Thema:
WWE 2K Battlegrounds (PS4) flat
Autor: Shoryuken
Datum:28.02.21 23:51
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Hatte Bock auf einen geistigen Nachfolger zu Slammasters, Wrestlemania Arcade Game und WWE All Stars. Habe mir dann vor kurzem eine günstige Retail-Version von Battlegrounds zugelegt.

Nicht so ganz das Spiel was ich erwartet habe, aber dennoch über weite Strecken ganz unterhaltsam. Im Campaing-Mode coacht Stonecold ein paar Newcomer in verschiedenen Arenen und lässt die dann am Ende bei Wrestlemania antanzen, zusammengehalten wird das Ganze von einer einigermaßen unterhaltsamen aber unsagbar schlecht gezeichneten Comicbuchstory die verschiedene Events verknüpft.

Ansonsten ist das Spiel Arcade pur und bietet nur Fights in allen möglichen und unmöglichen Konstellationen (1v1, Steel Cage, 1v2, 2v2 (als Tag und simultan), Endurance und Royal Rumble gegen bis zu 30(!) Gegner), teils mit kaputtbaren Stages, Waffen sowie Stage Hazards (bspw. kann man Gegner in den Everglades in Krokodile schmeissen die den Ring flankieren).

Grotesk wirkt der "style" der Figuren, der scheinbar an alte Wrestling-Actionfiguren angelehnt ist, alle Fighter sind irgendwie knubbelig mit komischen Proportionen aber doch recht realistischen Gesichtern. Bei bestimmten Figuren ist der Look einfach ziemlich unappetitlich. Immerhin, die Figuren sind perfekt getroffen und gerade die Gesichter fand ich schon beeindruckend, weil die wirklich ihren echten Vorbildern grandios nachempfunden sind - natürlich auf ihre verzerrte, karikatur-artige Art und Weise. Im Übrigen gibt es auch alle originalen Musiken der Wrestler, was ich ziemlich cool fand - zumal man sich dieser in der Fighter Übersicht auch direkt reinziehen kann ("ultimate warrior theme" ftw!). Neben diversen Klassikern an Wrestlern aus "meiner" Zeit als Wrestling einigermaßen relevant war in meinem Umfeld (BJ 84, also damals Grundschule) wie Hulk Hogan, Ultimate Warrior o.ä. gibt es auch viele Typen a'la Sting, Rock, Triple H und sogar ganz aktuelle Jungs wie Xavier Woods, bzw. die ganze The New Day Crew. Leider vermisse ich Big Bam Bigelow und die Legion of Doom.

Spielerisch ist es komplexer als zuerst von mir angenommen, dachte ich kriege ein stumpfes Kloppspiel ohne viel Tiefgang oder Raffinesse - aber dem ist nicht so. Zum einen muss man erstaunlich viel Meter managen (Stamina, Heat und HP), zum anderen gibt es doch eine große Menge an Funktionen. Neben Schlägen und Tritten die bei jedem dritten Treffer einer Combo einen fetten Ender raushauen, gibt es noch mehr oder weniger spektakulär inszenierte Special Moves (neben Dragonpunches, Dashangriffe, Sprungkicks, auch ground pounds, spezielle Würfe usw.) diverse Wurftechniken und die Möglichkeit Gegner zu "pinnen".

Kämpfe laufen so ab das der Gegner unter Einsatz all dieser Möglichkeiten weichgeklopft wird um ihn dann entweder aus dem Ring zu kicken oder solange am Boden festzuhalten bis er ausgezählt wird bzw. ihn mit einer Halte zur Aufgabe zu zwingen. Je nach Konstellation von Matchtyp und Gegner zeigt sich dann auch die relativ erstaunliche Tiefe des Spiels; es gibt 5 verschiedene Klassen an Wrestlern, alle mit anderen Schwerpunkten und auch wenn diese Movesets teilen, so sind deren Werte doch unterschiedlich und so kann das eine Schwergewicht besser prügeln als kicken, bei einem anderen liegt der Fokus eher auf Würfen und extraviel HP. Die Kampagne sorgt dafür, dass man sich mit den Feinheiten eingehender beschäftigt um überhaupt bis zum Wrestlemania-Event zu gelangen.

