Thema:
Re:Natürlich ist all die fantastische investigative Arbeit, flat
Autor: harukathor
Datum:31.07.21 15:41
Antwort auf:Re:Natürlich ist all die fantastische investigative Arbeit, von emka

>Im Nachgang, wenn Schreier die Arbeit gemacht hat, springen natürlich alle auf den Zug auf. Dann wird in der Regel nur Schreier zitiert, weil man selbst null Engagement aufbringt. Ist das noch Journalismus?

Natürlich nicht. Die Bedingungen für guten Journalismus sind halt in der Branche sauschlecht. Tests machen manche Fans einfach im Gegenzug für ein Testexemplar. Und bei Profis macht es oft keinen Unterschied beim Honorar, ob sie 8 oder 80 Stunden mit dem Spiel verbringen. Und selbst mit 8 Stunden plus Text verfassen ist das Honorar häufig nicht der Rede wert. Die manchmal ebenfalls miserabel bezahlten Angestelltenverhältnisse sind wahnsinnig selten.

>Und dann würde mich interessieren wieviele Outlets kontroverse Stories angetragen bekommen, diese aber ablehnen, weil es zuviel Arbeit wäre

Ganz ehrlich: Ich glaube, dass genau 0 kontroverse Stories an aktuelle Outlets angetragen werden. Schreier war da die Ausnahme, da er bewiesen hat, dass er mit seinen Quellen angemessen umgeht und am Ende tatsächlich ein kontroverser Artikel entsteht.

>oder man es nicht mit den großen Herstellern verkacken will (keine Pressevents und Vorabversionen mehr).

Und keine Anzeigen etc. mehr. Die Gamesmedien sind leider viel zu abhängig von der Industrie. Wenn die beispielsweise keine Vorabversionen mehr bekommen und ein umfangreiches Rollenspiel wirklich intensiv gespielt werden soll, ist der Test frühestens eine Woche nach Release da. Und dann sind die meisten Leser dank ausreichend Alternativen schon nicht mehr interessiert. Und apropos mangelndes Interesse: Die wenigsten Spieler interessieren sich für die Hintergründe in einer Branche, die ihnen einfach nur Spaß bringen soll.

Dass Schreier nun bei Bloomberg ist, dürfte die Konsequenz aus all dem sein. Bloomberg hat selbst eine Marktmacht, von der jedes Gamesmedium nur träumen kann, und dürfte Schreier keinerlei Druck machen, solange ordentlich recherchiert wird.


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