Thema:
my 2 cents eigentlich betriffts die Branche (viel text) flat
Autor: lichtschalterer
Datum:19.01.21 18:18
Antwort auf:Liar, Liar, pants on fire. von tm

zuallererst finde ich es müßig wenn Genres verglichen wird, weil es nur Open World 3d als Leveldesign hat.

Das solltest du als Spiele-Entwickler eigentlich wissen, dass man darauf nicht herunterbrechen kann, was der Typ da im Video macht.
Man kann auch nicht ein Metroidvania ala Ori mit Super Mario Bros vergleichen nur weil es 2D Level sind.

So,..
Insgesamt ist jedwede PR Lüge, insbesondere im Entertainment Bereich, also Videospiele, Filme, Serien; die Trailer fangen selbst bei letzteren beiden nie 1:1 das ein, was du zum Schluss zu sehen bekommst. Manchmal ist das Pacing komplett anders.
PR und Werbung in anderen Industrien geht sogar noch einen Schritt weiter. zum Beispiel der McDonalds Burger sieht auch nie so aus, wie man es im Flyer sieht.
Die Autos sehen in real auch nie so gelackt und mit zig Scheinwerfer bestrahlt aus. Vielleicht noch im Autohaus, aber auch da wird auf das beste präsentiert.
Bei Klamottenläden sind Spiegel und Lichter manchmal geeicht, so dass du vortrefflich in jedweder Kleidung aussiehst.
Auch in der Pharmaindustrie ist PR im großen möglich und vor allem auch immer wieder der Fall, weswegen Ärzte bei den Pharmahausierer zwar genervt sind aber auch die wiederum notwendig sind, aber wissentlich die Nebenwirkungen eigtl erstmal nicht erwähnt werden... Gibt da auch einen Film zu mit Jake Gyllenhaal, wo das indirekt dargestellt wird (love and other drugs).



Was ich schräg finde, dass bei Videospielen oder komplexer Software, jedes Mal, zumindest in jüngster Zeit, eine social media Meckertirade auftaucht, obwohl die Mechaniken immer dieselben sind, (dazu komme ich gleich).
Das war auch so als Ori 2 rauskam, wohlgemerkt, nur halt nicht so im starken Umfang.

Gleichzeitig bemerke ich, dass sich verdammt viele "Journalisten" bzw. für mich sind es nur noch "Schreiberlinge" einfach sich von der PR mitreißen lassen und anschließend größtenteils harsche Kritik äußern. Gleichzeitig nur ein geringer Prozentsatz sich überhaupt technisch damit auseinandersetzen bzw. verstehen wie etwas entwickelt wird. Das ist wie meine Kunden, die davon ausgehen "ist nur ein Klick", wenn die sich ein Zusatzfeature von uns wünschen, was wir extra für diese entwickeln... .
Und da finde ich es schade, dass du da irgendwie den gleichen Weg gehst, obwohl du es besser wissen müsstest, dass PR _immer_ in Superlativen spricht und beinahe jedes Preview von Spielen mehr plant.

Da das immer als Beispiel angeführt wird, hier auch mal GTA PR Kampagnen:
Bei GTA 5 zum Beispiel hat Rockstar auch anfangs gesagt "jeder NPC geht einem Alltag nach", war in einer der ersten Teaser, und schlussendlich, nach langer Entwicklung, meinten sie nur noch damit, dass der NPC von A nach B geht wenn man ihn zu Fuß verfolgt und nicht im Kreis läuft oder in einer Wand verschwindet.
Bei GTA 5 wurde auch PR-mäßig gesagt, dass sofort der Online Modus mitgeliefert wird, was dann beim Releasetermin klar wurde aber, dass auch dieser viel später erst kam.
Und auch zu GTA gabs damals die Meckertirade "das Auto verschwindet wenn ich nach 30 Sekunden mich umschaue", obwohl hierbei nichtmal gesagt wurde, dass es anders wäre.

Einerseits spielt also die eigene Erwartung mit, andererseits, wer also auf PR vertraut ist immer der Dumme. Bei Indiegames gibt es halt noch nicht so viel PR, was da dann vorteilhaft ist. Die Ori Games zähle ich dazu, weil in meinem Umfeld die wenigsten davon etwas mitbekamen.

