Thema:
Re:The Electric Underground Review flat
Autor: strid3r
Datum:07.05.21 08:14
Antwort auf:The Electric Underground Review von JPS

>So hätte ich das Spiel jetzt (ohne es selbst gespielt zu haben) auf Grund von Bildern, Videos und Rahmenbedingungen auch eingeschätzt.
>
>Wundert mich, dass das hier so gut zieht, da doch außer dem großen Namen wenig dafür spricht gerade dieses Shmup für einen recht stolzen Preis zu kaufen, wo man auf allen Plattformen sehr gute Shmups für 10-20 Euro bekommt, die vermutlich bei weitem noch nicht jeder R-Type Käufer gespielt hat.


Shoot'em Up ist halt nicht gleich Shoot'em Up und R-Type verfolgt einen komplett anderen Ansatz, als der Großteil der anderen Genrevertreter der jüngsten Zeit, bei denen es sich meistens um Danmaku handelt. Und während ich die Stages von Final 2 thematisch und visuell auch enttäuschend finde (meistens irgendwelche Höhlen oder Stahlkorridore, die von Anfang bis Ende recht monoton und öde bleiben) sieht es trotzdem immer noch wesentlich ansprechender aus, als z. B. ein Rolling Gunner mit dessen Backdrops aus dem Photoshop Grundkurs für Stockfoto-Collagen. Es mag technisch nicht ganz auf der Höhe sein und lässt eine Menge Feinschliff vermissen bzw. wirkt teils geradezu unfertig (angesichts diverser Bugs, Assets und der Performance) und ist ästhetisch leider nicht auf dem Level z. B. eines Sine Mora, aber letztendlich bleibt es trotzdem das aktuell modernste Spiel des Genres. Die imo grafisch auch etwas interessanteren DLC-Stages lassen zudem hoffen, dass da noch mehr geht seitens des Entwicklers.

Auch scheinen die meisten Fans der Reihe recht zufrieden mit Gameplay, Variation der Schiffe und dem Leveldesign zu sein. Vor allem letzteres ist nicht unerheblich und war bei dem Projekt sicherlich eines der größten Fragezeichen. Was wiederum der Grund dafür sein dürfte, dass aktuell auch viel Nachsicht im Spiel ist. Viele sind sicherlich einfach froh, mal wieder ein R-Type spielen zu können. Das ist u.a. so der Tenor auf shmups.com und dort handelt es sich nicht gerade um ein unglaublich nachsichtiges Publikum.

Und zu z. B. Kritikpunkten wie der Übersicht: man sollte dabei auch in Betracht ziehen, worum es sich hier handelt und wo der Fokus des Spiels liegt. Ja, eigentlich ein no-go für jedes Bullethell Shmup. Ist R-Type aber nicht. Da geht es eh nicht um bullet dodging bzw. wenn, hat man meistens bereits was falsch gemacht. Es geht sehr stark um Memorization und darum, Raumschiff und Force stets vorausschauend und im Verhältnis zu Spawnpunkten der Gegner und stage hazards richtig zu positionieren. Schaue ich mir die ersten Playthroughs an, scheint das Leveldesign in diesem Punkt auch gelungen, da es genau wie für den Franchise üblich dieses methodische Vorgehen verlangt und damit dann auch sehr sichere Routen und Taktiken zulässt. Während gerade bei Final zusätzlich der Reiz darin liegt, verschiedene Strategien mit den unterschiedlichen Schiffen zu erarbeiten.

Diesen klassische Ansatz, bei dem es erstmal primär um's Durchspielen geht und bei dem man sich den Progress Checkpoint für Checkpoint erarbeitet, gibt's nunmal kaum noch und dieser spricht zusätzlich eine Spielerschaft an, die mit anderen Ansätzen des Genres ansonsten evtl. gar nichts anfangen kann. Aber eben auch Shmup-Spieler, die einfach mal eine Abwechslung innerhalb des Genres suchen.
Granzella war auch smart genug, den Ausgangspunkt für den Schwierigkeitsgrad deutlich niedriger anzusetzen, als für den Franchise üblich. Das Spiel kommt damit viel besser Gelegenheitsspielern von Shmups und Nostalgikern, die seit Ewigkeiten nichts mehr in der Richtung gespielt haben, entgegen, als der durschnittliche Cave-Port.

Würde mich deshalb nicht wundern, sollte es am Ende erfolgreich sein. Und schlecht für das Genre wäre das definitiv nicht, weil Variation immer gut ist. Bleibt nur zu hoffen, dass der Entwickler es nicht in den Sand setzt, indem man in die typischen Crowdfunding-Fettnäpfchen tritt und einen Großteil der Spielerschafft verprellt. Wäre schade, würde der Franchise direkt wieder in der Versenkung verschwinden, weil man sich die Reputation darüber und über technische Mängel verspielt hat.


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