wieder eintauchen. Dann kamen die ersten Bosse und attraktivere Gebiete, die zunächst überladene Steuerung verlor auch an Schrecken – Und ich war ziemlich begeistert.
Nach gut einer Woche hatte ich das Spiel mit gut 10 Stunden und 56% beendet. Ein paar Tage später mit 100% und etwas über 12 Stunden auf der Uhr fühle ich mich auch befähigt, ein Fazit zu ziehen. Bis auf ein paar kurze Tests am TV habe ich ausschließlich auf der aktuellen OLED-Switch gezockt und es schaut einfach sehr lecker aus. Nach den ersten Bildern hätte ich nicht gedacht, dass es optisch doch so gut wird. Liegt auch daran, dass viel passiert im Hintergrund und die Übergänge von 2D zu 3D gelungen sind.
Es gibt einiges, was Dread in meinen Augen richtig macht. Das ist zum einen das "Polish" des ganzen Spiels. Keine Bugs (ok, es gibt wohl einen der mittlerweile behoben ist), so gut wie keine Framerate-Einbrüche und ein überragendes Guiding.
Die Bosskämpfe sind einen eigenen Absatz wert, weil sie zum einen klassisch , reaktionsbasiert oder als Mischung aus beidem ablaufen. Hätte nicht gedacht, dass man in der Beziehung so viel aus einem Metroid rausholen kann. Um das zu erreichen, musste Samus aber auch bedeutend agiler werden – Und das ist sie auch in Dread. Meine Güte, wie flink und cool man sich ca. ab der Hälfte durch die Gegend bewegen kann ist schon geil. Kann die Kritik an der Steuerung zwar teilweise nachvollziehen, trotzdem steht sie dem Movement imo nicht im Weg wenn man sich daran gewöhnt hat.
Als Sahnehäubchen gibt es auch noch eine Story, welche nicht völlig belanglos und beschissen ist (looking at you Other M!), obwohl ich nach Auftauchen der schon Schlimmstes befürchtete. Die "Lady" (wer kam auf die beschissene Idee sie so zu nennen?!) ist auch kein devotes Blondchen sondern sondern einfach nur Badass to the bone (looking at you again Other M!). Ich musste mehrmals schmunzeln.

Ok, hört sich alles super an, warum dann keine 10 von 10?
Das liegt nicht an den E.M.M.I.s, welche ich zwar nicht als geniale Bereicherung empfunden habe, aber als willkommene bedrohliche Abwechslung innerhalb eines Metroid. Und auch nicht an der Musik, die zwar dezent und ohne größeren Wiedererkennungswert ist, aber immer passend. Auch mit der Steuerung habe ich mich arrangiert, obwohl sie nicht perfekt ist.
Mein Hauptproblem ist das weiter oben gelobte Guiding. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, mich frei bewegen zu können. Das Korsett welches MS entwickelt hat ist gleichzeitig genial aber auch total einschnürend. Und das empfinde ich in einem Metroid fehl am Platz. Zum einen lädt es nicht ein Abseits des Weges nach Items oder alternativen Routen zu suchen, im Gegenteil. Es wird oftmals aktiv verhindert (Oneway Türen, Blöcke, Eis, Feuer etc.). Zudem anderen kommt dadurch auch nie dieses leicht beklemmende Gefühl der Isolation und Bedrohung auf, welche ich gerade bei Super Metroid so schätze. Leider ändert sich im Laufe des Spiels daran nur wenig, man wird hin- und hergeschickt, obwohl man gerne auf eigene Faust ein wenig freier das jeweilige Areal erkunden würde. Das Vervollständigen am Ende war dann auch nur eine Pflichtübung, wo ich ohne mit der Wimper zu zucken einige Shinespark-Rätsel nachgeschaut habe.
Wie man Guiding und Forscherdrang miteinander in Einlang bringt zeigt aktuell das geniale Unsighted, welche ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.

Unterm Strich ist Metroid Dread ein hervorragendes Aktionspiel im Metroiduniversum mit einem anderen Fokus als die meisten anderen Genrevertreter. Das sorgt m. E. auch für die teilweise sehr unterschiedlichen Meinungen zum Titel. Für einen Platz im Metroidvania-Olymp reicht es daher meiner Meinung nach nicht.

Gruß
Pit


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