Thema:
(GB) Road Rash flat
Autor: Ihsan
Datum:30.03.21 23:44
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Es hat ein wenig gedauert, aber endlich kam ich wieder dazu meinen GameBoy anzupacken, dieses Mal mit einem Titel den ich zwischenzeitlich aus dem UK bekam und der weiter unten für andere Plattformen besprochen wurde:
Road Rash in der GameBoy Version!

Soweit ich das sehen konnte, ist diese Version nie in Deutschland erschienen (zumindest ist mir keine "deutsche" Version untergekommen, aus der Historie heraus hätte das eventuell etwas mit dem Thema "Gewalt in Videospielen" zu tun haben können, aber vorab sei gesagt, dass die GameBoy Version hier recht zahm ist).

Sobald man ins Spiel startet wird man von actionreichem Gedudel und einer gepixelten Interpretation des Covers begrüßt, kommt aber quasi ohne Umschweife ins Menü zur Rennen-Auswahl. Diverse Strecken in Kalifornien erwarten einen (Sierra Nevada, Pacific Coast, Redwood Forest, Palm Desert, Grass Valley), man kann die Musik per A/B Taste ein- und ausschalten (und damit die Motorgengeräusche aus- bzw. einschalten) und Select bringt einen in ein knappes Menü für die Passworteingabe und das Hinterlegen des Spielernamens.
Mit Start gehe ich gleich mal ins erste Rennen, die Sierra Nevada:

Ein gruseliger Typ (Polizist, wie er aussieht), bittet darum doch nicht so schnell zu fahren, naja, kann es ja mal versuchen! ...und schon stehen wir auf der Straße, um mich herum ein paar meiner Konkurrenten, die Straße gen Horizont. Das erste was mir auffällt ist ein herausragend aussehender Himmel - das ist echt toll gemacht für die olle Kiste! Parallax-scrollende Wolken, das sieht super aus!
Generell gefällt das Spiel grafisch, die Motorradfahrer & Autos sind hier einfacher gehaltene Sprites (soweit ich mich entsinne sind das bei den "großen" Konsolen digitalisierte Bilder?), die Strecke windet sich recht übersichtlich über Hügel und Kurven, einzig die Randdekoration flackert andauern, das fällt aber gar nicht mal sonderlich ins Gewicht im Rennen (sieht aber ehrlich gesagt in Videos fürchterlich aus).

Überraschenderweise ist das Einholen der Gegner nicht einmal sonderlich schwierig und auch der Prügel-Anteil ist eher überschaubar - ich hatte erwartet das wäre ein Hauptbestandteil des Spiels.

Die Schwierigkeit ergibt sich eher durch die Hindernisse auf und an der Strecke:
Während die Seitenränder mit dem üblichen Dekorations-Schnick-Schnack (Bäume, Laternen, etc) bestückt sind, man hier aber auch eher im Ausnahmefall mal reinsemmelt, so ist die Straße selbst befahren auch vom regulären Autoverkehr - der fährt entweder in die gleiche Richtung wie wir, gibt uns also etwas Zeit ein Überholmaneuver einzuleiten, kommt uns entgegen (da wird das Ausweichen schon trickreicher) oder kreuzt die Straße direkt quer - hier ist es recht schwer, Geschwindigkeiten abzuschätzen und sauber vorbeizukommen. In spaßigeren Momenten wird es recht voll auf der Straße, doch das Ausweichen macht tatsächlich Spaß, und daran zu scheitern ist nicht zwangsläufig ein Todesurteil, stilecht fliegt man durch die Luft und darf im Anschluss das ebenfalls durch die Gegend geflogene Motorrad wieder einsammeln - das kostet Positionen und damit Nerven, aber dank langer Strecken hat man meist genügend Spielraum um wieder aufzuholen.

Dankenswerterweise sind die Konkurrenten wie auch die Polizei, die einen gelegentlich festzunehmen versucht, keine fatalen Hindernisse, Rempler gehören zum guten Ton, die Schläge gehen glücklicherweise automatisch in die korrekte Richtung (wenn man die Schlagtaste drückt) und eigene wie auch des Gegners Energie gibt einem einen Hinweis darauf wer gleich den Asphalt küssen wird. Wenn man Glück hat trifft man auf einen Konkurrenten mit Stahlrohr welches man ihm dann im Schlagabtausch einfach entwinden kann, damit prügelt es sich auf dem Rest der Strecke schon etwas einfacher - nötig ist es aber ehrlich gesagt nicht.

Die diversen Strecken unterscheiden sich in erster Linie durch den Hintergrund und die Strecken-Dekoration am Rand, in vereinzelten Rennen kommt es zu zusätzlichen Hindernissen dank über die Straße wandernden Rindviechern (also den wortwörtlichen, nicht denen im übertragenen Sinne), doch es bleibt meist machbar, wirklich ärgerlich sind Stürze erst auf der letzten Meile.

Belohnt wird man am Ende jedes Rennens mit einer hübschen Pixelgrafik und der Geldausbeute - was es damit auf sich hat, hatte ich dann erst später bemerkt, da die Funktion arg versteckt ist: Einzig im Abschlussbildschirm kann man sich per Select in ein Einkaufsmenü für bessere Bikes begeben (wobei die schnelleren bspw. Kurvenlage einbüssen), außerdem kann einen auch die Polizei erwischen und direkt Abkassieren, was auch zu einem Ausscheiden beim betroffenen Rennens führt.

Die ersten Rennen sind noch recht schnell erledigt, doch nach diesem Schwung steigt man in die nächsthöhere... Liga?... auf, die Strecken werden etwas länger und trickreicher, nun kommt auch genügen Geld aufs Konto um sich bessere Motorräder zu kaufen, was hier nun auch nötiger wird, es bleibt aber bei den 5 Landschaften - nach dieser zweiten Liga steigt man nochmal auf, die Strecken werden erneut um ein gutes 1/3 länger, und schließlich nochmal um 1/3, man beginnt nun auch häufiger unpassend in Kurven hineinzuhüpfen und damit die Pampa umzudekorieren - hier habe ich dann langsam abgebrochen, denn im Prinzip bleiben die Rennen doch sehr gleich, und verlieren tue ich meist nur aufgrund unfairer Hinderniskombinationen gegen Ende der Rennen.

Dennoch: Das Spiel macht wirklich überraschend viel Spaß (die Rennen können unglaublich adrenalinfördernd sein wenn ma in kitzeligen Situationen perfekt durch die Hindernisse schlittert und noch einen Gegner im Gegenverkehr abstreift), ist grafisch für den GameBoy durchaus beeindruckend, der Sound und die Musik sind aber unter aller Kanone (das Musik-Gedudel ist kaum auszuhalten, das Motorengeräusch leider auch nicht viel spannender). Ich hatte Schlimmes erwartet, wurde aber sehr positiv überrascht!


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