Thema:
Re:Ist eigentlich ein Film auf Blu-ray (1080p) gut genug flat
Autor: token
Datum:27.10.20 11:35
Antwort auf:Ist eigentlich ein Film auf Blu-ray (1080p) gut genug von Sidewinder

>für so ein virtuelles Kino, oder wird das dann in etwa so wie eine DVD auf einem relativ grossen FullHD Flachbildfernseher aussehen?
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>Ich warte noch auf die PSVR2 für mein Headset Upgrade, wäre aber ein Traum, wenn ich damit meine Blu-ray Sammlung auf einer virtuellen Kinoleinwand gucken könnte, aber mit der PSVR sah das eben nicht besonders prickelnd aus, da ist ein vernünftiger 1080p Beamer noch weitaus besser.
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>Ich nehme an, du hast 4K Videomaterial gestreamt, könntest du mal was in 1080p testen oder noch besser ne Blu-ray falls das geht?


Nein, 4K wird das glaube ich nicht gewesen sein bei der Prime-App sondern 1080p was dann per Supersampling nochmal hochgeballert wird, aber Supersampling erfindet ja keine neuen Details. Du hast etwa auf Klamotten erkannt dass du die ganzen Details die du beim UHD-Stream auf dem TV siehst nicht siehst.

Ich würde das ganze qualitativ Pi mal Daumen irgendwo bei einem Arthouse-Kino mit kleiner Leinwand mit in die Jahre gekommener Technik verorten.

Sowas wie Prime-App zeigt aber nicht was mit der Hardware möglich wäre, da ist schon mehr Potenzial wenn man dieses verhältnismäßig kleine Bild mit 4K-Demomaterial von Paarungsritualen vergleicht was auf ein 180-Grad-Sichtfeld aufgeblasen wird, und nicht "nur" eine virtuelle Leinwand, und dennoch sauberer wirkt.

Man kann aufgrund extrem vieler Parameter auch schlecht ein allgemeingültiges Bild darüber vermitteln wie jemand das Ergebnis für sich persönlich einwertet. Als ein Beispiel der schlechte Schwarzwert der Quest 2. Wie schwer wiegt das? Für mich war der Umstellungseffekt ziemlich brutal, jetzt wo ich nur noch mit der Quest 2 hantiere stellt sich aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein der diesen Schock stark genug abmildert, so dass für mich Medienkonsum von "no way" zu "praktibel in spezifischen usecases" umgeschwungen ist.

Dann das Thema Komfort, im Sitzen hast du natürlich den Anpressdruck und die Frontlastigkeit, das spürst du quasi permanent, im aktiven Konsum mit Beat Saber nimmt so einen Überbau nicht mehr wahr weil deine Wahrnehmung von all dem anderen Kladderadatsch aufgefressen wird, bei ruhigem Medienkonsum ist das anders. Wenn ich da also in der Kiste liege und mir für den Hinterkopf einen schönen Kissenpalast baue in dem ich versinke mindert das die Spürbarkeit des Headsets ausreichend ab so dass man zwischendrin vergessen kann wo man "wirklich" ist und was man "wirklich" macht, heißt, man verliert sich in der Illusion des virtuellen Saals. Im Sitzen ist's aber durchgehend spürbar, und du kannst natürlich bessere Straps und weichere Facecover kaufen, aber 500 Gramm bleiben 500 Gramm.

Und da sind wir noch nicht am Ende, wenn wir von Bildgrößen reden, müssen wir auch über das Sichtfeld sprechen. Die Prime-App hat drei Voreinstellungen für die Bilddiagonale, die größte Diagonale kratzt genau am Sichtfeld von ca. 100 Grad. Heißt, schaust du zentral auf die Leinwand ist diese gerade so noch im vollem Umfang sichtbar. Bei so großen Leinwänden fängt man aber an den Kopf zu drehen, nimmt also mal zwei Charakere die sich am linken Bildrand unterhalten in den Fokus. In diesem Moment führt die leichte Kopfdrehung dazu dass rechts das Bild abgeschnitten wird, das Bild ist also durchaus so groß wie in einem Multiplex wenn man sich irgendwo weiter vorne platziert, aber der Bildeindruck ist bei so einer Größe durch die Beschränkung des horizontalen Blickfelds nicht mehr praxistauglich.

Nimmt man die kleine virtuelle Leinwand, dann kann man den Taucherbrilleneffekt mit etwas Gewöhnung aus dem Wahrnehmungsraum radieren, wenn auch nicht im vollen Umfang weil Schwarz eben nicht Schwarz ist und man die Ränder des virtuellen Raums noch sieht. Man kann es aber vergessen wenn man sich im Content verliert, hat bei der kleinen Bilddiagonale aber auch nicht mehr so eine imposante Leinwand. Zu dieser kann ich halt sagen, das ist spürbar mehr als 65 Zoll bei 2,5 Meter Entfernung, aber wie groß es bei einer Übersetzung in ein Wohnzimmerszenario wirklich wäre, kann ich kaum einschätzen. Vielleicht 85-95 Zoll bei 2,5-3 Metern?

Technik und Apps sind imo schon an einem Punkt wo sie weit mehr sind als reine Spielerei wo man einmal kuckt und es dann wieder vergisst, es gibt Anwendungsfälle wo es überzeugt. Es gibt aber immer noch einen Strauß an "Abers" und wie schwer dieser jeweils wiegt dürfte von User zu User unterschiedlich ausfallen.
Aber imo sind die Punkte Auflösung nun echt ausreichend befriedigend gelöst um auch für klassischen Medienkonsum geeignet zu sein, die volle Mobilität ist im Hinblick auf Praxistauglichkeit auch ein enorm wichtiger Schlüssel, die Punkte Komfort/Schwarzwert/horizontales Sichtfeld haben aber noch ziemlich viel Spiel nach oben. So wie es ist, ist es imo eine echte Alternative zu Budgettechnik oder wenn man wenig Platz in der Bude hat mit interessanten Mehrwerten wie der Möglichkeit sich auch mal mit einem Kumpel in so einen virtuellen Raum zu setzen. Für High-End-Technik ist es nur in spezifischen usecases eine interessante Alternative, aber kein alltagstauglicher Ersatz der das im vollem Umfang abbilden kann.

Ich find's nichtsdestotrotz ziemlich krass dass schon jetzt die Schallmauer irgendeiner Art von Praxistauglichkeit durchbrochen wurde wenn ich überlege wo das alles herkommt und wie das aussah, das hat mit den ersten Gehversuchen mit dem Oculus Devkit nicht mehr viel zu tun, das ist zwei Ligen drüber und die Entwicklung ist ja längst nicht abgeschlossen.


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