Thema:
AtGames Legends Gamer - Konzept im Drogenrausch? flat
Autor: BOBELE
Datum:07.03.21 14:08

Diese Arcade Legends Gamer Teile sind ja bei den üblichen Verdächtigen auf Youtube der letzte Schrei seit einer Weile, darum habe ich mir mal ein Legends Gamer Pro gegönnt. Klingt ja auch gut: 150 legal vorinstallierte Spiele, eigene Spiele können trotzdem installiert werden, Spiele vom PC können übers LAN gestreamt werden, eine optionale und kostenpflichtige Möglichkeit zum Streamen von Servern von AtGames für eigene aber auch von denen lizensierte Games gibts auch noch. Und Flipper mit eigenen Buttons... warum nicht?

Darum nicht:

Das Teil ist eine derart verklabusterte Scheiße sich immer wieder ändernder und komplett unverständlicher Inhaltskotze, daß man sich fragt, was in den Köpfen der Entwickler vorgeht. Die oben genannten Funktionen lassen erwarten, dass es drei oder vier Optionen gibt, unter denen sich alles finden und einfach auswählen lässt. Statt dessen gibts:

Games
ArcadeNet in verschiedenen Abostufen
Streaming für Arcade Games
Streaming für Cloud Pinball
FarSight Arcade Pinball
BYOG AddOn
BYOG AddOnX
Cloud BYOG
Local Streaming
My Gameroom
AppStoreX
CoinOpsX
PixelcadeX
OTG Mode
Arcade Play Link
Game Pack

und etliches mehr, dazu verschiedene externe Tools wie "AddOn Tool" und auch das "AddOnX Tool". Oder Software auf den PC, von dem man was Streamen will, die dauernd ihren Namen und ihre Funktion ändert. So gut wie keine dieser Funktionen ist selbsterklärend, jeder Mist funktioniert auf ein maximal kryptische Weise anders und zu allem Überfluss ändert sich das auch noch bei so gut wie jedem Firmwareupdate, wobei in den meisten Fällen Funktionen zum Nachteil der Benutzer gestrichen werden und alle lokal verfügbaren Funktionen hinter den Zwang, sich bei der Scheiße anzumelden, versteckt werden.

Beispiele? Nehmen wir mal Flipper und BYOG. BYOG heißt, man kann eigene Arcade- oder Konsolenroms auf einem USB-Stick einstecken und auf dem Gerät abspielen. Nicht einfach so, man braucht dazu ein PC-Tool namens "AddOn-Tool". Damit packt man das ROM, einen kompatiblen Libretro-Emulator, Coverbild und ggf. Bezels zu einem .UCE-File zusammen. Auf dem Gerät kann man das dann unter BYOG - AddOn finden und, wenn man alles richtig gemacht hat, spielen. So weit, so einfach. AtGames bot nun also die freien Flippertische als .PUCE-Files an. Man sollte also meinen, dass man die auch einfach auf den Stick kopiert und die unter BYOG - AddGames finden und aufrufen kann. Aber das geht natürlich nicht. Diese Files muss man erst mit einem anderem Tool, dem AddOnX-Tool bearbeiten, was ein Verzeichnis mit irgendwelchen Informationen zu den .PUCE-Files erstellt. Aber auch dann kann man sie nicht unter BYOG - AddOn aufrufen. Auch nicht unter BYOG - AddOnX, was ich wegen des Namens des Tools irgendwie angeboten hätten. Nein, man muss in den Optionen eine Funktion "My Gameroom" auswählen (die offenbar für NICHTS anderes gut ist) und dann die Spiele "importieren", was nicht bedeutet, dass man sie ohne USB-Stick spielen könnte, den braucht man schon weiter. Diese ganzen Infos findet man versteckt auf irgendwelchen Unterseiten eines FAQs, das trotz seiner nahezu biblischen Ausmaße an Text aufgrund seiner verwirrenden Vielfalt sinnloser Begriffe, Tools und Funktionen für mehr Verwirrung sorgt als alles andere. Aber ok, das funktionierte dann. Man konnte die Flipper spielen. Offline, vom USB-Stick.

