Thema:
Castlevania Legends ((Super) Game Boy (auf MiSTer)) flat
Autor: Hunk
Datum:12.04.21 12:50
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Endlich habe ich das Game mal nachgeholt. Koji Igarashi hat es offiziell aus dem Kanon der Serie gestrichen weil er es für unwürdig erachtet hatte und bei den Fans hat es auch nicht den besten Ruf. Ist es also wirklich kacke oder steckt da doch ein gutes Spiel dahinter?

Kurz gesagt, es ist ein sehr mittelprächtiges Spiel und für Castlevania-Verhältnisse enttäuschend, aber auch keine Vollkastatrophe. Das grundsätzliche Peitschen und Springen funktioniert schon, doch wird es durch mäßiges bis schlechtes Leveldesign, blöder Gegner und allgemein schlechtes Balancing des Gameplays bzw. nicht zu Ende gedachten Gameplayänderungen torpediert.

Die Optik ist im Vergleich zum zweiten Game Boy Abenteuer seltsamerweise schlechter, auch das Design der Gegner ist nicht so der Hit und eher generisch. Die Musik ist okay, aber hat zu kurze Loops für die zu langen Levels. Schlimmer wiegt da noch, dass eben das Leveldesign echt nicht gut geworden ist. Es wirkt teilweise als wurden hier willkürlich Objekte und Feinde platziert. Es bleibt schon spielbar aber ist sehr uninspiriert, hat immer wieder unfair oder sinnlos platzierte Gegner. Zudem macht es halt einfach nicht soviel Spaß durch die Levels zu laufen, weil sie nicht gut designt wurden.

Zudem hat man versucht das Erkunden der Umgebung von Symphony of the Night mit in dieses Game rüberzunehmen. Das funktioniert hier aber sehr leidlich. So kann man immer wieder in verschiedene Richtungen das Level erkunden, wobei es nur einen Weg gibt der zum Endboss führt, die anderen Wege sind entweder einfach nur Sackgassen bei denen man umkehren muss oder es sind Sackgassen an deren Ende man ein besonderes Item findet, dass als Collectible des Spiels dient (Wenn man alle sammelt gibt es eine minimal abgeänderte Sonja (Sie trägt die Haare offen statt geschlossen.) im Endbild zu sehen.). Die Collectibles, wenn der Pay-Off auch ein Witz ist, mag vielleicht noch zum erkunden animieren, aber besonders doof ist es wenn man einfach nur in eine Sackgasse gerät. Dort gibt es meistens als Entschädigung ein Hähnchen zum auffüllen der Energie. Doch das ist sinnlos, da man meistens mehr Energie verliert um überhaut dahin und dann auch wieder zurück zu gehen.

Die Collectibles im Spiel sind übrigens die Sub-Weapons aus anderen Castlevania-Games, die kann man hier aber nicht benutzen, sondern sind wie gesagt nur dazu da, dass Sonja am Ende ihre Haare offen trägt. Das Pendant der Sub-Weapons sind Zauber, die man von den Endbossen erhält. Da gibt es eine Art Energieblast den man nach vorne schießen kann, eine Attacke die einen und eine andere Attacke die alle Gegner auf dem Screen tötet und der beste Zauber ist der, mit dem man seine HP wieder aufladen kann. Ich hab die Zauber kaum eingesetzt, weil ich es meistens vergessen hatte, nur den HP-Auflademove hab ich ein-  oder zweimal benutzt.

Ein weiteres neues Feature ist, dass man pro Leben eine Art Supermove einsetzen kann. Dann ist Sonja unverwundbar, schneller und hüpft höher. Das hält einige Sekunden an. Dadurch werden die Endbosse allesamt völlig zum Witz. Denn wenn man den Supermove beim Boss einsetzt, kann man die Bosse fast allesamt in der Unverwundbar-Phase killen. Das ist nicht zu Ende gedacht. Zudem kommt es noch schlimmer was das Balancing des Spieles angeht wo dieser Move auch noch eine Rolle spielt. Denn, wenn man stirbt wird man wie gewohnt an einen der meistens großzügig verteilten Checkpoint zurückgesetzt. Soweit so gut, seltsam ist aber, dass man selbst nach einem Game Over am letzten Checkpoint weitermachen darf. Sprich, dass die Leben überhaupt keine Rolle spielen. Wenn man nun bedenkt, dass man pro Leben diesen Supermove hat mit dem man Unverwundbar ist, kann man sich quasi ganz legal durch das Spiel sterben. Balancing somit völlig im Arsch. Nicht das man dass unbedingt bräuchte, da das Spiel für Castlevania-Verhältnisse nicht sonderlich schwer ist, nur gegen Ende wird es schon etwas knackiger.

Fazit: Es war faszinierend das Game endlich mal nachzuholen, aber sonderlich gefallen hat es mir wirklich nicht. Das grundsätzliche Castlevania-Gameplay ist hier schon da und es bleibt spielbar, doch durch das schlechte Leveldesign und Balancing bzw. Ideen die nicht zu Ende gedacht wurden, macht das einfach nicht so wirklich Spaß. Tatsächlich gefällt mir das erste Game Boy-Game glaube ich sogar besser. Das war (noch) langsamer als Legends und bockschwer, wirkte in seiner Gesamtheit aber durchdachter/konsequenter als der dritte Teil.


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