Thema:
(GB) Lunar Lander flat
Autor: Ihsan
Datum:04.04.21 11:29
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Es gibt ein paar Themen, da braucht es nicht viel um mein Interesse an Spielen dazu zu wecken - meist reicht schon ein interessantes Cover aus und ich versuche gerne mal mein Glück damit, auch ohne viel im Vorfeld zum Spiel zu wissen.

Lunar Lander ist so ein Fall: Dieses nur in Japan erschienene Spiel ziert eine Abbildung des Eagle Landers auf dem Mond, was der Titel ja auch schon nahe legt, und sowas macht mich in jedem Fall neugierig, auch weil ich die klassischen "Lunar Lander" (und verwandte) Spiele durchaus schätze.

Auch hier steht zu Erwarten, dass das Landen einer Mondlandefähre bei kitzliger Steuerung, Beschleunigung und Schwerkraft sicher zu einem der Kernerlebnisse des Spiels zählen wird.

Wer hätte gedacht, dass dem nicht so ist - beziehungsweise nur zu einem Teil?

Ich lege das Spiel ein und werde schnell von einem tollen Titelbild begrüßt, die Erde, und darüber schwebt, majestätisch, ein Space Shuttle.

Hmm, da stimmt doch irgendwas nicht? Aber OK, warten wir mal ab.

Ich habe mir tatsächlich zuletzt angewohnt, den Titelbildschirm ein wenig abzuwarten, manchmal gibt es ja doch noch ein kleines Intro oder ähnliches zu sehen, und...
Ach, was lüge ich hier herum, ich hab den Gameboy kurz zur Seite gelegt, und wurde bei meiner Rückkehr von sphärischen Klängen begrüßt - und tatsächlich: Nach kurzem Warten startet hier ein tolles Intro.
Eine Trägerrakete bringt ein SpaceShuttle ins All, und beim Austritt aus der Atmosphäre / dem Abkoppeln des Shuttles startet eine absolut überraschend geniale Space-Musik... ich hatte direkt Gänsehaut. WOW!
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OK, das stimmt mich wirklich direkt auf das Spiel ein, also legen wir los!

Eine kurze Textbox informiert mich darüber, dass wir uns für den Raketenstart bereit machen sollen, Zündung und LIFT-OFF!! - OK, hier wird mir klar, dass der Spielinhalt wohl etwas weiter gefasst sein wird als nur das Landen der Mondfähre - und richtig, unser SpaceShuttle (?) steht an der Startrampe, die Trägerrakete wird herangebracht.
Der rechte Bildschirmrand wird mit den Anzeigen Fuel, COMP (?) und Hlughöhe bestückt, ich gehe also direkt davon aus, dass ich die Austrittshöhe mit dem vorhandenen Benzin erreichen muss und nach Abschluss des Countdown zeigt sich auch wie:
Per Quicktime-Event heisst es, die Rakete über das Steuerkreuz auf Kurs zu halten, das gelingt auch ganz gut, doch irgendwie gewinne ich kaum Höhe und sehe meinen Spritvorrat schwinden. Folgerichtig stürzt meine Rakete samt Shattle nach nicht einmal einem Drittel des Weges zurück zur Erdoberfläche.

Irgendwas habe ich anscheinend übersehen.

Nach etwas Recherche erklärt sich der "COMP" Wert, der  in meinem ersten Versuch schneller noch als das Benzin gen Null absank: Per schnellem A Gehämmere darf ich die Schubkraft auf dem Maximum halten während ich mich um den Kurs kümmere - da wäre ich ohne Hinweis wohl nicht so schnell darauf gekommen...

Damit ist dieser erste Teil dann auch gut machbar und mein erstes Shuttle erreicht den Orbit (wieder zu diesen wundervollen Klängen) - Missionsphase 2!

Ich erfahre, dass ich mir einen Landeplatz auf dem Mond (aus 8 verschiedenen Kratern) aussuchen soll um diesen zu untersuchen, eine hübsche Mond-Ansicht ermöglicht mir dies, und ich starte mal direkt mit dem Aristoteles Krater, der Nummer 1.

