Thema:
Re:Mich hat es leider zu sehr genervt. flat
Autor: token
Datum:06.06.21 12:35
Antwort auf:Re:Mich hat es leider zu sehr genervt. von G'Kyl

>>Bei mir wirkte das tatsächlich gegenteilig.
>>Gerade durch das Bewusstsein für die Augenwischerei des Genres im Hinblick auf "du erlebst deine Geschichte und was du entscheidest wirkt sich auch aus" zeigt mir der Kniff mir die Entscheidungsbäume zu zeigen in erster Linie nur, okay, das ist hier mehr als Nebelkerze, ich erlebe meine Geschichte.
>>
>>Sprich, genau dieser Kniff zieht mich ins Geschehen und erzeugt eine gesunde Grundspannung in den Kapiteln.
>
>Interessant wie unterschiedlich das wirken kann. Im Grunde beneide ich dich ja darum, weil ich Detroit eigentlich gerne richtig spielen würde. :) (Und das sicherlich auch irgendwann mal mache.) Vielleicht liegt es auch daran, dass dieses "deine eigene Geschichte" gar keinen allzu großen Reiz auf mich ausübt. Weil ganz ehrlich: Alles was geskriptet ist, ist ohnehin vorgegeben. Ob das nun drei, acht oder fünzig vorgegebene Dinge sind - joa...
>

Ich bin da einfach gebranntes Kind von den Cage- und Telltale-Spielen.
Die Schere im Kopf ist bei mir nicht das Skripting, weil dass Geschichten getunnelt und konstruiert sind liegt in deren Natur.
Aber, gerade wenn so ein Storygame Interaktionen mitbringt die gefühlt scheitern können oder mich vor Entscheidungen stellt die bedeutungsschwanger wirken, und mich diese Dinge tatsächlich packen und ich mir bspw. über eine moralische Zwickmühle den Kopf zerbreche, dann funktioniert genau das genau ein mal wenn ich retrospektiv erkenne, alles bullshit. Alles Augenwischerei. Alles Fake.

Dementsprechend sind die Folgespiele in meinem Spielerlebnis kollabiert. Und ich war folglich bei Storygames dann eher bei Games wie Edith Finch die einen sauberen Tunnel fahren.

Und bei Detroit merke ich auf diversen Ebenen, u.a. auch an den Baumgrafiken, dass es Unterschiede und Fallhöhen gibt. Und genau damit bin ich wieder connected so dass auch wieder die Spannungskomponente funktioniert weil ich merke, there's a difference. Weil ich merke, das hier kann wohl echt in die Hose gehen für meine lieb gewonnenen Chars. Und die Spannung ist da und ich bin drin.

Das allein reicht natürlich nicht. Aber Detroit gibt sich für meinen Geschmack an keiner einzigen Flanke irgendeine Blöße (sofern man kein generelles Problem mit dem Genre Spiel-Film hat).
Es ist well written, die Chars sind catchy, ihre Schicksale spannend, das Pacing top, die Setpieces abwechslungsreich und aufregend, world building überragend, Sound und Grafik Speerspitzenmaterial, und das von Cage den ich eher als Luftpumpe wie Lucas abgehakt hab, sprich, gute spannende Ideen aber Unvermögen das in Eigenregie auf die Straße zu bringen.

>Wenn es sich auch in einem geskripteten Spiel dann aber wenigstens so anfühlt, als ob NPCs auf mein ganz normales Tun reagieren - dann hab ich sogar in einem solchen Rahmen das Gefühl dort tatsächlich aktiv zu sein. Die Telltale- oder LiS-Spiele sind Beispiele, in denen das recht gut gelingt, weil man da eine glaubwürdige Gesprächsdynamik hat.
>

Ja, aber nur in the scene. Hat man es durchschaut bricht die Immersion für mich zusammen.

>Weltretten ist mir halt eigentlich wumpe. Ich will einfach nur in dieser anderen Welt sein. Eskapismus und so.
>Aber gut. Wollte nur mal meine Gedanken dazu niederschreiben, weil du so einen guten Einstieg angeboten hast. :)


Jo, dieses "drin sein" ist bei sowas für mich auch das A und O. Muss es auch sein, spielerisch ist sowas halt nix was durch seine Mechaniken glänzt. Auch Detroit ist mechanisch einfach nur das typische Cage-QTE.
Wie gesagt bin ich echt baff erstaunt auf was für einem Niveau Detroit operiert, sowas hatte ich Null auf dem Schirm und hab einfach Cage being Cage erwartet. Stattdessen bin ich schon jetzt fast bereit das Prädikat herausragend zu zücken.


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