Spätestens bei Kämpfen gegen einen Übermacht an Gegnern muss man schon einigermaßen überlegt handeln (und die Counter/Reversals, die leider als kleine Quicktimeevents stattfinden, hinbekommen) um nicht in die Mangel genommen und anschließend demontiert zu werden. Hierbei hilft ein Loadout an verschiedenen Fähigkeiten (unter anderem auch HP regen) die mit der Zeit aufladen und eingesetzt werden können. Die Mischung aus unterschiedlichen Loadouts, verschiedenen Klassen und unterschiedlichen Stärken der Wrestler sorgt dafür das man sich immer wieder neu auf seine Gegner einstellen muss - und der Schwierigkeitsgrad ist stellenweise auch nicht ohne.

Wenn das Spiel aus allen Rohren feuert, dann macht es auf jeden Fall viel Laune - die Unrealengine haut nette Partikeleffekte raus und überall wirbeln kleine Muskelmännchen (bis zu 4 Stück) und auch Frauchen durch die Gegner bzw. verprügeln sich mit flammenden Fäusten oder blitzenden Drehkicks während wieder andere mit DDTs, Clotheslines und änderen Manövern für Action sorgen.

Nachdem ich gerafft hatte wie das Spiel so läuft, hat es schon Bock gemacht - mit den HP muss gehaushaltet werden (wer wenig HP hat läuft Gefahr gepinnt oder aus dem Ring gekickt zu werden ohne sich wehren zu können), bei jeder Gelegenheit kann (muss) Heat durch Taunts gebildet werden, welche bei 100% ermöglicht einen Super Special Move auszuführen der gerne mal 30% der gegnerischen HP zieht und wer die Ausdauer nicht im Auge behält versaut sich die Chance auf Reversals oder Special Moves. Das ist alles gar nicht mal so dumm designt und wenn es funktioniert, dann fetzt es auch.

Leider ist genau das aber nicht immer der Fall. Oft ist nicht ganz klar warum Eingaben nicht erkannt werden (gerade bei Reversals richtig nervig), das anvisieren von speziellen Gegnern in einem Pulk von Wrestlern ist nur so semi gelöst und kann in zeitkritischen Momenten schon mal versagen, was dann doofe Situationen zur Folge hat und richtig übel sind die Slowdowns, die vorallem Auftreten wenn Waffen aus dem Ring nach Benutzung in tausend Teile zerspringen oder wenn neue Kämpfer in den Ring geladen werden. Da kackt das Spiel teils bis in Diashowregionen ab, obwohl es die Action ansonsten problemlos packt. Einmal ist es mir sogar direkt in einem Royal Rumble abgeschmiert, da wirkt das Spiel allerdings vorher schon irgendwie instabil. Weiß nicht was da los ist, aber finde es in der Form schon frech sowas abzuliefern. Die Krönung bildet der Zähler für abgeschlossene Events in der Kampagne, habe da alles auf grün wie gelöst aber von den 118 Events habe ich nur 114 abgeschlossen. WTF!? Ein Zähler der nur checkt ob ich einen Kampf gewonnen habe oder nicht - das ist jetzt schon eher einfache Informatik, würde ich sagen - das Endergebnis deshalb schon recht peinlich.

Fies ist auch der hohe Grind/Micropayments-Anteil des Spiels. Wer alle Figuren will, der muss sehr lange spielen oder nutzt die Mobile-Game typische Kaufwährung für schnelle Unlocks. Das in so einem Spiel empfinde ich als ziemlich dreist. Zwar reichen die Moneten die man für die ersten Level Ups verdient zwar für 3-4 Figuren/Kostüme, aber auf die Menge an Wrestlern und vorallem Kostüme und Cosmetics (man darf natürlich auch selber Wrestler basteln!) gesehen ist das schon eher ein Tropfen auf das heisse Bein.

Ohne die technischen Macken (die bei einem arcadigen Titel in der Form einfach nicht auftreten dürfen) und den DLC-Shit würde ich das Ding wohl vorbehaltlos empfehlen - aber so ist's ja nicht und deshalb vor allem nur für eingefleischte Wrestlingfans interessant. Für günstig kann man aber auf jeden Fall mal reinschauen, besonders wenn man grundsätzlich was mit Wrestling anfangen kann und nicht zu eine der Simulationen greifen möchte. Ich mag WWE Allstars wegen des cooleren Styles und der allgemein geringeren Komplexität zwar noch deutlich mehr, aber für zünftige Multiplayer-Keile auf aktuellen Konsolen tun es die Battlegrounds auch - für mich hat es immerhin zur Komplettierung aller Trophies motiviert.

Insgesamt gebe ich 3/5 Irish Whips


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