Thema:
Ys Reihe flat
Autor: strid3r
Datum:17.12.20 00:57
Antwort auf:„Ich zocke gerade“ Thread No. 27 von Gunpriest

Vor ein paar Wochen endlich mal wieder mit der Reihe angefangen, nachdem es vor ein paar Jahren wegen Zwangspause nur bei Ys I & II Eternal und III für PS2 geblieben war. Angefangen mit I & II Chronicles (diesmal für die PSP) stand dann nach dem fantastischem Origin und dem diesmal endlich beendeten Felghana Ys IV an.

Nun sitze ich nach den 16-Bit Ablegern aktuell mit etwas gemischten Gefühlen an Celceta für PS4. Das Kampfsystem ist nach ein paar Startschwierigkeiten, die ich wegen anfänglich falschem Fokus auf dem Evade hatte, inzwischen sehr spaßig. Hauptsächlich dank der recht geil umgesetzten Flashguard Parry-Mechanik, mit der man sich durch gegnerische Angriffsfolgen schön durchparieren kann. Und auch der Rest geht an sich klar, wenn man Alter und Ursprungsplattform im Hinterkopf behält (wobei, diese Katze im Prolog… wtf Falcom). Allerdings merke ich, dass der Franchise für mich mit den "aktuelleren" Titeln wie Celceta teils beim Drumherum mehr und mehr in eine Richtung geht, die mir nicht mehr ganz so zusagt, da es alles schon sehr gestreckt wirkt. Das Exploring auszubauen ist bei der Serie ja durchaus sinnig und passt sowohl zum Aufhänger der Serie mit Adol als Entdecker, als auch im Falle von Celceta zum Schauplatz in Form des riesigen Waldes. Allerdings schätze ich die älteren Ableger gerade wegen ihrer Kompaktheit und dem Impact, den sie dadurch haben. An Celceta sitze ich bereits 10 Stunden, aber die Story hat eigentlich noch nichtmal richtig angefangen. Zum Vergleich: 10 Std. ist in etwa die Zeit, die ich jeweils sowohl für Mask of the Sun für's SFC, als auch für Dawn of Ys für die PCE gebraucht hatte. Der Story-Aufhänger mit Adols Gedächtnisverlust ist erwartungsgemäß auch wirklich sehr lame und überstrapaziert. Aber mal sehen, wie es weitergeht. Immerhin stimmt das Flair immer noch (und wie man das in den Sand setzen kann, zeigt imo Monstrum Nox mit seinem grau in grau Stadt-Setting), wobei ich einfach den Grafikstil eines I & II Chronicles/Eternal und auch den 3D Topdown-Stil mit Rendersprites, wie man ihn noch in Napishtim, Felghana, Origin und auch der Sora no Kiseki Serie hatte, bei Weitem vorziehe. Aber man kann nicht alles haben.

War bisher jedenfalls definitv ein interessantes Auf und Ab innerhalb der Serie. Am extremsten war bis jetzt die Erfahrung, Mask of the Sun und Dawn of Ys nacheinander zu spielen. Ersteres war eines der schlechtesten 16-Bit Spiele, die ich seit langem - vielleicht sogar jemals - gespielt habe und Dawn ein absolutes Highlight aus der Ära. Da beneide ich jeden, der es damals zeitnah uneingeschränkt genießen konnte, als der Impact noch deutlich größer war. Intro und Outro sind bombe und das ganze Spiel hat einfach extrem Bock gemacht, da es größtenteils die gleichen Stärken wie Ys II aufweist, wenn auch ein paar Charaktere etwas wenig Screentime haben. Jedenfalls durchaus ein würdiger Ys II Nachfolger und da es inzwischen sicherlich schon lange lokalisiert ist, ist es jedem Fan klassischer Ys Titel an's Herz zu legen. Den guten Ruf innerhalb der Fanbase hat es imo vollkommen berechtigterweise.
Über MotS hingegen kann ich, von den jdk Tunes abgesehen, die einigermaßen rübergerettet wurden, absolut kein gutes Wort verlieren. Das Spiel war durch die Bank eine Qual, da man hier durchaus von einer kompletten Abwesenheit guten Gamedesigns sprechen kann. Bump Mechanik und Verhalten der Gegner wurden komplett in den Sand gesetzt, weshalb die unkontrolliert und viel zu schnell rumwuselnden Gegner ständig hardcore nerven. Abgesehen vom allerletzten Dungeon besteht das Spiel sogesehen ausschließlich aus linearen Schläuchen mit ab und an Mal einer Sackgasse, in der es dann aber nie etwas gibt, weil Quest Items und damit verbundene Rätsel so gut wie komplette Fehlanzeige sind. Superätzend und vermutlich das stupideste und inkompetenteste "Design", welches ich je in einem Action Adventure/Action RPG gesehen habe. Und dann schafft es das Spiel am Ende auch noch trotz dieser supersimplen Struktur sehr irreführende Angaben dazu zu machen, wo es weitergeht (oder anders: es schickt einen schlicht an die falschen Orte), weshalb ich hier erstmals bei einem Spiel der Serie entnervt einen FAQ bemühen musste. Präsentation, Handlung und Charaktere lassen auch alle Qualitäten vermissen, die Falcom Titel gewöhnlich aufweisen, was hier wirklich nicht nur an der Plattform oder Speichermangel liegt. Ist mir deshalb um so mehr ein absolutes Rätsel, warum es als canonical gilt im Gegensatz zu Dawn, da die Verteilung der Rollen der Charaktere in beiden Spielen eigentlich fast identisch ist und Mask im Vergleich nur etliche Details fehlen, während gleichzeitig die Abläufe etwas - aber eben nicht dramatisch - anders sind. Eventuell liegt's an so Mini-Details wie Sara? Naja, keine Ahnung. Furchtbares Machwerk jedenfalls und für mich sehr irritierend, dass es noch einen verhältnismäßig okayen Ruf hat im Vergleich zu z. B. Ys V, von dem ich weiß, dass es zwar weniger Ys, aber um Welten besser ist. Hätte ich mir definitiv geschenkt, hätte ich gewusst, wie mies es ist.

Davon ab aber eine wirklich coole und vielseitige Reihe. Leider werde ich nach Ys V erstmal eine Pause einlegen müssen, da ich Napishtim nur für PS2 da habe, es ob des grafisch massiven Downgrades aber wohl doch lieber am PC spielen möchte, die Version wiederum jedoch erstmal auftreiben muss. Evtl. schaue ich mir bis dahin mal die grafisch nicht so glorreichen PS2 Remakes von IV und V an und noch ein paar andere Versionen von I bis III, die ich bisher übersprungen habe.


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