Thema:
Re:zocke ich auch gerade flat
Autor: Sunspecter
Datum:05.01.21 20:38
Antwort auf:Re:zocke ich auch gerade von Atlan

>Felix Deutschland hatte damals ziemlich gekonnt auf den Punkt gebracht, was Control auszeichnet und zu einem absoluten Meisterwerk macht:
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>Weiß nimmer, wann mich ein Singleplayertitel allein über die klassischen Disziplinen Leveldesign und Storytelling so dermaßen an den Klöten hatte. Seriously, diese "optionalen" Textdokumente, die man in allen möglichen Character Action Games aufsammeln und lesen darf, damit man was über die Lore lernt, sind in meinen Augen eigentlich eine absolute Pest, ein Gaming-Atavismus, der schon lääääängst abgeschafft gehört - in Control hingegen lese ich jedes einzelne Dokument mit Freude.
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>Die Hauptfigur ist eine Frau, die keine Daddy Issues hat und nicht die ganze Zeit am Heulen ist über ihr Schicksal, sondern mit einem klaren Ziel vor Augen proaktiv handelt, anstatt die ganze Zeit zu zaudern. Sie ist eine "Frau der Tat", die Eigenschaften an den Tag legt, die auch heute noch in der Regel nur männlichen Protagonisten vorbehalten sind. Die kurzen Kommentare, wie viel Spaß ihr ihre Aufgabe macht, sind so willkommen wie zutiefst ungewöhnlich. Locker 50% des Ensembles sind Frauen, alle davon werden als kompetent dargestellt, und das Spiel besteht bereits in der ersten Szene, in der das möglich wäre, den fucking Bechdel-Test. Das klingt jetzt so, als würde ich Stiftung Wokentest spielen, aber ich möchte vielmehr herausstellen, wie ungewöhnlich und wie bewusst diese erzählerischen Entscheidungen seitens Remedy sind. Ich begrüße sie sehr, weil sie mühelos demonstrieren, wie whack Geschlechterklischees in Narrationen sind.
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>Die Ästhetik ist so unfassbar selbstsicher. Irgendwie schließt sich der Kreis, von der marmorierten Lobby in Max Payne 1 und den brutalistischen Betonwüsten von Control. In den besten Momenten erinnert mich Control auf eine fast physisch taktile Art an Half Life, aber genauso auch an die Bücherei, in die ich früher gegangen bin, bestimmte brutalistische Kirchen, in die ich früher von meinen Eltern geschleppt wurde, aber auch Sporthallen von Schulen. Es gibt so viele Berührungspunkte von meinen eigenen Erinnerungen, die ich in meinem Leben in und mi solchen Gebäuden gemacht habe, mit dieser bestimmten Form von Architektur, und ich werde sicher nicht der einzige sein, dem das so geht. Was mit den albernen Traumsequenzen in Max Payne anfing, findet in den psychedelischen Trip-Landschaften von Control seine Perfektion. Wo Alan Wake die ganze Zeit mehr so eine Art Konzept war, aus dem versucht wurde, einen Charakter zu gießen, ist Control einfach eine saugute Geschichte, die ihre Einflüsse nicht ständig betont und vorzeigt, sondern erheblich subtiler einfließen lässt, ohne dass der eigene Charakter des Spiels abhanden kommt.
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>Alles ist so tight, so dermaßen gekonnt. Wo ich an Quantum Break zurückdenke, und wie cheesy und kacke das ganze High Concept von dem Spiel waren, wie rückständig und schamlos nach dem Massenmarkt alles daran geierte, mit abgehalfterten Serienschauspielern und nutzlosen Real-Spielszenen, und wie geil das Stilmittel in Control funktioniert... es ist so, als wenn sie wirklich auf alle Sachen geschissen hätten, von denen sie ausgingen, dass man damit Games bekannt und erfolgreich macht, und sich selbst erlaubten, einfach mal ein bisken durchzudrehen.
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>[https://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=4577809]


Ich kann mich noch gut erinnern und hab mir wegen Felix Test das Spiel gekauft. und im Gegensatz zu anderen Lobhudeleien hier (der slochmann hat schon einige meiner kostbaren Euronen versenkt!) hat sich seine Meinung komplett mit meiner gedeckt. das Spiel hat einfach was, das mich auch nach Beendigung nicht losgelassen hat. Schaffen nur die wenigsten

ergo: Meisterwerk.

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