Thema:
Ich habe meinen Frieden mit der G2 geschlossen flat
Autor: Slochy
Datum:09.01.21 11:58
Antwort auf:PC-VR #8: Nicht ohne meine Pimax! von Midnightmaster

Um direkt mal Zero aufzugreifen:

>Ich muss mich da also auch Slochy anschliessen: Optik super, der Rest...uffz.

Im Prinzip hat sich daran trotz beinahe täglicher und jeweils durchaus längerer Nutzung nicht nennenswert etwas geändert.

Die ersten zwei Tage waren purer Horror. Mein Board galt als vermeintlich "safe" (MSI X570 Gaming Plus), die Realität war dann aber doch eine gänzlich andere. Keiner meiner USB-Slots funktionierte. Zumindest nicht derart stabil, dass ich vom 7-14 Error, blauen Displays und anderen Scherzen dauerhaft verschont geblieben wäre. Eine erste PCIe-USB-Karte versagte auf ganzer Linie, erst die Zweite (Inateck) brachte die Wende. Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich nur Zentimeter davor, den Scheißdreck zu retournieren. Eine Frechheit hoch hundert, die eigentlich nur dadurch getoppt wird, dass bis heute weder eine Lösung noch überhaupt irgendein kommunizierter Plan existiert, wie man das in den Griff zu bekommen gedenkt. Ein Armutszeugnis, und jeder, der einen großen Haufen in den Karton kackt und diesen samt der G2 auf die Auffahrt vor das HP-Headquarter legt, hätte meinen 100%igen Segen.

Dank der Inateck-Karte ging's dann, und die ersten Stunden mit meinen Simulatoren (Euro + American Truck, Automobilista 2, Flight Sim 2020) waren (leider) sehr, sehr geil. Die Klarheit und insbesondere die Farbsättigung und Kontraste des Displays haben mir komplett die Schuhe ausgezogen, das ist von einer Rift S kommend eine andere WELT, herrje. Endlich sehen die Sachen so aus wie auf meinem Monitor und nicht wie der blasse Johannes von nebenan, der Urlaub in der Tropfsteinhöhle macht. Ich habe Farben in einem VR-Headset noch nie derart leuchtend und voluminös bestaunen dürfen, und wirklich ALLES profitiert davon. Klar, Auflösung ist mega, Screendoor faktisch verschwunden, aber diese Farben! Wirklich grandios. Da verzeihe ich das nur geringfügig größere FOV gegenüber der Rift oder den relativ kleinen Knackscharf-Sweetspot, an den sich meine Augen recht schnell gewöhnt haben. Auch super: Keine Lichteinblutungen an der Nase, es ist stockfinster in meiner Brille, und das Inlay liegt auch nach langen Zockungen superbequem auf und lässt sich durch die Magnet-Halterungen ratzfatz zwecks Säuberungen raus- und wieder reinplopsen. Kein VR-Face im Anschluss, keine Druckstellen, alles prima, und superleicht ist das Ding auch. Ein schlankeres Inlay, um das FOV noch ein bisschen zu tweaken, wäre auf Dauer aber dennoch eine Option, die ich ausprobieren werde. Der Klobrillen-Effekt ist ggü. der Rift immer noch vorhanden. Da ich allerdings nie eine Index, Pimax o.ä. besaß: Was der Bauer nicht kennt... Ist für mich also nicht sonderlich schlimm.

Sound auch voll okay. Überraschend starker Bass, obwohl die Dinger nicht aufliegen. Hier und da klirren die Höhen auf dem linken Ohr, womöglich lässt sich das noch irgendwie beheben, aber ansonsten habe ich akustisch nichts zu beanstanden und weiß den Luxus, hier nicht MacGyver spielen zu müssen wie bei der Rift S, wirklich SEHR zu schätzen.

Da hört's mit den Komplimenten aber auch schon auf, alles andere ist suboptimal bis komplett beschissen, und man darf die berechtigte Frage in den Raum schmeißen, wie man im Jahre 2020, in dem die VR-Welt nun bereits so manches Gerät samt neuer Ideen bewundern und auch bejubeln durfte, auf die Idee kam, bei den Controllern und dem Tracking derart zu versagen, als wäre es ein mutwilliges Ziel gewesen. Die Controller sind absolut grauenhaft. Viel zu riesige Ringe, klobig und spottbillig verarbeitet, und da jeweils zwei AA-Batterien pro Controller benötigt werden, auch recht schwer. Die Tasten und insbesondere die beiden Sticks sind viel zu glatt und ein haptischer Abturn, die beiden analogen Trigger zu hohl, bieten kaum Widerstand und sind bei Druck zu laut. Haptisches Feedback? Nicht vorhanden. Vibrationen? Trauriges Fürzchen im Wasserglas. Es macht schlicht überhaupt keinen Spaß, mit diesen monströsen Travestien zu spielen. Läge mein Fokus nicht auf Simulatoren, was die Controller für diesen Einsatzzweck entsprechend entbehrlich macht, ich glaube, es wäre in Kombination mit dem Tracking der endgültige Genickbruch. Die horrende Entscheidung, auf eine nach oben abstehende Inside-Out-Kamera zu verzichten, erweist sich in quasi allen Spielen, in denen Action oberhalb der eigenen Rübe stattfindet, als Fehler, und da auch das Tracking unmittelbar vor und neben der Brille früh aussetzt, sind Shooter wie Pavlov und Co., Bogenschießen in Skyrim oder alles, in dem man etwas werfen muss...gewöhnungsbedürftig. Um es höflich zu formulieren.

VR ist in diesen beiden letzten Punkten mittlerweile einfach viel weiter, für mich sind Controller und Tracking schlicht nicht mehr zeitgemäß. So etwas als zweite Generation einer Baureihe und nachdem nun diverse Oculus- und Valve-Brillen erschienen sind, zu bringen, ist nicht weniger als erbärmlich. Sorry. Gleiches gilt für die komplett undurchsichtige Art, die Controller für Steam-Spiele zu konfigurieren, aber das ist ein Thema (und Albtraum) für sich.

Mein Fazit muss daher lauten: Simmer können über all die Mankos hinwegsehen (no pun intended) und ein mehr oder weniger großes Hühnerauge zudrücken, weil die Display-Qualität wirklich alles pwn3d, wenn die Power unter der Kiste stimmt und der ganze Shit denn stabil läuft. Für VR-Neulinge, User, die nicht viel rumfummeln wollen oder Leute, die ausschließlich mit Controllern spielen möchten: Umfahrt dieses halbgare Trauerspiel weiträumig, hier werdet ihr ohne eine sadistische Neigung nur schwerlich glücklich.


< antworten >