Thema:
Final Fantasy 7 Remake flat
Autor: token
Datum:02.07.21 11:34
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 39 - Jedem Ende wohnt ein Zauber inne von Schlomo

Hab's jetzt mit dem PS5-Upgrade nochmal in Angriff genommen und bin recht stringent durch. Die PS4-Version hab ich irgendwann entnervt abgebrochen, diesmal den SKG vom Start weg auf Einfach gestellt um die Kämpfe möglichst kurz zu halten, und mich auch fast nicht mehr den Sidequests gewidmet. "Fast" weil ich hier und da dachte, kuckste dir das doch mal an, nur um dann festzustellen, keine hidden gems, alles regelrecht aufreizend schlecht und reine Spielzeitstrecker in denen es keinerlei Elan gibt irgendwas cooles zu machen.

Wenn man hier so den roten Faden runterbretzelt wirkt FF7R wie ein sehr durchschnittles Telltale oder Cage-Game.
So auf dem roten Faden merkt man aber auch da, dass das Spiel im Gegensatz zu einem Ubi-OW-Game nicht etwas besser wird, sondern dass das Questdesign selbst dort oftmals nicht besser ist als bei Sides. Auch hier gerne verwendetes Stilmittel, laufe an das eine Ende der Map um X zu drücken, laufe an das andere Ende der Map und drücke X, dann lauf wieder an das entgegengesetzte Ende der Map und drücke X.

Die Spielzeitstreckungen und der Mangel an jedweder Substanz, fast alles im Game wirkt auf mich hoffnungslos aufgeblasen oder mechanisch schlecht, werden durch fokussiertes Spiel jedenfalls nicht so stark abgemildert wie ich es mir erhofft hätte, dennoch weit weniger ärgerlich so als wenn man zwischendrin Katzen oder Kinder sucht oder auf einer Kettenquest durch acht laufe da hin und drücke X Stationen gelotst wird.  

So kann man paar Sachen auch genießen. Der ein oder andere Titel der musikalischen Untermalung zündet ein Nostalgiekerzchen. Wobei auch da gilt, der Soundtrack ist nicht ins Gameplay integriert. Bei der PS1 konnte man bei manchen Games die komplett in den Speicher geladen wurden Audio-CDs einlegen. Da lief halt in einem Game einfach eine CD. So wirkt FF7R. Es läuft fast durchgehend Musik, teils komplett unpassend zur Dramaturgie des Geschehens, keine dynamischen Elemente wo Spiel und Mucke über das was der Spieler tut aufeinander reagieren. Geht man in manche Seitengasse wird die Mucke manchmal unmotiviert runter gedreht. Warum weiß man nicht. Geht man wieder raus, wieder aufgedreht. Das ist das höchste der Gefühle in der Dynamik, streicht man die Loops bei bspw. Fahrsequenzen raus. Auf mich wirkt das unfertig. Als hätte man zwar gelungene Orchesteraufnahmen gemacht, aber nicht mehr die Zeit gehabt diese ins Spiel zu integrieren.

Ach, ich könnte mich eigentlich in jeder Flanke so verbeißen, weil fast alles am Spiel bietet fußballfeldgroße Angriffsflächen an. Das Kampfsystem, hach, das Kampfsystem. Was mir aufgefallen ist, offenbar wurde die AI von Schaufensterpuppe zu Amöbe hochgestuft. Mir fiel auf dass Gruppenmitglieder auch mal selbstständig Aktionspunkte aufbauen, hier und da mitkämpfen und sogar Schaden machen, und sich auch mal auf einen geschockten Gegner stürzen und da spürbar mithelfen die Damagephase auszukosten. Aber ich hab's dennoch auf easy gelassen, den Kohl macht das auch nicht mehr fett, das Materia- und Waffensystem ist auch weiterhin unmotivierend wie sonst was, da brauch ich keine Kämpfe die 20 Minuten dauern wenn auch das drumherum nicht bockt.

Und dann die Grafik, wo das Highlight des Spiels, nämlich wie man aus den einstigen Grafikklumpen unglaublich geil modellierte Charaktere geschustert hat die fast allesamt den Charme ihrer Vorbilder gelungen einfangen, nochmals besser zum tragen kommt. Das sticht halt positiv heraus.

Aber was die Umwelt angeht, Midgar ist halt Ghetto und trist, das war im Urspiel ein Prolog der dazu führte dass der Kontrast, als man in die Welt entlassen wurde, noch brontaler gezündet hat. Hier ist es das ganze Spiel. Also läuft man durch Kanalisationen, Bürogebäude oder zermüllte Barracken. Einziger Lichtblick in dieser Tristesse ist der Wallmarkt, aber dessen Mapdesign ist so zum Haare raufen, dass es auch wenig Spaß macht das zu erkunden. On top wird das wenige an Sets selbst auf dem roten Faden noch ordentlich durch die Recycling-Anlage geschickt und mehrfach verwendet, natürlich auch hier mit laufe zum einen Ende, laufe zum anderen Ende. Gerne noch versetzt damit dass Cloud oft nicht rennen kann, sondern vom Spiel verschrieben bekommt hier nur gehen oder leicht joggen zu können. Wie ich sowas schätze!

Tja, und als dann die Story abschließt, Achtung Leser, hier kommen unmarkierte Spoiler, ist dann endgültig klar worum es hier ging. Das ist kein Remake, das ist ein Reboot, bei dem es lediglich darum ging den Prolog von FF7 zu der Art FF zu schweden die "modern" ist um die ikonischen Figuren ins aktuelle Produktportfolio zu heben, aber kein Final Fantasy 7 machen zu müssen. Fuck the Rest. Oh was seid ihr clever, so clever!
Das ist echt die geilste Schlusspointe zu diesem Machwerk.

Auf meinem Bizarrometer rangieren 90er-Wertungen zu diesem Spiel irgendwo im Spektrum des Wahlsiegs von Trump. Das fällt in meinen Augen selbst zu Medium-Auslegern wie der Ni No Kuni-Reihe sehr stark ab, und Sachen wie Xeno, Dragon Quest oder zuletzt Yakuza 7 sind schon keine andere Liga sondern eine andere Sportart. Zumindest letzteres und dass es da auch weitergeht tröstet gut über die nun zertrümmerten Hoffnungen hinweg die ich ins Remake gelegt habe.
You had one job!
Aber sie wussten es besser.


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