Thema:
Re:Kleiner Rant flat
Autor: Sachiel
Datum:20.03.21 15:11
Antwort auf:Kleiner Rant von Scotch

>Spiele es aktuell dank PS+ auf der PS5 und bin doch froh, kein Geld dafür ausgegeben zu haben. Die meiste Zeit ärgere ich mich eigentlich über Dinge.
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>Es fing damit an, dass sich die Steuerung zum Schießen irgendwie falsch anfühlt. Ich kann es nicht genau sagen, wahrscheinlich hat das Spiel sehr genaue Trefferzonen oder keinerlei Toleranz, aber ich habe noch nie in einem "Shooter" so schlecht gezielt wie bei Control. Habe mich teilweise angestellt wie ein Noob und vor mir selbst geschämt, gleichzeitig war ich mir sicher, dass nicht ICH das Problem bin, sondern das Spiel. Dementsprechend frustrierend und anstrengend waren die Gefechte. Habe dann in den Einstellungen gesehen, dass man da selber an den Trefferzonen, Gesundheit etc. rumspielen kann. Begleitet mit dem Hinweis der Entwickler, dass das mit Absicht so nervig ist, aber dann auch "rewarding". Ja, fickt euch, soll das so ein Dark Souls Ding sein? Da habe ich im Gegensatz zu dem Spiel hier aber jederzeit das Gefühl, dass ich immer besser werde und alles in meiner Kontrolle liegt. Hier ist es einfach nur plump nervig und nicht rewarding. Dass diese Optionen (nachträglich?) eingebaut wurden, zeigt ja auch nur, dass der Schuss wohl nach hinten losging und die Spieler da keinen Bock drauf hatten.


Seltsam, bei der PC-Version dachte ich beim ersten Anspielen noch, wie gut sich das Ganze auf Anhieb steuert. Zielen funktionierte für mich sehr präzise und fühlte sich entsprechend gut an. Vielleicht wegen besserer Framerate? Schade zu lesen, weil das reine Gameplay mir schon einfach Spaß gemacht hat.

>Nachdem nun die Encounter kein Problem mehr sind, sieht man dafür umso deutlicher, wie schwach der ganze Rest auch ist. Das Leveldesign finde ich furchtbar, damit meine ich nicht mal die langweilige Optik. Aber das ganze Gebäude ergibt null Sinn, kein Raum fügt sich irgendwie organisch an den nächsten an, es wurde einfach Korridor an Raum an Korridor an Raum geklatscht, mehrere Ebenen durch Treppen oder Fahrstühle verbunden. Nichts wirkt wie ein "echtes Gebäude", weil überhaupt keine Struktur herrscht.

>Fahrstühle verbinden scheinbar zufällig irgendwelche Punkte, hinter jeder Tür könnte immer ALLES MÖGLICHE warten und es würde einen nicht überraschen. Dementsprechend schlecht findet man sich zurecht, weil jede Abzweigung, jede Treppe, jede Tür wie zufällig irgendwo platziert wurde und irgendwo hinführt, man hat aber überhaupt kein Gefühl wohin. Niemand würde ein Gebäude jemals so bauen und ich fühle mich die ganze Zeit wie in einem schlechten Labyrinth.

Ich find's geil. Ist auch Teil der Story, die gar nicht mal so verworren ist, wie es zunächst scheint. Man muss nicht mal jeden Schnipsel lesen. Aber es lohnt sich, weil das Game – wie es leider sehr selten der Fall ist – eine gehörige Portion Humor mitbringt. Lange nicht so gelacht bei einem Spiel.


>Dazu kommt die wahrscheinlich schlechteste Map der moderneren Videospielgeschichte. Vielleicht verstehe ich da auch den Kniff nicht, den sich die Verantwortlichen gedacht haben. Aber es sind teilweise Aufzüge nicht mal eingezeichnet. Man checkt gar nicht, auf welcher Ebene man sich gerade befindet und ob die, die man eigentlich sucht, darüber oder darunter ist. Teilweise bin ich durch den Level gelaufen und da war in der Map dann gar nichts eingezeichnet, ich bin praktisch im leeren Raum rumgelaufen. Unfassbar nervig wieder.

Hatte am Anfang auch Probleme, fand es aber lustigerweise gar nicht allzu nervig. War zu hingerissen vom Gesamtpaket und dem Worldbuilding. Wenn man genau hinguckt, erkennt man übrigens, welche Strichführung was bedeutet. Hilft nicht immer, aber mir hat sich das auch leider erst sehr spät erschlossen. Generell fand ich die Lichtstimmungen in Control aber erste Sahne.

>Das Storytelling a la "du checkst eh nichts, wenn du nicht die Tausend Notizzettel durchliest, die wir überall verteilt haben" ist auch ein Relikt von vor 20 Jahren und zeigt für mich, dass die Entwickler nicht verstehen, wie man eine Geschichte innerhalb eines Videospiels erzählt. Dieses Einsammeln von Textblöcken, aus denen man dann das Interessante aus nutzlosem Grundrauschen selektieren soll, kann ich höchstens akzeptieren, wenn mir die eigentliche Story in den vorhandenen Sequenzen ausreichend erzählt wird. Aber ich hab nun nach ca. der Hälfte des Spiels eigentlich immer noch keine rechte Ahnung, was da passiert und warum und ich habe sicher keinen Bock, die ganzen Collectibles durchzuarbeiten. Das ist als würde ich einen Film gucken, der sich ohne Begleitliteratur nicht erschließt, und dieses Anspruchsdenken, dass der Spieler das doch bitte zu tun hat, finde ich richtig anmaßend.

Bin ich eigentlich auch kein Freund von. Kann trotzdem nur dazu raten, zumindest die ersten Notizen zu lesen.

>Alles in allem ist Control für mich bislang absolutes Mittelmaß. Die Gegner und Waffen sowie das generelle surreale Traumgefühl gefallen mir sogar ganz gut. Aber das undurchdachte Leveldesign gepaart mit lausiger Map und altbackenem Storytelling sind irgendwie.. anstrengend. Ich werde es wahrscheinlich durch spielen, weil es auch nicht schlecht ist. Aber "anstrengend" fasst es für mich schon zusammen. Wenn ich nicht gerade viel Zeit hätte, wäre mir diese zu schade ;)

Bin ja nicht nur vom Storytelling angetan. Die Dialoge sind teils zum Schreien komisch. Wenn Langston einem seine Lebensgeschichte aufdrängt bspw. Ahti sowieso. Wie der alleine schon teils einfach nur vor sich hin summt, ist imho unsynchronisierbar. Humptidumpbrpfpfpf.


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