Thema:
Final Fantasy VII Remake (PS4) flat
Autor: Shoryuken
Datum:17.03.21 19:41
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Nach der Demo damals so abgeschreckt gewesen, das ich es nicht gekauft habe - dank PS+ jetzt doch in den "Genuss" gekommen.

Kurzfassung: bin ich froh dafür kein Geld in die Hand genommen zu haben.

Ich weiß gar nicht so recht wo ich da anfangen soll. Wie ein kann ein Spiel gleichermaßen "state of the art" sein (die Grafik ist schon sehr schick - allerdings über weite Teile des Spiels auch extrem abwechslungsarm bis langweilig, einige Animationen und Backdrops (denke da an den zerstörten Sector 7 von oben) sind allerdings wirklich fantastisch) und gleichzeitig spielerisch bzw. strukturell sowas von Vorgestern, fast schon anachronistisch und besonders irre: schwächer als das Original.

Der aus der Demo bekannte Auftakt ist noch ganz okay (ich habe direkt auf easy gestellt, weil ich das Kampfsystem weiterhin absolut grässlich finde - mehr dazu später), kurz danach ist es für mehrere Kapitel total öde, bevor es dann Richtung Finale mit Tapetenwechsel wieder an Fahrt aufnimmt. Warum auch immer diverse Szenen "ausgespielt" werden müssen, statt diese kompakt zusammen zu fassen (und wie fast alles andere irelevante einfach als Cutscene zu präsentieren), wissen wohl nur die Erdenker dieses Machwerks.

Keine Ahnung wie jemand die Figuren und die Story empfindet der gar keinen Plan von FF7 hat, bei mir ist es zwar schon ewig her (hatte damals die englische PC Version in Dänemark gekauft, einer meiner heiligen Grals für eine lange Zeit) aber diverse Änderungen stechen sofort ins Auge, machen die Story nicht runder sondern sorgen eher für viel Füller und total emotionale Momente die keiner braucht. Die dazu gedichteten "whisper" die irgendwo zwischen leere Kapuze und fliegendem Geisterpräservativ einzuordnen sind, nerven einfach nur und sehen richtig Kacke aus (davon ab, von der Storylogik her dürfte ich ja eigentlich nicht Game Over gehen können, solange es die Kapuzenkondome gibt). Dabei finde ich die Grundidee die Handlung und besonders die Beziehungen der Figuren untereinander auszubauen gar nicht verkehrt, aber wenn das damit endet das man bei Jessies Mutter Pizza frisst um dann fünf Meter weiter einen Shinrastützpunkt auszuräumen weiß ich ziemlich sicher das es sich um eine Episode handelt die ich nicht gebraucht hätte. Und das ist halt das größte Problem, das meiste Zeug was dieses Spiel erzählt ist einfach schrecklich banal und das Drama wirkt bestenfalls konstruiert (besonders nervig auch das Spiel mit der Erwartungshaltung von FF7 Fans, die hier mehrfach ins Leere läuft - Stichwort: dauerhafter Tod eines Partymitglieds).

In Anbetracht der 18 Kapitel ist es krass das ich gut die Hälfte davon direkt in den Müll geben würde bzw. als Füller betrachte. Ich meine, klar - wenn ihr wollt das ich die Drecksslums hasse, gebt mir halt saudumme "Sidequests" und pisselige Minispiele und dazu wenig Kämpfe (und die auch noch gegen irgendwelche Sackratten und anderes kröseliges Arschgetier) - alles auf dem Niveau einer einfachen Eventkette in einem RPG Maker Spiel welches auf Steam für 0,99 Cent gibt. Erschreckend Scheiße - genau wie die lange Schläuche ohne jegliche Action durch die man immer wieder durchlatschen muss, am Besten noch mit irgendwelche halb-automatischen Sprungpassagen oder "Durchschieben" in einer Felsspalte oder ähnlichem.

