Thema:
Spielt das hier niemand? flat
Autor: Leviathan
Datum:13.10.21 15:33
Antwort auf:Lost Judgment von Rac

Ihr macht mich traurig, echt!

Lost Judgment ist für mich endlich wieder so ein Spiel, in dem ich mich rundum wohlfühle. Wie eigentlich in fast jedem Yakuza, das so in den vergangenen Jahren erschienen ist. Bin jetzt rund 20 Stunden im Spiel drin und komme eigentlich überhaupt nicht richtig mit der Hauptstory voran, weil ich pausenlos Sidequests erledige. Und dabei gehen mir Sidequests in anderen Spielen eigentlich komplett auf die Nüsse, weil sie permanent so unfassbar langweilig sind. Meine Suppe ist so fad. Kannst du mir drei Knoblauchzehen besorgen? Bittedanketschüss! Die Katze meines Kindes ist weggelaufen. Kannst du sie für mich suchen? Kthxbai!

Ich habe so unendlich viele Open-World-Games abgebrochen, weil ich einerseits nicht in der Lage bin, an Sidequests vorbeizulaufen, aber andererseits völlig genervt von diesem strunzdummen, repetitiven Scheiß bin, der mir da permanent aufgetischt wird. Superlangweilig und einfach nur spielzeitstreckend. Mein letztes Opfer war Ghost of Tsushima. Eigentlich mit einem Setting, das ich ganz geil finde, aber du wirst da ins Spiel geworfen, die Karte ist zugemüllt und du reitest von Sidequest zu Sidequest. Es stresst mich hart, wenn man die Karte vor lauter Aufträgen nicht mehr sehen kann und so verliere ich ruckzuck den Spaß. Nachdem ich das vierte oder fünfte Dorf befreit habe, habe ich abgebrochen. Nicht aktiv, aber ich hab's zumindest nicht mehr eingelegt. Blöd.

Alles, was ich hier so schreibe, gilt eigentlich für die komplette Yakuza/Judgment-Serie: Ich fühle mich in der Welt einfach pudelwohl, auch wenn ich jetzt schon zum hundertsten Mal durch Kamurocho und Yokohama streife. Es ist so ein bisschen, wie ein jährlicher Urlaub und was hier verdammt nochmal richtig gut ist: Die Sidequests machen Bock. Also so richtig Bock. Sie sind oftmals megatrashig, ja, aber man merkt permanent, dass die Leute da im Hintergrund einfach Bock auf absurden Japano-Shit haben. Gaaanz leichte Spoiler: Dazu die vielen Nebentätigkeiten, die allein in der Schule erledigt werden können: Tanzclub, ESport, Robo-Wars, Detektiv-Club. Ich liebe es und keine einzige Minute hat sich bisher auch nur im Ansatz so sehr nach Verschwendung angefühlt wie jede Sekunde in Cyberpunk, GoT, Assassin's Creed oder sonstwo.

Was den Schreibern dann immer noch gelingt: Der Spagat zwischen völlig absurd-geilem Bullshit einer ernsthaften Hauptstory, die sich eigentlich nie deplatziert anfühlt. Gerade hier finde ich Judgment und den aktuellen Teil sogar noch ein bisschen cooler, weil man hier weniger mit dem ganzen Yakuza-Shit zu tun hat, über fünf Millionen Familien und wasweißich. Da habe ich bis heute keinen Überblick. Die Story ist auch hier nicht Nobelpreis-verdächtig, aber für mich absolut unterhaltsam.

Auch technisch haben wir zum Glück inzwischen ein Level erreicht, dass man aufgrund von 30 FPS nicht mehr permanent gegen die Wand laufen muss und das Spiel trotzdem ganz passabel aussieht. Da wird sicher nix ausgereizt, aber durch Yakuza 6 und den Vorgänger auf der PS4 Pro musste ich mich im direkten Vergleich schon ein bisschen durchkämpfen.

Spielt das Spiel oder fahrt zur Hölle. Es ist sehr gut.


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