Thema:
Etwas längere Antwort bzw. Aufforderung, das zu spielen flat
Autor: hoover2701
Datum:10.01.21 12:54
Antwort auf:Wenn ich Deine Postings hier so verfolge... von thestraightedge

>... kriege ich doch Bock auf das Spiel. Hatte mich bisher, weils zu abstrakt klang, und meine Zeit einfach krass eingeschränkt ist, dagegen entschieden. Hmm....

Also man muss sich schon ein wenig eingrooven und gerade zu Beginn wird man viertelstündlich mit neuen Gameplaymechaniken bombardiert (mal davon abgesehen davon, dass der Anfang auch teils sehr lange Cutscenes auffährt).

Ist man aber erst einmal drin, dann ist es das perfekte Feierabendspielchen und man ist auch nach zwei, drei Tagen Pause trotzdem sofort wieder eins mit der Steuerung. Schnell mal zwei, drei Aufträge erledigt und ein bisschen Sightseeing betrieben, dabei sinnvollen Progress gemacht, obwohl es im Endeffekt nur Nebenmissionen waren - das macht Laune!

Ich komme ja eher aus der Strategie- und Simulationsecke und deshalb kann ich absolut nachvollziehen, wenn man mit dem Spiel nicht warm wird, aber gerade die Fähigkeit, neben der eigentlichen Story jeden Spieler seine eigene Geschichte abseits der Haupthandlung schreiben lassen zu können, zeichnet dieses Spiel aus. Da ist dann halt auch die Verwandtschaft zu Spielen wie Kerbal Space Program und Snowrunner/Mudrunner zu sehen: Eine Situation vorfinden, Möglichkeiten der Vorgehensweise sondieren, entsprechend ausrüsten und eventuell auf dem Weg improvisieren oder Pläne auf halbem Wege umstoßen und sich mit den gegebenen Mitteln gegen alle Widrigkeiten durchsetzen. Das ist halt mehr Simulation als Action oder gescriptetes Adventure.

Trotzdem wird Death Stranding von der Hauptstory getragen (aber nicht getrieben) und die Lore finde ich absolut faszinierend, auch wenn sie einem natürlich Kojima-mäßig drölfzig-fach verstärkt unter die Nase gerieben wird. Gerade die vielen Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie (Wichtigkeit von Lieferservices, Kontaktbeschränkungen, Lockdown, Isolation, Entfremdung, Obrigkeitshörigkeit/Glauben an eine Regierung im Gegensatz zu Skepsis/Auflehnung gegenüber Behörden/Organisationen, der Wunsch nach Vernetzung bei gleichzeitig immer stärker werdender Ausprägung von Individualität) kommen einem teilweise angesichts des Erscheinungsdatums geradezu prophetisch vor. Diese Liste ließe sich noch endlos weiterschreiben. Hierbei sind gerade die Mails der Kunden/Prepper, die man bekommt (und man bekommt viele), sehr faszinierend, weil sie einem oft vor Augen halten, wie eindimensional man doch eigentlich denkt und dass die Sichtweisen der Andersdenkenden durchaus berechtigt und auch nachvollziehbar sind. Das ist bei allem Holzhammertum dennoch liebenswert optimistisch und positiv und oft auch mit einem Augenzwinkern erzählt.

Hinzu kommt noch das audiovisuelle Erlebnis, welches mich gerade in den ersten Spielstunden geradezu weggeblasen hat. Der Soundtrack ist fantastisch und passt wie die Faust aufs Auge zur scheinbar ausweglosen Situation und der verlassenen und wunderschönen Landschaft. Nicht selten habe ich beim Einsetzen eines neuen Tracks während der Wanderung innegehalten und die Atmosphäre beim schweifenden Blick über den Horizont in mich aufgesogen. Dann kommt die Erkenntnis, dass man da nur auf einen Bildschirm blickt, der Bits und Bytes grafisch aufbereitet - und dann ist man erst recht geflasht, dass sowas überhaupt möglich ist! :)

Natürlich hat das Spiel auch Längen, aber da man einfach auch nur der Hauptstory folgen kann, ohne großartig unterlevelt zu sein, ist das sicherlich eher ein Problem für Leute wie mich, die zumindest alle Ausrüstungsgegenstände und Waffen verfügbar haben wollen (genutzt habe ich nur einen Bruchteil davon), aber sie stehen alle hübsch in meinem Schrank und ich kann sie mir bei Bedarf anschauen.

Also spiele das unbedingt! Es ist schon auf der PS4 pro ein Erlebnis. Solltest Du einen halbwegs potenten Rechner Dein Eigen nennen, dann würde ich die PC-Version empfehlen. Bei mir ist natürlich nochmal das 21:9 am PC ausschlaggebend gewesen, dass ich mein PS4-Durchgang nach 10 oder 12 Stunden abgebrochen habe und lieber auf die PC-Fassung gewartet habe. Als es dann rauskam, war ich mit anderen Dingen beschäftigt und nun mit dem Winterurlaub hat das perfekt gepasst und ich bin sehr froh, dass ich das angegangen bin.


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