Thema:
Warhammer 40K – Gladius – Relics of War (PC) flat
Autor: Slapshot
Datum:06.08.21 11:36

Wer mag, kann mal nach meinen Beiträgen zu Warlock und Age of Wonders 3 hier im Forum suchen. Weil im Prinzip ist WH40KGRoW nichts anderes, als eine weitere Interpretation davon im Warhammer-Gewand. Ich bin jetzt kein ausgewiesener Experte dieses Universums, bzw. hab ich mich dem bisher nur in Videospielen genähert. Das dahinter liegende Universum ist mir ebenso ein Rätsel, wie viele Zusammenhänge und Fraktionen. Irgendwas mit einem Imperium, Space Marines, Genestealers, Orks, Chaos und … Krieg. Ein nie endender Krieg.

Alle geben sich gegenseitig auf die Mütze und das sich über tausende Planeten (?) erstreckende Imperium versucht irgendwie sein verfallendes Reich zusammenzuhalten. Im WH40K-Universum gibt es kein Licht, nur Schatten. Es gibt keine Hoffnung, nur Krieg und überleben heißt kämpfen. So hat sich mir zumindest bisher dieses Universum dargestellt. Aber ein Blümchen-Simulator wäre wahrscheinlich auch eher langweilig.

Nach dem kurzen Schlenker in dem ich stolz meine Unwissenheit zur Schau trage, zurück zum Spiel.

[https://sysrqmts.com/images/games/warhammer-40-000-gladius-relics-of-war.jpg]

Wie gesagt haben wir hier eine Interpretation der klassischen Civ-Formel. Wie bei Civ gibt es auch bei Gladius (die Abkürzung ist mir zu doof) keine Missionen. Keine Kampagne. Keine Story. Nach einem kurzen Einleitungsfilmchen, den ich mäßig interessant fand, wird man auch gleich auf eine in Sechsecke unterteilte Welt geschmissen.

Dort beginnt man wie in jedem guten Civ-Klon. Stadt gründen, erkunden, forschen, bauen, erobern. Diplomatie existiert nicht in dieser Welt. Die einzige Option ist Krieg. Und der einzige Weg zum Sieg heißt Auslöschung der Gegner.

Stadt gründen läuft wie üblich: man sucht sich einen guten Standort und platziert dort seine erste Trutzstadt. Zur Erkundung lässt man seine Starteinheiten über die feindlich gesinnte Planetenoberfläche laufen und nach und die Karte aufdecken. So weit so bekannt. Neu hier ist, dass sich Punkte einnehmen lassen, die diverse Rohstoff-Boni versprechen.

Die Forschung ist dagegen recht limitiert. Es gibt 10 Stufen und in jeder Stufe 8 – 10 Technologien (hab ich jetzt grad nicht im Kopf). Hat man mindestens zwei Technologien einer Stufe erforscht, lassen sich Technologien der nächsten Stufe freischalten. Dabei sind von Anfang an alle Technologien einsehbar, mit jeder Stufe steigt der Bedarf an Bildungsressourcen. Das heißt jetzt einerseits, dass es keinen klassischen Forschungsbaum gibt, aber auch, dass man recht früh die für den eigenen Spielstil passenden Technologien erforschen kann. Wenn man den Malus in Kauf nimmt, dafür andere mitunter wichtige Technologien erstmal links liegen zu lassen.

Bauen ist klassisch: neue Einheiten kosten Ressourcen für Bau und Unterhalt. Für Infanterie baut man Kasernen, für Fahrzeuge Fabriken und für Flugzeuge Werften.

So weit so simpel. Die große Stärke von Gladius ist meines Erachtens aber die Tatsache, dass sich die verschiedenen Fraktionen komplett unterschiedlich spielen.

