Thema:
Warum ist es so gut bzw. einer der besten Titel ever? flat
Autor: thestraightedge
Datum:09.02.21 11:38
Antwort auf:Legend Of Zelda: Breath Of The Wild #8 von Kilian

Ich frage mich tatsächlich oft, was das Spiel so anders und besonders macht, auch wenn darüber schon viel geschrieben wurde. Wenig davon ist neu, aber nungut...

Ich glaube, v.a. die Art wie man in die Welt geworfen wird, ist anders und besonders. Das Wort „Open World“ ist hier wörtlich genommen, und zeigt auch die Mängel und Einschränkungen, die das Genre an vielen anderen Stellen mit sich bringt. Man steht da, auf einem Kontinent, und wird nur ganz grob an die Hand genommen. Wo andere Kampagnen einen Baukastenplan folgen, man sich vor Missionsmarkern und Bemühungen mich irgendwohin zu lenken kaum retten kann, kann ich hier oft beliebige Reihenfolgen oder Lösungswege einschlagen. Und auf der Karte wird immer EIN Ziel angezeigt, zum dem ich selbst finden muss, nicht hunderte Marker mit Dingen zu tun.

Auch die Komplexität ist imo höher als man auf den ersten Blick meinen könnte. Auch wenn das Kampfsystem, das Crafting, die Elemente der Titanen sowie die Module usw. jeweils für sich genommen eher simpel sind, wird in den Dungeons, im Kampf und auf freier Flur doch eine komplexe Spielerfahrung daraus, die vielen anderen eher erwachsenen Open World Titeln in nichts nachsteht. Es gibt auch so viel hintergründiges. Das Verhalten von Rüstungen mit Elementen (Metallschild im Gewitter, lol), selbst das Kochen ist tiefgründiger als es erst wirkt. Hier wirkt es vordergründig oberflächlicher, ist es aber imo nicht.

Die Technik und v.a. die Optik wirkt glaube ich auf viele erstmal abschreckend. Ich spiele es aktuell wieder im Wechsel mit Ghost of Tsushima, und wow: der Kontrast ist auf den ersten Blick so krass wie der Vergleich unfair ist. Meine Tochter hatte Zelda gespielt und dann GoT gesehen und meinte „wow, und ich dachte Zelda sähe super aus!“. ABER: im Detail hat Zelda sogar die Nase vorn! Vom einen Ende der Karte bis zum Horizont zu schauen und echte Strukturen der Welt zu erkennen; aus einem Tal auf einen weit entfernten Berg zu schauen, vor dem gerade eine Gewitterwolke vorbeizieht und Regen fällt; in dichter Vegetation durch einen Wald zu streifen, mit tollen Partikeleffekten und Abendlicht: das ist schon saustark, v.a. bei der Einschränkung, welche die Hardware mit sich bringt. Klar, der Cel-artige Look spart Resourcen, aber juckt das wen wenn es dann doch so gut aussieht? Wahnsinn, was da an Stimmung auf die Glotze gezaubert wird.

Naja, und dann ist halt noch dieser Zelda- und Nintendo-typische Charme. Alles wirkt so warmherzig und familiengerecht. Und das ist wörtlich zu nehmen. Meine Tochter mit 3 kann zuschauen, mein Sohn mit 8 Nebenmissionen spielen, meine Tochter (14J) ist für Verpflegung, Tuning und Ausrüstung zuständig, und ich werde durch Titanen und Endgegner tatsächlich gefordert. Das findet man wirklich GANZ selten.

Und zuletzt kommts auf das Thema Feinschliff. Hier ist Nintendo gelungen, auch bei einem OW-Titel (der nebenbei "Neuland" war) ganz oben mitzuspielen. Das Ding ist ohne Day 1 Patch spielbar, und auch wenn es anders erst anders wirkt, ist es imo in der Gesamtheit nicht weniger ambitioniert als ein Ubisoft-OW-Titel oder sogar Flaggschiffe wie Cyberpunk. Im Detail ist es anders, in der Gesamtheit aber kaum weniger komplex, ambitioniert, und dennoch auf 110% ausgefeilt. Das schafft aktuell in meinen Augen nur Nintendo, niemand anderes. Wie die das machen? Keine Ahnung. Es liegt jedenfalls nicht an „ist halt simpler als Watch Dogs (o.a.)“.

Für mich in der Rückschau (wir spielen gerade wieder ein wenig, es ist ja immer was zu tun) einer der besten Titel aller Zeiten.


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