Thema:
Wie ein zweiter Frühling flat
Autor: token
Datum:05.10.20 19:29
Antwort auf:PC-VR #8: Nicht ohne meine Pimax! von Midnightmaster

Hier ist das ganze Setup über geraume Zeit ganz schön angestaubt, die Faszination war irgendwie versackt, richtig geiler Content kam nicht wirklich nach, zumindest hab ich ein wenig rumprobiert bin aber nirgends hängen geblieben und zuletzt war ich zockmäßig nur noch im TV-Konsolen-Betrieb unterwegs.

Da ich dort aber auch zunehmende Ermüdungserscheinungen in Sachen Spielspaß hatte und da ein dringender Bedarf nach einfachen Zockprinzipien am Start war, hab ich alles entstaubt, und wieder gebeatsabert. Und gottverdammt, wie hart da das Kabel nervt. Der Impulskauf Quest 2 war endlich getätigt, und mit der Vorfreude auf Quest 2 war auch wieder mehr Lust auf VR-Welten da.

Moss hat überzeugt und erweist sich als pfiffiger und wertiger im Gameplay als das Intro suggeriert hat. Dann Squadrons geschossen und es ist eine helle Freude.
Wo ich jedoch krasse Aha-Effekte habe aktuell, ist ein Spiel mit dem ich eigentlich schon abgeschlossen hatte. Alyx. Ausgerechnet Alyx.

Muss kurz ausholen. Mein Standpunkt ist, der klassische Ego-Shooter mit freier Bewegung fluppt nicht in VR. Das passt einfach nicht. Du musst das Movement irgendwie anders lösen, so wie Lone Echo etwa mit der Schwerelosigkeit und den Körper mit Ziehbewegungen durch die Gegend schleudern.

Die Probleme die ich mit Alyx hatte waren vielfältig. Kack-Kabel nervt ohne Ende. Ständig drehe ich mich im Raum ohne es zu wollen, drehe den Sensoren meinen Rücken zu und verdecke mit dem Körper das Tracking der Controller, muss unter der Brille durchlinsen und bin raus, nachjustieren, weiter, irgendwann drehe ich mich wieder raus. Ständig Störfeuer auf dem eigentlichen Erlebnis. Und anstrengend ist das da im Stehen dauernd mit dem Körper zu arbeiten, bin auch voll der Lauch der nach ein wenig Treppen steigen schnaufen muss wie ein Ochse.

Jedenfalls, nichtsdestotrotz war Superhot so eine Art Erkenntnis 1st Person nur noch im stehen zocken zu können. Ich kann mich noch erinnern wie ich Ethan Carter in VR geschossen habe nach der Superhot-Erfahrung, und das im Sitzen zu zocken war schon Neineinfachnurnein, neben dem Problem, wo sind meine Hände, auch hier, nein!

Aber, bei Alyx bin ich jetzt mal sitzen geblieben. Ich wollt halt auch nur kurz nochmal kucken und kurz spielen. Und dieses Sitzen bleiben erweist sich als voll der Mindblow für klassische 1st-Person-3D-Action mit freier Bewegung.
Das was mich schwer überrascht hat, aber total wichtig für meinen Flash ist, offenbar akzeptiert mein Hirn das Konzept Cockpit Mensch wenn ich dabei sitze. Im stehen ist spätestens nach 20 Minuten der erste Würgreiz da. Das Störgefühl ich stehe, aber mein Körper fährt durch die Landschaft, das ist falsch, geht auch nicht weg. Auch das ist im Sitzen plötzlich weg, ich kann diese Diskrepanzen viel einfacher akzeptieren.
Doch das wichtigste, mir wird nicht mehr schlecht. Null. Komplett weg wenn ich sitze. Auf einmal geht das Konzept Ego-Shooter in VR zu 100% auf.
Und Alyx ey, ich hatte ja keine Ahnung, jetzt verstehe ich was daran Bock macht und warum es flasht.

Ich hab da gerade eine fast zweistündige Session hinter mir. Alter, war das geil! Auch super wie dann die neuen Logiken des Gunplays zunehmend automatisieren. Magazin leergeschossen während Alienfrösche rumhoppeln und mich küssen wollen? Clusterfuck. Jetzt mache ich den Ausweichschritt, während ich den ausführe klinke ich das Magazin aus, ich kann nun weiter gezielt steuern und dabei gleichzeitig in den Rücken greifen um das neue Mag zu nehmen, reinrammen und dabei schon neu über Controllersteuerung auf den Gegner ausrichten, sofort und rattenschnell der Zug am Schlitten um die Knarre scharf zu stellen, ein Auge zukniepsen zum Zielen, pewpewpew success!

Ich hätte es ja echt nicht gedacht dass das Genre für mich in VR auch nur irgendwie funktionieren könnte, dabei hatte ich den proof of concept schon gezockt und auf der Platte, der einzige fehlende Schlüssel damit das auch fruchtet war für mich wirklich mich einfach hinzusetzen, den Bruch zwischen Real-Life-Körper und VR-Körper zu akzeptieren, so wie man am TV ja auch so einen Bruch hat, und zu trennen zwischen Kopf- und Handsteuerung, die eben über den Körper erfolgt, und der Bewegung innerhalb des Spiels, die nun vollständig, auch drehen, über die Analogsticks erfolgt. Und plötzlich funktioniert es und macht tierisch Laune mit tollen Woweffekten und als Kirsche auf der Torte, ich hab nicht mal den Anflug von Übelkeit, selbst nach so einer langen Session.

Er ist wieder da, der Glaube daran dass VR-Gaming die fucking Zukunft ist. Und ein Genre mehr wo es für mich fruchtet. Alyx ist da auch ein Geschenk, dieser production value, diese Atmo, und die dann doch recht kompetente Umsetzung eines VR-Interfaces, wenn man es dann mal intus hat, hngh! Echt gut.

Hach, einfach geil wie die schon eingeschlafene Faszination an dieser Plattform wieder erneut zündet. Aber ich krieg schon wieder schwachsinnige Gedanken beim Blick auf die Hardware meines PCs. Ich wollte das doch eigentlich alles nicht mehr :D


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