Die Space Marines waren meine erste Wahl. Die kenn ich. Aus Space Hulk (Amiga, PS1 und auch auf der PS4 (Deathwing … naja..)) und Dawn of War. Martialisch, praktisch gut. Wenige, aber gut gepanzerte und kampfstarke Einheiten. Space Marines können nur eine Stadt gründen. Die lässt sich dafür groß ausdehnen. Aber umso wichtiger ist die Standortwahl: theoretisch lässt sich zwar jede Ressource an jedem Standort abbauen, aber nur Felder mit entsprechenden Boni geben einen überlebenswichtigen Boost auf die Ressourcengewinnung. Das spart Ressourcen und Zeit, weil für jedes Gebäude zur Rohstoffgewinnung, das ich bauen muss, kann ich grad keine anderen Gebäude bauen, oder muss mit der Produktion von Kriegsmaterial warten, bis die Ressourcen wieder aufgefüllt sind.

Der nächste Nachteil ist, dass auf sehr großen Karten die Truppen oft weite Wege von der Stadt zur Front zurücklegen müssen. Dagegen hilft dann die Forschung, bzw. Pods, mit denen sich Einheiten aus der Stadt direkt an die Front verlegen lassen.

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Ansonsten empfand ich die Space Marines als tolle Einsteiger-Truppe. Wenige, dafür kampfstarke Einheiten, nur eine Stadt zu managen und überschaubarer Ressourcenbedarf.

Anders dagegen die Fraktion der Astra Militarum. Eine Fraktion, die mir bis dato komplett unbekannt war und deren Rolle ich im WH40K-Universum gar nicht zuordnen kann. Wie auch immer: die Astra (Was dagegen?) setzten auf Masse statt Klasse. Billig zu produzierende Einheiten, die aber auch nicht viele Treffer wegstecken und wenig Schaden austeilen. Auf der anderen Seite wird eine Ressource mehr als bei den Space Marines benötigt. Dafür lassen sich weitere Städte gründen, die man dann auf die entsprechenden Felder mit Boni setzen kann. Was aber mit einem kräftigen Loyalitätsmalus einher geht. Dagegen hilft, Gebäude zu bauen, die die Loyalität steigern. Was aber auch wieder Ressourcen benötigt, die man abbauen muss.

Die schwachen Einheiten haben schon zu Beginn Probleme mit der Fauna des Planeten. Weil wir im WH40K-Universum spielen, ist uns alles feindlich gesonnen und auch wenn die um das Startgebiet verteilten wilden Einheiten eher schwacher Natur sind, haben meine imperialen Soldaten ihre liebe Mühe, sich ihrer zu erwehren. Irgendwann läuft die Expansion dann aber, bis ich auf die Orks und Thyraniden gleichzeitig stoße, die dann nur noch ein Ziel kennen: mich.

Die KI bekämpft sich natürlich auch untereinander, hat aber die unangenehme Eigenschaft, bei einem Kontakt sofort alle Einheiten gen Spieler zu schicken. Meine Versuche, die Tyraniden aufzuhalten, waren noch halbwegs erfolgreich. Als mir die Orks dann in die Flanke gefallen sind, brach meine Front endgültig auseinander und das Spiel war vorbei.

Tyraniden hab ich auch mal versucht, aber die waren im Early Game quasi nutzlos, oder ich hab nicht gecheckt, wie man die zu spielen hat. Im Mid- und Late-Game schicken die nämlich mächtige und kampfstarke Einheiten in die Schlacht.

Jetzt hab ich noch ein paar Sachen nicht erwähnt, zum Beispiel die optionalen Quests. Die hab ich mittlerweile aber ausgestellt, weil außer ein paar Boni bei Erledigung geben die vor allem eins: Probleme. Zumindest bei den Space Marines bestehen die Quests zu 50 % darin, dass im eigenen Hinterland feindliche Einheiten spawnen. Ist man gerade in heftige Schlachten vermittelt, kann man oft keine Einheiten zur Bereinigung abstellen und muss dann mit ansehen, wie das höchstens durch feste Abwehrstellungen spärlich verteidigte Hinterland quasi abgefackelt wird. Die Quests selbst bestehen aus so Aufgaben wie „besuche mit Einheit x drei markierte Punkte“ oder „erobere Punkt Y“ oder „schicke zwei Einheiten bei Punkt Z in die Unterwelt, um diese zu sichern“. Die Unterwelt ist btw. im Gegensatz zu den zwei oben erwähnten Spielen nicht spielbar. Es gibt nur die (immer  zufällig erstellte) Oberwelt.