Zurück nun das Rad zu Cyberpunk und CD Project Red.
Ich schätze/vermute die Marketing Abteilung wird erstmal viel abkriegen intern, weil die durch die Trailerzusammenstellung vieles verbockt haben, was in technischeren direkten Entwicklerinterviews oft nicht der Fall war.
Journalisten die Hands On hatten und Präsentationen gezeigt bekommen haben, kann man sozusagen heutzutage auch nicht mehr vertrauen, weil die wenigsten sich damit wirklich auskennen und auseinandersetzen. Echte journalistische Arbeit findet man im Entertainment Sektor leider selten.
Ich habe schon vor längerer Zeit aufgehört Magazine zu lesen, weil die Previews immer gleich aussehen und die Reviews sowieso.
Ich hatte ja zum Beispiel nach Film Review Seiten einst im Subforum gefragt, die mal mehr die künstlerische, technische Arbeit analysieren, denn auch bei Blockbustern gibt es sowas wie einen "goldenen Schnitt" und nennenswerte Mechaniken, die vielmehr technisch, audiovisuell vollzogen werden. Da wird aber auch von den Journalisten kaum mehr darauf eingegangen und nur wenige bemerken übergreifende Fäden, die nicht rot sind, aber essentiell sind... ich schweife ab, aber allein daran merkt man, wie komplex eigentlich die Entwicklung wurde.
Bei den Pixar Animation Shorts sind inzwischen auch 30-40 Leute mit dabei, es gibt kaum noch in der Videospielwelt kleine Entwicklungen, und wenn dann ist es nur 1 Level, der hochdesignt ist oder eben ein kleines Indiegame, was aber optisch und physikalisch nicht mehr die Welt rausreißt (ich meine damit kleinere als die Ori-Spiele, also wirklich so maximal 10-15 Mann Entwicklungen wie damals zu NES Zeiten).

Aber diese Entwicklung ist wie gesagt überall zu finden,
a) PR muss es immer höher bauschen, kriegt man vor allem mit wenn man jedes Jahr auf der Gamescom ist (bin ich seit es noch Games Convention in Leipzig hieß) und die Hersteller sich von Jahr zu Jahr übertreffen wollen/müssen.
b) PR listet Features bereits auf, bevor die Entwicklung überhaupt das gemessen hat, sondern geht nur die Entwurfs-Meilenstein-Liste ab (gilt so auch in anderer Software-Entwicklung)
c) Journalisten, Blogger sonstige erzählen meist nur noch 1:1 "Wow hier seht ihr die neuesten Videos zu dem Spiel xy, das wird fett, clickt auf mein Video zuerst, subscribed meinen Channel, klickt auf die Glocke, abonniert meine Zeitung, wir haben den Special Deal mit Entwickler XY, gesponsored von Razor, Skillshare oder Valorant, übrigens das geilste Game der Welt..."
d) technische oder spielerische Auseinandersetzung findet nicht statt, nur noch unter Gamern, die aber nicht bloggen,  und da eben halt zeitversetzt, weil man ja das Spiel erstmal released haben muss, und man es nach Feierabend erst spielen kann.

Quintessenz für mich ist dadurch, dass ich mittlerweile Spielern mehr glaube, bzw deren Reviews besser einschätzen kann hier und ich Spiele oftmals tatsächlich erst nach Maniacs, die es sich Day1 oder Week1 geholt haben, oder wie auch immer gespielt haben und es rezensieren mehr vertraue, als jedwede Fachpresse. Sowie natürlich meinem eigenen Bauchgefühl, was ich mag, worauf ich achte, was mir gefällt. Für mich hat da Cyberpunk 2077 das gehalten, was ich eh erwartet hatte. Zumal das Setting endlich mal so eingefangen wurde, wie es die Vorlage (Cyberpunk Genre per se) entspricht. Da gibt es ja kaum ähnliche andere Games.
Ich kann aber auch Leute verstehen, die angepisst sind, weil es eben auf Playstations kacke läuft und sie sich etwas anderes darunter vorgestellt haben, weil eben die PR (wie immer) großes Blabla gemacht hat inklusive eben den Journalisten und Bloggern. Es gibt halt nur noch schwarz weiss, halt in dem Fall komplett amerikanisiert.


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