| Yakuza 7 und It Takes Two |  |
Yakuza hat mich komplett gekriegt, hatte unglaublichen Spaß mit der Kiste. Ich mag die JRPGs alter Schule sehr und Yakuza 7 ist für mich ein perfekter Vertreter dieser Anreize und Schauwerte der das ganze Genre so interpretiert als würde es meine persönliche Wunschliste abarbeiten wo und wie modernisiert werden soll, und wovon man die Finger lässt und nur Content liefern darf.
Hab im Yakuza-Thread auch genug Loblieder gesungen und könnte diese nur wiederholen. Kurz, echtes rundenbasiertes Kampfsystem ohne Stressmomente aber netten timingbasierten Auflockerungen wie bei Paper Mario und einem auf neue Controller zugeschnittenen Interface statt endlosen Menüreitereien. Und was da auf dem Schirm los ist, ist halt Japan going full retard vom Allerfeinsten. Ein Hochgenuss! Dazu knackig kurze Sides die nicht nerven und das erfrischende Yakuza-Szenario was gelunges Crimedrama, Comedy und RPG-Fantasie durch den Mixer jagt. Die Welt ist natürlich kompakt, aber dadurch wohnt man auch irgendwann im Spiel und kennt sich darin aus wie in seiner Westentasche.
Dazu auch sehr gutes Balancing von Möhrchen und Entwicklungen was lediglich an einer Stelle im Spiel einen bekloppten Spike mitbringt der zum Grind zwingt, wie auch bei der finalen Herausforderung im Postgame.
Gut am Postgame ist dass man nichts verpassen kann, schlecht am Postgame ist, dass die finale Herausforderung von ihren Levelanforderungen derart over the top ist dass man auch dann wenn man ALLES im Spiel abgemolken hat immer noch komplett unterpowert ist, und es keinerlei Inhalte mehr gibt mit denen man sich ob des notwendigen Grinds beschäftigen könnte. Und dieser Grind um seiner Selbst willen ist halt stumpf as fuck, nimmt aber locker nochmal eine zweistellige Stundenzahl ein. Irgendwie hab ich Bock auf Platin weil ich mich noch nicht vom Spiel verabschieden möchte, aber das ist inhaltlich schon Scheiße hoch drei. Statt irgendwie eine Art Endgametreppe zu bekommen steht man vor einem Grindingberg wo der Grind keinerlei Anspruch, Schauwerte oder Spielwitz mitbringt, megaschlecht und komplett verschenkt.
Nichtsdestotrotz ein letztlich vernachlässigbarer Schönheitsfehler bei diesem Geschenk des Himmels. Meine persönliche GotY-Messlatte hängt mit Yakuza 7 derart hoch dass ich mir kaum vorstellen kann dass diese noch gerissen wird.
It Takes Two war für mich eine große Überraschung im positiven Sinn. Ich hatte gar nicht so viel erwartet weil ich schon A Way Out eher unter der Kategorie "nett" abgelegt hab. It Takes Two ist im Vergleich dazu ein Riesensatz nach vorne. Es ist auch wieder ein erzählerischer Tunnel in einem Action Adventure. Also eigentlich das was ein klassisches Single Player Story Game alter Schule markiert, nur eben dass es durchgehend auf konsequenten Coop setzt.
Und es macht das alles so verdammt gut. Ein Pacing fast ohne Leerlauf, ich finde da etwa die Uncharted-Reihe sehr gelungen wie es den Spieler im Tunnel bei Laune hält, aber It Takes Two ist da imo noch runder geschliffen. Immer gibt es was neues zu sehen oder zu tun, jede Session ist einfach nur unterhaltsam und kurzweilig und alles spielt sich mechanisch griffig runter.
Das Szenario ist sicher Geschmackssache, aber wenn man bei so einen Comiclook und der Thematik keinen Ausschlag kriegt, oh Mama. Das Spiel sieht zum einen wirklich verdammt gut aus, das ist so ein "kuck mal, so würden Nintendo-Games ausschauen wenn sie nicht auf einem Taschenrechner laufen müssten", zum Niederknien. Zudem fand ich die ganze Welt durch ihr "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft"-Setting total erfrischend. Haben Sie einfach super eingefangen und inszeniert.
Ich selbst hab es mit meiner 13jährigen Tochter gezockt und dafür fand ich es perfekt, gerade durch so ein Familientandem wertet sich das Spiel denke ich nochmal auf. Zum Spiel des Jahres reicht es am Ende nicht, aber als persönliche Überraschung des Jahres ist es gesetzt. Bravo, und bizarr dass sowas ausgerechnet von EA kommt o_O