Was ich auch noch nicht erwähnt habe: Es gibt Heldeneinheiten (drei pro Fraktion, davon lassen sich 1-n rekrutieren, nur eingeschränkt durch die benötigten Ressourcen), die sich mit Gegenständen verstärken lassen und die wie auch alle anderen Einheiten an Erfahrung gewinnen. Eine Level 10-Einheit haut mehr rein und hält mehr aus, als poplige Rekruten. In einem Review-Video wurde erwähnt, dass die Heldeneinheiten übermächtig sind – zumindest das kann ich nicht bestätigen. Die sind, gerade, wenn man sie voll ausgerüstet hat, durchaus Kampfstark und halten was aus, aber bei konzentriertem Beschuss muss man dann doch häufiger als einem lieb ist Abschied nehmen von den geliebten Helden.

Die KI ist wie oben schon mal erwähnt seltsam. Als Gegner unerbittlich und im Mid- bis Endgame auch mit massiv aufgelevelten und kampfstarken Einheiten unterwegs (auf dem mittleren Level). Die verbündete KI ist dagegen meist Grütze, bzw. hab ich das Gefühl, dass die KI nicht mit Bündnissen umgehen kann. Da werden die eigenen Einheiten wild über die Map verteilt, es gibt keinen konzentrierten Vorstoß oder Verteidigungslinien. Stattdessen werden die Einheiten häufig mir zur Unterstützung geschickt, wo ich sie eigentlich nicht benötige. Das ist zwar nett, aber wenn dann die verbündete Basis zu Asche wird, weil die Einheiten bei der Verteidigung gefehlt haben, dann hilft mir das nicht wirklich weiter.  

Für meine letzten Spiele hab ich die Anzahl feindlicher neutraler Einheiten massiv nach oben gedreht. Das macht das Spiel zu Beginn fordernder und sorgt für eine langsamere Expansion, auch der KI. Hat aber auch den Nachteil, dass man eben relativ spät auf dann sehr kampfstarke KI-Einheiten trifft und man vielleicht Mid-Game-Vorteile der eigenen Fraktion nicht richtig ausspielen kann. Aber der Kampf gegen die Flora und Fauna macht mir tatsächlich mehr Spaß, als der gegen andere Fraktionen. Hoch genug gedreht, können ein paar kampfstarke neutrale Einheiten der eigenen Basis schon mal gefährlich werden, wenn man in ein Wespennest sticht.

Ein Dauerbrenner ist das Spiel aufgrund seiner Limitierungen sicher nicht. Aber für das, was es sein will, macht es einen relativ guten Job, ist meines Erachtens für das Gebotene aber zu teuer. Will man das komplette Spiel mit allen DLCs sind aktuell 87,64 Euro fällig (Complete Edition). Die braucht man wahrscheinlich nicht alle, aber schon in der Fraktionsauswahl wird man dezent darauf hingewiesen, dass man X nicht spielen kann, weil DLC Y fehlt. Dito in der Forschung: Dort sind zu erforschende Einheiten grau hinterlegt und geht man darauf, erhält man den Hinweis, dass man dafür leider DLC Z braucht. Ja schade, ne? Wär ne coole Einheit, ne? Geh sie doch mal geschwind kaufen, ich warte hier so lange. Dann kannst du mit der coolen Einheit die Feinde zerbröseln. Ansonsten musst du jetzt leider noch warten, bis du eine ähnlich, aber nicht ganz so coole Einheit, in einer späteren Epoche erforschen kannst. Tja, doof, ne?

Tyranids und Fortification Pack-DLCs waren bei dem von mir gekauften (Humble-) Bundle inklusive. Ersteres lässt die Tyraniden spielen, Fortification gibt neue Einheiten und Verteidigungsgebäude. Eindrücke können je nach gekauften DLCs abweichen.

Video-Test von 4Players, auf den ich mich im Text mal bezogen habe: [https://www.youtube.com/watch?v=qFZ8cV_rEbY]
Steam-Seite: [https://store.steampowered.com/app/489630/Warhammer_40000_Gladius__Relics_of_War/]
Strategy-Guide für die Space Marines (selber nicht getestet, aber klingt soweit sinnvoll): [https://steamcommunity.com/app/489630/discussions/0/2798319091583455674/]


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