Thema:
Sigma Theory - Global Cold War [PC] flat
Autor: HomiSite
Datum:26.01.21 16:29
Antwort auf:"Ich zocke gerade" Thread Nr. 28 von HomiSite

Ende 2019 erschien dieses Strategiespiel vom OUT THERE-Entwickler Mi-Clos Studio, das gemäß Untertitel "Global Cold War" um 2030 als rundenbasiertes Quasi-Brettspiel für Einzelspieler abbilden möchte. Man sucht sich anfangs vier Agenten aus, die man anschließend auf einer leicht an DEFCON erinnernden Weltkarte in eine Handvoll Länder schickt, um zu hacken oder Diplomaten und Wissenschaftler auszuforschen.

Letztere braucht man, denn jeder Staat forscht in fünf verschiedenen Disziplinen am titelgebenden Sigma-Projekt. Die Wissenschaftler kriegt man aber nur, wenn man sie von der Konkurrenz "abwirbt" - sei es durch schnöde Entführung oder erst einmal als Doppelagent durch bspw. Verführung. Im eigenen Land arbeiten sie natürlich effektiver, weswegen man dann eine Extraktion starten kann, was quasi ein Minispiel ist, aber auch rundenbasiert.

Ein Knackpunkt ist noch, dass man nicht als Staat agiert, sondern als Chef eines Privatunternehmens im Regierungsauftrag. Dadurch kann man die eigene Staatsführung auch verärgern. Im schlimmsten Fall entzieht sie einem die Leitung - Game over. Und man hat als leichte Rollenspielkomponente eine Ehefrau, die unregelmäßig mit beruflichen Bitten kommt: Da muss man sich dann entscheiden, ob man fremde Organisationen und Staaten verprellt oder seine eigene Regierung und Gattin.

Man erkennt vielleicht schon, dass in SIGMA THEORY eine Menge Systeme zusammenkommen (ich habe viele gar nicht erwähnt), die zudem stark an Zufallswürfen hängen. So hat jede Figur im Spiel die Werte Stärke und Verstand sowie zufällige Charaktereigenschaften, die bestimmte Situationen erschweren und erleichtern. Mal ist das offensichtlich, manchmal wird es auch per Einblendung angezeigt - aber eben nie genaue Wahrscheinlichkeiten. Wäre es ein echtes Brettspiel, würde man halt mit bekannten Mindestwürfen würfeln. Hier kommt dann nach jedem Spieltag eine kurze Zusammenfassung und man sieht dort, ob die eigenen Aktionen (halbwegs) erfolgreich waren oder nicht. Das kann frustrieren!

Es gibt also ein gewisses Transparenzproblem, was dadurch verstärkt wird, dass das Spiel unausgegoren in seiner Bedienung und Informationsvermittlung ist. Manchmal gibt es kluge Schnellzugriffe und Einblendungen, aber genauso oft zu kleine Fenster (= scrollen), unzugängliche Infos oder ein, zwei Mausklicks zu viel.

Negativbeispiel: Man wählt anfangs vier Agenten aus einem immer größer werdenden Pool, weswegen man eine lange Liste durchscrollen und jeden einzeln anklicken muss für dessen Eigenschaften. Eine Filterfunktion, um bspw. nur Hacker anzuzeigen, gibt es nicht.

Auch ist der Status als verheirateter Firmenchef zwar dahingehend clever, dass gegenläufige Entscheidungen forciert werden (wovon man anfangs viele noch nicht recht einschätzen kann; ich habe ca. 6h gespielt, was drei, vier unterschiedlich langen Runden bedeutete), aber man sich dadurch auch etwas eingeschränt fühlt: Man agiert ja für den Staat, trifft Diplomanten (auch unter Einsatz von Kompromat) und kann sogar durch eigene geheimdienstliche Aktivitäten Kriege auslösen(eher harmlos und öde präsentiert), hat aber genau zwei Dronen gestellt bekommen, die einem auch entzogen werden können.

Ich bin mir bis jetzt unsicher, wie mir SIGMA THEORY gefällt. Ich glaube, es sind knapp zu viele Systeme im Spiel bei gefühlt zu eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten, sodass man eher getrieben wird, besonders wenn dann noch Zufallsereignisse reingrätschen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man wirklich effektiv gegen Staaten vorgehen kann, die im Sigma-Rennen deutlich vorne liegen (es gibt eine genaue Bestenliste).

Es hat mich aber bisher offensichtlich für einige Runden gefesselt, zumal es durchaus etwas Kopfkino erzeugt, bspw. wenn man einen Wissenschaftler exfiltriert und sich quasi durch Berlin ballert inklusive Kampfdronen-Unterstützung! Der CYBERPUNK/SYNDICATE-Vibe, den das Spiel deutlich anstrebt, stellt sich hingegen selten ein, obschon zunehmend auch noch Science-Fiction-Technologien durch Sigma-Forschung ins Spiel kommen.

Mal sehen, ob bzw. wie lange ich weiterspielen werde (habe aber öfters dabei lieber an INVISIBLE INC. und DEFCON gedacht ...).

Website: [https://www.sigmatheorygame.com] (Das ursprüngliche Mobile-Weltraumspiel OUT THERE vom Entwickler wurde ja damals ziemlich gelobt, ist fand es eher nervig.)


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