Der Hub bzw. die ganze "Welt" ist wohl das Schlechteste was ich jemals in einem JRPG spielen durfte. Mein letztes FF war der 12. Teil, keine Ahnung ob diese Struktur aus FF7R schon länger so ist - aber das ist wirklich unsagbar statisch, langweilig und schlecht gemacht, wer hat sowas durchgewunken? Wollte Square da Yakuza-lite reinhaben? Mit 24 Substories? Und dann die Minigames? Das ist alles so primitiv und überschaubar, warum?

Wenn es dann doch mal zu einem Kampf kommt, wird gegen Gekröse gekämpft - gefühlt hat das Spiel nur 6 Gegnermodels mit verschiedenen Skins. Das meiste davon sind halt irgendwelchen undefinierbaren Viecher die mehr nach Nachgeburt aussehen als coole Feinde. Das Spiel will mir weissmachen das es wohl 100+ Gegnertypen gibt, aber wenn davon 30-40 Shinrasoldaten mit unterschiedlichem Rang und Bewaffnung sind, dann fühle ich mich schon ziemlich verarscht. Die Bosse sind größtenteils auch nur sehr uncoole Mechs und das alberne Horrorhaus im Colosseum ist kreativtechnisch absolut Rockbottom. Ich kann auch keine Gegner mehr sehen die aus undefinierbaren Formen zu Humanoiden zusammengeklöppelt sind, leider ist das "epische" Finale genau das - Leute, das sind einfach keine markanten Designs, das ist in-engine Gewichse, weil ihr es könnt, aber Bock macht das nicht. Dabei waren die FF7 Gegner mit ihrem seltsamen Gourad-Look und unter Ausnutzung einer wilden Farbpalette stellenweise schon sehr ikonisch, lediglich Jenova und der RE Tyrant X Cthulhu-Verschnitt haben mir optisch im Remake gefallen (einmal mehr ein Trauerspiel, denn FF7R hat schwerpunktmässig ja nur die Optik zu bieten).

Irgendwann hat man sich dann durchgewurschtelt und jede nur erdenkliche Form der Spielzeitstreckung ertragen (es wird wirklich jede Möglichkeit genutzt zu recyclen und die Party nochmal durch das gleiche Schlauchgewirr zu lotsen) und dieser Prolog endet dann nochmal in einem Film- und Effektgewitter, dass aber in seiner Wirkung einfach nur verpufft weil alles so egal ist.

Dabei ist es nicht so das dieses Spiel nicht Momente hat wo die Figuren schon die Chance haben einem ans Herz zu wachsen, allerdings bin ich nicht sicher wieviel davon wirklich FF7R und wieviel der Erinnerung an das FF7 Original geschuldet ist. Ich muss für mich ganz klar sagen, ohne FF7 als Basis hätte ich das Spiel direkt nach dem Auftakt gelöscht - die teils tollen Remixe bekannter Stücke und die schon vage ans Original erinnernde Story und damit einhergehend eine gewisse Neugier wie Square das alles so aufgezogen hat, hielten mich dann doch bei der Stange. Und wie gesagt, optisch macht es schon was her - allerdings frage ich mich ob das saudetaillierte Shantytown oder irgendwelche kaputten Tunnels und Ruinen wirklich gebraucht hat und man diese Manpower nicht in was anderes hätten stecken können.

Überhaupt, warum ist dieses Spiel kein Actionspiel? Am meisten Bock macht noch das Schnetzeln mit Cloud, das Ballern mit Barret und ganz besonders das Kloppen mit Tifa - das bisschen finetunen, irgendwelche Stats ranflanschen a'la Dark Souls und dann einfach nur verschiedene Fights aneinanderreihen die von Cutscenes zusammengehalten werden. Asura's Wrath nur mit FF7 Lizenz - dann braucht man auch niemanden mit einem Pseudorollenspiel quälen.

Nach dem Abspann war jedenfalls die Luft instant raus und ich bin superfroh dafür nichts bezahlt zu haben, selbst 30 Euro wäre mir das nicht wert. Schade um die Millionen-Assets aber da gibt es Indie/Lowbudget-Games die mit viel einfacheren Mitteln mehr erreichen als FF7R. Für mich kaum zu glauben das diese Firma mal Kram wie Xenogears oder Chrono Trigger gemacht haben soll.

Megaenttäuscht einfach.


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