Kleiner Einschub: Und das war auch gut so, denn das Streaming von den ArcadeNet Servern funktioniert null, zumindest hier in Deutschland nicht, und in anderen europäischen Ländern auch nicht, wenn man den Foren so glauben darf, obwohl die Hardware ja zumindest in Frankreich und Dänemark offiziell vertrieben wird. Das ist selbst auf der niedrigsten Qualität so ruckelig, das nichts auch nur ansatzweise spielbar wäre. Aber okay, es hieß ja, dass sei alles eine optionale Funktion. Einschub Ende.

Irgendwann dann kam ein Firmwareupdate, bei dem die Funktion "My Gameroom" ersatzlos gestrichen wurde. Und die Möglichkeit, die Flipper offline zu spielen, damit gleich mit. Die sind jetzt nur noch unter der Funktion ArcadeNet als Stream verfügbar. Wer also nicht vernünftig streamen kann, hat die Funktion verloren. Selbst wenn er es könnte, wäre das ein Tritt ins Gemächt, denn kostenlos streamen darf man Flipper nur eine Stunde pro Monat. Und das auch nur unter Einblendung einer großen roten Warnbanderole über der Spielgrafik, dass nur noch weniger als eine Stunde Streamingzeit verfügbar ist. Wie hemmungslos kundenverachtend kann man sein?

Und das zeigt, wohin die Reise geht. Wer den Rümpel kauft und denkt, er könnte ohne diesen Abomist die Hardware irgendwie schon noch verwenden, der wird sich in Zukunft bei der Installation von neuer Firmware SEHR in Acht nehmen müssen. Die Marschrichtung ist komplett offensichtlich. Noch ein Beispiel?

Die Funktion BYOG - AddOn hatte ich ja schon beschrieben. Spiele in .UCE-File packen, Stick einstecken, laden und spielen. Und dann ist da noch die Funktion BYOG - AddOnX. Die ist im Grunde exakt das gleiche, abgesehen davon, dass man dafür entweder dauerhaft online sein muss oder eben 5 mal offline Spiele starten kann, bis ein Zähler auf Null runtergezählt ist und man sich wieder anmelden muss, um den Zähler auf 5 zurückzusetzen. Weitere Funktionen gibt es nicht. Kein Streaming, nichts. Es sind immer noch die gleichen .UCE-Files, die ich vom USB-Stick spiele, nur dass ich mich hier auf komplett unverständlichen Gründen immer anmelden muss. Um Raubkopien zu spielen, wohlgemerkt. Warum zum Henker sollte irgendwer das tun? Und warum gibt es diese völlig unsinnige Option? ... Moment... Klar. Wie "My Gameroom" wird irgendwann auch BYOG - AddOn verschwinden und nur noch diese BYOG - AddOnX Funktion verfügbar sein. Und wenn ich mal raten darf: Man darf dann analog zum ArcadeNet Streaming für jeweils 5 Spielstarts der eigenen Spiele auf dem eigenen USB-Stick nen Dollar zahlen? Ja, ich glaube, das ist der einzige Grund, warum es den Mist gibt.

Die Hardware an sich ist echt wertig und cool, die Emulation von allem, was ich probiert habe, läuft deutlich besser als selbst die aktuellsten Pandoras Boxen, und viele Kleinigkeiten wie z.B. Scanlines und Bezels und Einstellungen den DIPs machen die schon wirklich gut. Die vorinstallierten Spiele sind aber bestenfalls Mittelmaß (eben der immer gleiche Taito, Data East und Jaleco Rümpel, der auf jedem China-Emulations-Handheld installiert ist) und die ganzen Abo-Funktionen zumindest hier in Europa nicht sinnvoll nutzbar (und bislang sind die dort zusätzlich gebotenen Spiele auch Murks). Das Teil ist also ausschließlich als Plattform zum Abspielen von Roms zu gebrauchen oder zum Streamen vom heimischen PC, und da wirds schnell ungemütlich, wenn der Hersteller eben diese Funktionen Stück für Stück abschaltet.

Also hey, für die Sammlung braucht man sowas vermutlich. Aber für den Preis ists dann doch wieder zu sehr AtGames.


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