AHA! Jetzt sehe ich das erste Mal meine Mondlandefähre, und ich soll nun in Phase 1 dieser ersten Mission im Krater landen, schon fällt mein Lander gen Boden, ein Tastendruck gibt ihm Schub, ich verkacke die Drehung und schmettere mit Schmackes in einen Hügel.

Ein Leben Futsch, ein neuer Versuch, ich bekomme den Dreh mit dem Schub raus (auch hier: Button-Smashen mit Gefühl führt zum Ziel), verzweifle aber etwas an der invertierten Drehung der Fähre, ist aber auch egal, denn von oben zerschmettert mich nun ein Meteorit.

Ja kack' die Wand an! Diese Scheissdinger kommen völlig unerwartet aus allen Richtungen, wenn man da Pech hat kann man quasi nichts dagegen tun, vor allem solange man selber noch recht hoch ist.

Versuch drei und mein letztes Leben, ich komme nun tatsächlich in den Krater selbst, und hier fängt eigentlich erst das Lunar-Lander Spiel an, man darf die Landefähre nun in Nahansicht durch ein überschaubares Labyrinth auf eine von zwei Landezonen lenken - auch hier habe ich den Dreh (haha) mit der invertierten Steuerung noch nicht raus, denn die Fähre wird hier nur mit einer Schubdüse gesteuert, also durch leichte Drehung nach Links und Rechts gewuppt, während man gleichzeitig natürlich seine Fallgeschwindigkeit im Auge haben muss.

Kurz gesagt: Meine Mission scheitert, die nächste Crew muss ran, und erstmal ins All geschossen werden.
Nach ein paar Versuchen (es ist eigentlich nicht schwer, nur ungewohnt zu steuern) gelingt mir schließlich die Landung - auf der einfachsten Zone, sch*** auf die Punkte, und Phase 3 beginnt:

Ich knuddeliger Astronaut renne mit einem Metalldetektor über die Mondoberfläche und soll hier 5 Diamanten ausgraben, dabei stören mich eine Horde von ebenso knuddeligen Aliens/Robotern die aber einfach nur planlos herumlaufen, mich also nicht aktiv attackieren (und wenn Sie mich erwischen kostet es nur etwas Luft und damit Zeit). Innerhalb der - wie sich nach kurzem Herumlaufen herausstellt - zwei Szenen großen Mondoberfläche folge ich einem schneller werdenden Piepen um schließlich mit A oder B entweder links oder rechts von mir zu graben (das hat etwas gedauert bis ich das herausfand, ich habe lange versucht mich einfach umzudrehen, funktioniert aber nicht). Das ist nicht besonders schwer, es nervt höchstens der Piep-Ton auf Dauer. Wenn man nicht an der passenden Stelle gräbt passiert auch nicht viel, im schlimmsten Fall buddelt man eine Mondpflanze aus die einem dann den Weg etwas einschränkt, aber nach ein, zwei Versuchen findet man die Diamanten quasi sofort.
Nachdem ich alle 5 eingesammelt habe setzt mein Timer ein, mein Lander hat wohl die Faxen dicke und drückt auf die Tube, also fix zurückgelaufen (auch wieder kein Problem, die Mondoberfläche ist ja überschaubar), und es geht zurück in den Orbit, nächste Mission auswählen.

So geht das dann 8 Missionen lang hin, bis uns unser Shuttle zurück zur Erde bringt, der Mond verschwindet und eine Texttafel lobt meine Leistungen für die Weltraumforschung - und belohnt mich mit einer kleinen Ode an den Mond und einer neuen Interpretation des Titel-Liedes - das allein war die Mühen wert.

Das Spiel wird vermutlich keiner hier je gespielt haben, aber: Es ist grafisch herausragend für ein so frühes GameBoy Spiel (1990, immerhin), die Musik ist super, die einzelnen Elemente sympathisch (wenn auch historisch nicht ganz akkurat, ahem) und gut spielbar, es handelt sich hier um eine echte kleine Perle und sollte durchaus mal ausprobiert werden!


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