Thema:
Guard Duty [PC] + Football Game [PC] flat
Autor: HomiSite
Datum:23.01.21 14:45
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

1.) Nach dem deutschen Point&Click-Adventure UNFORESEEN INCIDENTS (s. ) haben ich das kickstarterfinanzierte GUARD DUTY (2019) aus England durchgespielt, das es auch für Konsolen gibt.

Es ist eine Hommage an klassische Adventures der frühen 90er wie KING'S QUEST mit wohl etwas gröberen 4:3-Pixeln, aber mehr Komfort, und spielt entsprechend (größtenteils) in einer humorvollen Fantasy-/Märchenwelt, gespickt mit ein paar parodistischen Verweisen auf moderne Spiele. Grafisch ist es nett mit meist recht ordentlichen Animationen - das Spiel stammt von einem sehr kleinen Team.

Aber es ist trotzdem englisch vollvertont und das gar nicht schlecht, obwohl anscheinend die Macher auch viele Rollen selbst gesprochen haben. Ich habe ausnahmsweise mit deutschen Untertiteln gespielt, weil ich Dialoge im Zweifel nach dem schnellen Durchlesen abbreche (ganz cool: Manchmal reagieren außenstehende NPCs auf Gespräche oder Kommentare der Spielerfigur). Die Übersetzung scheint in Ordnung, was aber auch daran liegt, dass das Spiel sich meines Erachtens nicht in Wortwitzen suhlt.

Man muss sogar etwas weiter gehen: So richtige Brüller bieten die Dialoge leider selten! Es gibt zwar so einige geschwätzige Passagen, aber das sind eher leicht schmunzelige Geschichten, um die Hintergrundwelt mit Leben zu füllen - die aber dann kaum eine Rolle spielt und nie wirklich zum Leben erwacht!

Man merkt überall die Beschränkungen des kleinen Teams: Obwohl insgesamt viele Figuren mit Dialogen auftreten, wirkt alles etwas klein. Im ersten von drei Akten ist man bspw. als unbedeutender Wächter in einem mittelalterlichen Städtchen unterwegs, das aber nur aus wenigen Bildschirmen besteht und nicht allzu belebt wirkt (trotz nicht weniger Figuren). Das Questlog, das es als Komfortunktion gibt, ist angesichts der wenigen Aufgaben eigentlich unnötig.

Und die fehlende integrierte Hilfsfunktion vermisst man nicht, weil GUARD DUTY das wahrscheinlich einfachste Adventure ist, das ich kenne! Ich bin wahrlich kein guter/geduldiger Point&Click-Spieler und greife sehr schnell zu einer Lösung. Hier habe ich das bloß ein einziges Mal (unnötig) gemacht! Die Rätsel sind also sehr simpel, das Inventar nie überfüllt (Kombinationsrätel dort gibt's gar nicht) und die fehlende Hotspot-Anzeige ist auch kein Beinbruch, weil die interaktiven Punkte überschaubar und grafisch gut erkennbar sind.

Die Geschichte verläuft auch längere Zeit wenig auffällig (abgesehen davon, dass man schon zu Beginn merkt, dass es zwei Zeitebenen zu geben scheint ...), bis dann mit Akt III Dinge durchgeschüttelt werden. Anscheinend im Sinne der Dramatik sind dort die Rätsel aber nochmals reduziert, wodurch leider das Finale wie schon bei UNFORESEEN INCIDENTS irgendwie etwas "gerusht" gemacht wirkt.

Nach fast genau 4 Stunden war ich dann auch schon durch (mit allen Steam-Errungenschaften, die man wohl automatisch kriegt). Ich fand GUARD DUTY insgesamt nett, aber das Spiel sticht halt nirgendwo hervor.

Website: [https://www.headwaregames.com/guard-duty]

Der Entwickler hat sich kürzlich von Sick Chicken Studios in Headware Games umbenannt. Als nächstes Spiel soll CHASING STATIC folgen, "a first-person psychological horror short story. Uncover the forgotten remains of a government cover-up where a mysterious phenomenon caused time to stand still".

2.) Gerade eben noch das Indie-Adventure FOOTBALL GAME (2018) durchgezogen (gibt's auch für Konsolen), was eher eine Kurzgeschichte ist. Nach knapp 75 min war ich schon mit allen Steam-Errungenschaften durch. Es ist ein AGS-Spiel, was in der Amateurszene ja sehr verbreitet war/ist, und entsprechend rudimentär ist die Pixelgrafik, von den Animationen ganz zu schweigen. Wobei auch ersichtlich wird, dass der Stil schon einer künstlerischen Vision folgt mit viel Schwarz, wenig Details und vereinzelten Farbspritzern plus einem leichtem Röhrenfernseher-Bildfilter, wie mir scheint. Ebenso ist das Spiel auditiv zurückhaltend, meistens ist es quasi stumm mit nur wenigen Effekten und anscheinend teils ganz leise waberndem Minimal-Ambientscore, unterbrochen von dann um so effektiveren Songs. Sprachausgabe existiert wenig überraschend nicht, aber deutscher Text.

Rätsel sind sehr einfach und das Spiel ist weitestgehend linear (Interaktionen führen zu meist nicht angezeigten Veränderungen, wodurch es dann anderswo weitergeht); Hilfsfunktionen gibt und braucht es nicht. Inhaltlich spielt man einen Football-Teenager in den späten 80ern, der sich mit seiner Freundin treffen will. Und die ernste Geschichte ist's dann auch, die das Spiel rausreißt. Nicht, dass diese an sich großartig inszeniert wird und/oder überraschend verläuft, aber sie bleibt bis zum Ende etwas fragmentarisch, weswegen man sich selbst zusammenreimen muss und auch möchte, was wirklich passiert ist ...

Website: [http://www.cadgames.co.uk] bzw. [https://cadgames.weebly.com/football-game.html]

Der Entwickler Cloak and Dagger Games hat danach noch ein paar andere kleine Adventures gemacht, die so interessant wie hässlich sind. :-D Dieses Jahr soll aber INCANTAMENTUM kommen, dessen Pixelgrafik einen deutlichen Sprung nach vorne verspricht.


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