Thema:
Unforeseen Incidents [PC] flat
Autor: HomiSite
Datum:13.01.21 21:39
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Mit langen Pausen dazwischen habe ich heute das PC-Point&Click-Adventure UNFORESEEN INCIDENTS durchgespielt. Ich mag Adventures vor allem wegen atmosphärischen Orten, der Geschichte und launiger Charaktere und Dialoge - bei Rätseln verliere ich jedoch sehr schnell die Geduld und schaue ungeniert in Lösungen. Das war auch hier der Fall (keine eingebaute Hilfefunktion), weswegen ich mit ca. 8 Stunden Spielzeit auch am unteren Ende rausgekommen bin.

UNFORESEEN INCIDENTS war das Erstlingswerk des deutschen Entwicklers Backwoods Entertainment, der aktuell an RESORT arbeitet, und kam zum Erscheinen 2018 auch ganz gut an. Es ist halt ein klassisches Adventure! Der Protagonist kommentiert alles gut vertont und oft auch witzig, während die Welt ganz leicht in der Zukunft liegt, dies aber eher retrofuturistisch durch große Maschinen darstellt.

Apropos Darstellung: Die 2D-Optik hat einen absolut eigenen Stil mit vielen Schwarzlinien, was es aber auch durchaus nötig macht, immer die Hotspot-Taste zu drücken, um alles einfach zu finden. Beim Figurendesign scheiden sich jedoch die Geister, da besonders Hauptfigur Harper absurde Proportionen hat. Außerdem die Geißel vieler Adventures mit überschaubarem Budget, aber hochauflösender 2D-Grafik: die Animationen! Im Hintergrund bewegt sich so gut wie nix und die Figuren sind leider grob animiert (von der Flüssigkeit als auch den Bewegungen an sich) und in die Welt integriert. In Zwischensequenzen wird dann auch manchmal auf die platten Gesichter gezoomt, wo sich fast nix bewegt und die Grafik zudem unschärfer wird. Die Hintergründe sind aber oft sehr atmosphärisch und stilsicher!

Da ist wie gesagt kein besonders guter Rätsler bin, musste ich regelmäßig in eine Lösung schauen, da vor allem anfangs eine komplexere und mehrstufige Aufgaben anstehen. Völlig absurde Rätselketten sind rückblickend aber nicht wirklich dabei und irgendwo gibt's immer einen Hinweis (wenn man ihn mitbekommt oder peilt). Es gibt jedoch auch einige Logikrätsel mit Maschinen und seltener Dialogen, wo ich trotz Lösung (!) die nötige Transferleistung nicht kapiert habe. :-) Man bedenke aber, dass ich auch größere Pausen gemacht habe, vielleicht fiel da was durchs gedankliche Raster.

Die Geschichte handelt von einer anscheinenden Verschwörung um eine tödliche Seuche, was in Corona-Zeiten plötzlich aktueller ist als gedacht (). Leider verläuft die Geschichte nicht übermäßig spannend oder verharrt dann teils lange in Schauplätzen, wodurch die Handlung etwas in Vergessenheit gerät. Und das letzte Kapitel als eigentlich großes Finale ist etwas antiklimaktisch und wirkt schlicht gerusht. Teils wurde kritisiert, dass sich der lockere Tonfall des Protagonisten mit der eigentlich ernsten Geschichte beißen würde. Das stimmt durchaus, störte mich aber nicht - vielleicht, weil mich die Story eh nie richtig packte.

Noch ein Wort zur Technik: Abgesehen von den meist vorzüglichen deutschen Sprechern (auch wenn ich viele Dialoge wegklicke) ist das Lauftempo des Protagonisten recht niedrig. Immerhin wechselt man mit Doppelklick auf einen Ausgang sofort den Schauplatz. Die Ladezeiten sind da aber wohl recht lang - selbst auf meiner NVMe-SSD dauert's gefühlt zu lange. Ein paar Skriptszenen liefen unsauber und selten stimmte die Hotspot-Anzeige nicht so ganz.

Alles in allem war ich von UNFORESEEN INCIDENTS etwas enttäuscht, weil es teils sehr hohe Wertungen kassiert hatte - aber vielleicht mehr aus Sicht von Rätselexperten? Ich mochte das Figurendesign wenig, was durch die groben Animationen noch verschärft wurde. Dafür gab es viele launige Kommentare, was mich tatsächlich bei der Stange hielt - und auch, wie die Geschichte denn nun ausgeht. Wer klassische Adventures mag, sollte aber einen Blick riskieren.


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