Thema:
Das Writing ist halt eine Katastrophe imo flat
Autor: the_korben
Datum:06.05.21 20:31
Antwort auf:Hat Teil 1 eine ordentliche Kampagne? von lion88

... genau wie beim zweiten Teil. Die Atmosphäre ist toll, die Umgebung ist toll, Gameplay ist spaßig und wenn man auf die Spielmechanik und Progression steht, hat man sowieso nix daran auszusetzen. Als ich nach meinen Erfahrungen mit dem zweiten Teil im Herbst 2020 dann mit meinem Kumpel auch den ersten Teil spielen wollte, war ich echt bereit, mal richtig "All-in" zu gehen. Ich hab mir damals sogar dieses Survival-Tagebuch zum ersten Teil besorgt, in dem Rätsel versteckt sind, um auch etwas mehr Einblick in die ganze Vorgeschichte zu haben

Und ja, mir persönlich gefällt sogar der erste Teil ein bisschen besser, weil New York im Winter schon noch eine Ecke atmosphärischer ist. Sie haben auch überall sehr nette Snapshots aus der Ausbruchszeit der Pandemie vertielt. Also Hologramme, Sprachnachrichten, Handygespräche und so weiter. Das macht schon richtig Stimmung.

Aber die Art und Weise, wie Ubisoft seine eigentliche "Geschichten" während den Missionen erzählt, ist halt einfach eine Katastrophe. Ständig rennst du von einem Wegpunkt zum nächsten, hast halt eine "Encounter" nach der anderen und musst immer wieder irgendwo irgendetwas hacken oder runterladen oder connecten, um irgendwelche Daten zu sichern, damit irgendwer irgendwas machen kann oder damit man eben verhindert, das irgendwer anderer irgendetwas macht. Immer liegt dir irgendwer per Funk in den Ohren und kommandiert dich von A nach B nach C, ohne dass du wirklich weißt, was das jetzt alles soll. Und die eigentlichen Dialogzeilen sind halt auch so überhaupt nicht mitreißend geschrieben, sondern so richtig Schema F. Und dann kommen die letzten Missionen und es wirkt alles noch genau so wie zur Mitte des Spiels. Es gibt einfach keine interessanten Charaktere und auch keinen Spannungsbogen in dem ganzen Spiel.

Auch die Missionen der Kampagne fallen mit der Zeit stark ab. Am Anfang sind die Locations noch sehr interessant und stimmungsvoll. Ein Kaufhaus zum Beispiel, oder eine riesige Sporthalle. Es gibt sogar ein paar überraschende, coole Momente. Aber irgendwann nach dem ersten Drittel geht es nur noch in Industrieanlage X oder Kraftwerk Y oder Tunnelsystem Z. Und da man im Prinzip das ganze Spiel immer gegen die gleichen Typen in Militäruniform kämpft, nur das sie halt mit der Zeit mehr aushalten und austeilen, wirkt das ganze Erlebnis ab der Hälft recht gleichförmig.

Das wird besonders deutlich, wenn man mit Freunden spielt. Da hört man wirklich nach der zweiten Mission nicht mehr wirklich zu, passt nicht mehr wirklich auf, sondern arbeitet einfach die Marker ab, oder macht sich mal lustig über irgendeinen besonders schlecht geschriebenen Dialog.

Trotzdem hält mich das natürlich nicht davon ab, mit dem Spiel Spaß zu haben. Entweder man zockt es mit einem Kumpel oder man hat halt ein Audiobuch oder einen Podcast nebenbei laufen. Dafür ist es super geeignet.

Man stelle sich mal vor, die bekämen es hin, in diesen tollen Welten auch richtig tolle Geschichten zu erzählen ...


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