Thema:
Spät aber doch durchgespielt. Fazit: nett flat
Autor: the_korben
Datum:08.07.21 00:44
Antwort auf:Control (ehemals "Project 7") von Remedy (PC, PS4, One) von Lynne

Habe nicht viel zu sagen, was in diesem Thread nicht schon ein paar Mal geschrieben wurde, aber möchte meine Meinung trotzdem hier lassen:

Control ist nett. Die Effekte sind toll (habs am PC mit einer RTX gespielt), das Setting ist sehr cool und die Charaktere sind auch interessant und gut gespielt (besonders Jesse und Dr. Darling). Ein paar Ideen beim Design haben mir ganz besonders gut gefallen, z. B. wie das Worldbuilding mit den witzigen Dokumenten und den Videos auf den Leinwänden funktioniert hat. Ein paar Abschnitte im Spiel waren auch wieder echte Highlights (ich sag nur Ashtray). Gameplay geht auch in Ordnung. Wenn man mal alle Fähigkeiten beisammen hat, machen die Gefechte richtig viel Spaß.

Blöd nur, dass man bis dahin schon sehr, sehr viele Gefechte gegen die mehr oder weniger immer gleichen Gegner gespielt hat. Blöd auch, dass die eigentliche Story (zumindest im Hauptspiel) die ca. 15 Spielstunden auch nicht recht wert ist. Und dass das alles wieder so zerfahren wirkt.

Es ist nämlich leider wie bei so vielen Remedy-Spielen: sie sind ganz, ganz stark, wenn es um das Szenario, die abgefahrenen Ideen und das grundsätzliche Design der Spiele geht. Wie schon bei Alan Wake: sieht gut aus, hat tolle Atmosphäre, wirkt wie aus einem Guss. Aber wie schon bei Alan Wake merkt man irgendwie, dass es nach dem Szenario-Brainstorming irgendwie so abgelaufen sein muss: "Ok, die Grundidee steht und ist wieder mal so richtig geil! Gut, Sam, du schreibst jetzt irgend eine simple Story, aber vepackst sie in so einem Lynchian Dream, damit sich während dem Spielen kaum einer auskennt. Und dass es ja schön postmodern wird! Hey, ihr Leveldesigner: wir brauchen abgefahrene Ideen für 10-15 Stunden. Aber nicht zuuuuu abgefahren. Soll ja ein Megahit werden!!! Technik-Abteilung: ihr macht mal wieder alles so richtig fett geil! Alle fertig? Super. Dann stoppeln wir das jetzt alles irgendwie zusammen."

Echt schade. Ich denke mir besonders bei so Entwicklern wie Remedy immer: bei so viel Aufwand für das Szenario und der guten Technik, da muss es doch drinnen sein, auch eine wirklich, wirklich packende Geschichte zu erzählen, so mit Spannungsbogen und so. Eine Geschichte wie in einem richtig guten Abenteuerfilm. Und ein Spiel, wo man nicht wie ein gehirnamputiertes, aufgescheuchtes Hühnchen einfach von A nach B und dann nach C läuft, weil einem das Spiel das so vorschreibt, wie bei so vielen anderen Spielen. OK, Ziel erledigt. Was jetzt? Map anschauen. Aja, dort muss ich jetzt hin, weil ganz wichtig, hat der komische Ist-er-echt-oder-ist-er-nicht-echt-Charakter gesagt. Fast Traveln. Und weiter im Programm. Ich will von Remedy ein Spiel, in dem sich das nächste Ziel aus dem Plot ergibt und nicht aus dem Designdokument.

Oder man lässt es überhaupt ganz sein, und zwingt den Spieler nicht dazu, 15 Stunden unnötig rumzulaufen und konfuse Zwischensequenzen anzuschauen, in der Hoffnung, dass zum Schluss der ganz große Payoff kommt. Idee: Control so wie eben Control, aber 5 Stunden kürzer und man muss aus den teifsten Tiefen des Old House entkommen statt umgekehrt von draußen in die tiefsten Tiefen vorzudringen und irgendein hahnebüchenes Geheimnis zu lüften. Keine großen Revelations (außer eben ein bisschen was vom Hintergrund der Geschehnisse), keine McGuffins, keine Orakel und kryptischen Charaktere. Einfach "Fuck, Shit, wie komm ich hier raus???". Am Ende: Charakter geht raus, dreht sich um, Old House kracht in sich zusammen. Und von mir aus dann noch - Shocking Twist - Kamera zoomt raus und um die Ruinen des Old House stehen noch lauter andere Old Houses und alles passiert in einer Murmel, mit denen gerade 2 Riesenaliens spielen.

Insgesamt trotzdem: cooles Spiel, bereue es nicht. Aber ich hab mir jedenfalls den DLC nicht mehr gegeben, obwohl ich die komplette Edition am PC besitze.


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