| Eines der besten Nintendospiele nicht von Nintendo |  |
Kena vollbringt das Kunststück mir einerseits von Stunde zu Stunde immer besser zu gefallen, und andererseits trotz positiver Erwartungen qualitativ zu überraschen.
Ich hätte bspw. nicht erwartet dass der Entwickler so viel Pfiff im Pacing unterbringt, so viel cleverness darin wie er Rätsel aufbaut, ein derart ordentlich Kampfsystem auf Kette kriegt das fordert, motiviert und einem Tools an die Hand gibt mit eigenen Spielräumen zu strategischen Varianzen, und Herausforderungen die diese Fähigkeit beim Spieler auch gezielt abfragen.
Kena ist keine Sensation und keine 10/10 in meinen Augen. Und auch eine 9/10 wäre sehr diskutabel (aber zumindest diskutabel). Aber ich sehe es auch nicht als ein Game unter vielen, sondern einen Schauer auf das ausgedörrte Feld eines kindgerecht comichaften Action Adventures klassischer Schule.
Und hierbei schafft es Kena mich mit seinem Szenario und dessen Figuren zu entzücken, und es schafft etwas was ich nicht erwartet habe. Nämlich dass ich mich als Spieler ernst genommen fühle, zwar durch einen Tunnel geführt werde, aber mir in diesem auch zugetraut wird dass ich bereit bin die Form von Aufmerksamkeit in alle Aspekte des Spiels zu legen die notwendig ist um sie zu meistern.
Ein Rätsel das ein echtes Rätsel ist, hat bei dessen Lösung einfach einen anderen Impact als viele heutige Action Adventure Rätsel die solch Sorge haben dass ein Spieler dran hängen bleiben könnte, dass sie einem selbst trivialste Dinge erklären und sich gerne auch von selbst lösen und einen an gehighlighteten Triggerpoints einfach einen Knopf drücken lassen.
Und auch ein Kampf ist nur ein Kampf wenn man auch scheitern kann, auch das bringt eine andere Form von Freude als digitales Kiffen mit Knöpfchenhämmerei.
Kena großartig zu finden ist keine objektive Meinung von mir, und ich hab da auch an Objektivität die darüber nachdenkt ob das als das was es ist vielleicht gut aber aus heutiger Sicht für viele Spieler überholt sein könnte, kein Interesse.
Ist mir egal was den vermeintlich meisten Spielern Spaß bringt, ich weiß was mir Spaß bringt.
Ich war ein großer Fan dieser Art Spiele, und schon zu Hochzeiten des Genres wurde man nicht mit ihnen zugeschissen. Und das was Kena anbietet ist kein guilty pleasure für Genrefans, es hätte auch zu den Zeiten als dies noch der heiße Scheiß war seinen Mann gestanden und manch kleinen Schatz an den man noch heute gerne zurück denkt, bspw. Beyond Good & Evil, imo auch auf die Plätze verwiesen.
Ich halte die 40 Euro für einen Witz bei dem was man hier angeboten bekommt, und hab auch nicht das Gefühl das Game wäre zu kurz, eben weil es auf seiner Reise auch eine hohe Dichte mit vielen Ideen und Varianten bei Herausforderungen anbietet und es auch versteht sich mit Einführung neuer Funktionen die es dem Spieler nach und nach an die Hand gibt durchgehend interessant zu halten.
Mal mein gestriger Kampf vom zweiten Mainboss den man nicht klicken sollte, wenn man Interesse an Kena hat da es Mechaniken die im Spielverlauf als Überraschung erfreuen spoilert.
Und daran kann man vielleicht auch schon beim Zusehen ein wenig erkennen warum ich hier gutes klassisches Nintendodesign in Action Adventures sehe.
Ein Kampf der Kampf ist, den man auch verlieren kann und bei der ersten Begegnung wahrscheinlich auch wird. Bossknacker wie dessen Shieldbreaker und wie er funktioniert muss man aus dem Kampf heraus selbst raffen, bekommt aber auch gut telegrafiert was wohl zu tun ist. Chaotisch wirkende Angriffsmuster die dann aber wenn man sie kennt nicht allzu schwierig auszuspielen sind, wobei man sich dennoch konzentrieren muss. Und mit den Kampffunktionen die man hat auch Möglichkeiten Schwächen vom Gegner ein Stück weit zu exploiten und sich so das Leben einfacher zu machen.
Waren die klassischen drei Versuche, Versuch 1 als ey was geht ab, Versuch 2 als ich hab was verstanden, die eigenen Abläufe sind aber noch nicht gut genug, Versuch 3 als nicht perfekt gespielt aber dennoch erfolgreich weil man weiß wie der Hase läuft.
Und solche Beispiele könnte man auch bei Rätseln bringen, wo du denkst, ey Spiel was willst du von mir, was soll ich tun, und dann denkt man schon, wo ist mein Google, schaut aber doch genau hin und kommt auf die Lösung und hat irgendwann auch das Vertrauen in das Design des Entwicklers dass man auch geduldig mit sich selbst wird, weil man weiß, da kommst du noch drauf, schau hin, die Hinweise werden da sein.
Dabei ist Kena trotz ordentlicher Kämpfe natürlich kein Dark Souls und trotz ordentlicher Rätsel auch kein Witness. Aber für das Genre Action Adventure nach klassischer Schule trifft es einfach den sweet spot.
Ganz tolles Ding, wird für mich dieses Jahr hart in der GotY-Wahl auf 3 Spiele auszudünnen. Ich hab Kena auch nicht so stark erwartet, dachte das wird ein süßes am Händchen gehalten werden und durch einen Tunnel laufen, der zwar hochgradig charmant ist, aber spielerisch recht flach. Aber Kena ist ein echtes Videospiel mit einem Verständnis für das Medium und dessen Historie die mich verblüfft, und eben auch mit dem Mut etwas zu bauen was echtes Videospiel sein möchte, ohne sich dabei in den eigenen Ambitionen zu verheben. Und sowas ist das Erstlingswerk eines Animationsstudios? Da kann ich nur sagen, Hut ab.