Thema:
my 2 cents (bisschen länger) flat
Autor: lichtschalterer
Datum:20.10.20 12:24
Antwort auf:Boykott brodelt von Sachiel

ich habe mir alles durchgelesen im resetera, sowie auch hier größtenteils vieles hier.

Bei den meisten Punkten von Pezking stimme ich überein, sehe aber das resetera per se sehr kritisch, weil es in den Bereichen stark in die Extreme geht, um sich halt Gehör zu verschaffen.
Insbesondere gerade aber bei Transidentitäten merkt man der Autorin auch an, dass sie selbst alle Trans*-Personenkreise schlichtweg in einen Topf wirft und die unterschiedlichen Trans*-Gruppen und ihre Auslegungen außer Acht lässt.
Das ist auch das, was mir so ein wenig vor den Kopf stößt, weil eine stark einseitige Meinung suggeriert wird, als würde sie so in allen Transidentitäten vorherrschen, was so nun nicht der Fall ist.

Hier nun eine kleine Exkursion, neben der stark verallgemeinerte Bezeichnung Transsexuelle kennt der Otto-Normal-Mensch eigentlich nur 2 Unterschiede, Komplette Angleichung oder Angleichung bis aufs Geschlechtsbereich.
Letzteres ist in den meisten Ländern eine freistehende Wahl aufgrund der zugrundeliegenden möglichen Komplikationen bei der Operation. Gleichzeitig gibt es aber auch der Personenkreis, der nicht aufgrund Komplikationen sondern willentlich aufgrund eigenen Sexualgedankens das cis-Geschlechtsorgan beibehalten wollen.
Damit haben wir schon 3 Personenkreise, wo es um die Angleichung operativer Natur handelt.
Darüberhinaus existieren allerdings auch genderfluide trans*-Personen, sowie Intersexuelle, die letztere aber meist in den Trans-Topf geworfen werden in der breiten Öffentlichkeit, sich aber als solche nicht verstehen oder eben doch verstehen, da es eben keine klare Abgrenzung gibt.
Und ebenso wie Schwule, Lesben und Heteros auf Transsexuelle, die eine Angleichung wünschen, herabblicken, so blicken viele Transsexuelle Feministen auf Intersexuelle/Genderfluide herab. Hierbei sind es tatsächlich größtenteils die MTF Trans*Personen, die einen starken Aufschrei-Outburst haben, wohingegen viele FTMs, also Transsexuelle, die biologisch Mädchen geboren wurden, sich eher weniger mit sowas auseinandersetzen.
Zudem, um den Eingangspunkt nochmal aufzugreifen, wollen nicht alle Transsexuelle beziehungsweise Transidentitäten "m" oder "w" festgelegt haben, sondern eben "d"(ivers), was aber auch von resetera außer Acht gelassen wird.

Das Problem was ich per se hierbei sehe, ist, dass zuviel in dem Topic durcheinander geworfen wird und tatsächliche Anhaltspunkte so verschwommen sind, dass es nicht wirklich plakativ meines Erachtens ist. Gleichzeitig regen sich viele in resetera mit auf, die, anhand derer Profile bzw deren Kommentare, eher sich nicht so wirklich damit auskennen und einfach beim Aufschrei mitschwimmen, wie es dort halt oft der Fall ist leider.

Ebenfalls bemerke ich, dass sich viele, drüben wie auch hier, sich nie wirklich mit dem tiefgreifenden Begriff Cyberpunk auseinandergesetzt hat. Die Auseinandersetzung mit der Menschlichkeit, was nunmal auch die Geschlechter und Geschlechtsidentitäten (und zwar alle) beinhaltet, war schon immer Teil des Genres und wird in zahllosen Klassikern des Genres aufgegriffen. Auch gilt es übergreifend für alle Geschlechter, eben wie auch im Spiel, wo auch eben die cis-Geschlechter extrem verunglimpft werden, weil es eben Teil des Konzepts ist.
Leider, in der heutigen Hypersensibilität des social media-Bereichs, ist natürlich die Abgrenzung bei Minderheiten nicht greifbar, also der Meta-Charakter der Grundidee wird nicht erfasst. Denn in den zahlreichen Trailern und Marketing-Bilder werden auch cisgender obszön/extrem/satirisch dargestellt. Eben so, wie es das Cyberpunk Genre wünscht. William Gibsons Neuromancer Reihe btw als Beispiel dessen wie weit das in den Genre vorgehen kann und vom Fachpublikum und der Cyberpunk Community gefeiert werden. Cyberpunk will anecken, in vielerlei Hinsicht.
Ob Cyberpunk 2077 das auch tun wird oder ob der Aufschrei wirklich passend ist, steht aber noch aus, weil von der Story ja bislang nicht wirklich was bekannt ist. Um das Beispiel von dontnod aufzugreifen, so wird sich auch hier einfach zeigen, ob es nur ein kosmetisches Utensil ist, oder ob es in einem Nebencharakter/Hauptcharakter systematisch aufgegriffen wird. Aber genau das ist bislang einfach unbekannt.


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