Thema:
Re:Gutes Spiel, aber kein Meisterwerk flat
Autor: PartyPaul
Datum:05.10.20 13:27
Antwort auf:Gutes Spiel, aber kein Meisterwerk von Carsten

>Bin jetzt auch seit kurzem durch.
>Fand das Spiel gut, aber die Lobeshymnen kann ich nicht so ganz nachvollziehen.


Ich auch nicht und das als (oder vielleicht deswegen) großer Fan des Originals.

Das Spiel hat das Problem einfach grotesk langweilig zu sein. Es ist in vielen Dingen viel zu künstlich gestreckt und zwar um 2 stellige Faktoren, d.h. was im Original z.T. in 2-3 Minuten oder noch schneller abgehandelt ist, wird hier schonmal auf ne halbe Stunde und mehr gestreckt. Neue Gebiete per se mein ich damit nicht mal, sondern die Dialoge in sich, Interface, Kampfsystem und langweilig designte optionale Quests etc.

>Ich hatte bisher keine Berührungspunkte mit FF und habe es hauptsächlich auf Grund der vielen guten Bewertungen gespielt.
>Ich finde, dass für Neulinge insgesamt zu viel vorausgesetzt wird.
>Viele Zwischensequenzen machen vermutlich nur Sinn wenn man im FF Universum zu Hause ist und das Original gespielt hat?


Nein, wenn du das original gespielt hast, hast du eher noch ein zusätzliches Element der Neugier, wie sie Dinge nun neu interpretiert haben, das wars. Ohne das, bzw. wärs nicht im FF7 Scenario, hätte ich das Spiel nach spätestens paar Stunden nicht mehr aufgemacht. Ich habs tatsächlich auch bisher nichtmal beendet und steh kurz vor Ende irgendwo im Shinra HQ weil ich mich jedesmal zwingen musste es zu spielen.

Deine Äußerung als unbefleckter Spieler, wie ebenso unten Stichwort "Prolog", unterstreicht nur meinen Punkt das alles unnötig aufgebläht ist und vieles einfach nur Balast für den Spieler ist und das Spiel nicht besser macht.

>Größter Kritikpunkt ist für mich die Lokalisation. Die wurde in den Tests sehr gelobt und ich habe das Spiel auf Deutsch gespielt.
>Die Texte kamen mir oft vor, als ob sie ein 6jähriger geschrieben hätte. Richtig platt und schlecht. Dadurch konnte ich überhaupt nicht mit den Charakteren mit fiebern, sie waren mir eigentlich großteils egal. Das hat sich zum Ende hin zwar etwas gelegt, aber blieb negativ haften.


Ist im Englischen nicht besser, das Drehbuch ist einfach grundsätzlich scheisse geschrieben was Dialoge und Interaktion der Charaktere miteinander angeht. Das Pacing des Spiels ist abgrundtief schlecht.

>Bzgl der Story hatte ich am Ende das Gefühl einen 40 stündigen Prolog gespielt zu haben.

Wie Beetle sagte, es ist ja im Original auch nur der Prolog. Mal zur Einordnung, als ich vor 23 Jahren das erste mal das Original durchgezockt hab, war ich aus Midgar nach etwas über 8 Stunden raus und das Spiel hab ich bei über 50 Stunden erstmalig beendet, danach kam dann noch das optionale restliche LateGame, das mich noch zig Stunden beschäftigt hat. Wenn die also wirklich den Rest analog so strecken, müssten da eher noch 6+ Teile kommen, was wohl so nicht kommen wird.

>Technisch ist das Spiel ok, aber ich habe es etappenweise zwischen Death Stranding, LoU2 und GoT gespielt. Die sind imo mindestens 2 Ligen darüber, überhaupt hatte es vermutlich großen Einfluss auf mein Befinden FF7 zwischen diesen Meisterwerken gespielt zu haben.

Irgendwo bestimmt, denn Technik bringt auch Faszination und Spaß. Das Original war zum damaligen Zeitpunkt in der Komposition etwas nie dagewesenes und hat einen auch von dieser Seite komplett abgeholt. Das Remake tut das nicht. Mal von Texturnachlade und Aulösungsproblem, die man so liest abgesehen (sowas interessiert mich nicht), finde ich das generelle Beleuchtungsmodell beschissen und ansonsten bläht das Spiel auch hier wieder viel zu sehr alles auf.
Keine Szene ist irgendwie mal ruhig und aufgeräumt, überall steht und liegt irgendwas, mal mehr, mal weniger zerbrochen rum und falls mal nicht wird es mit ganz vielen Menschen oder anderen Lebewesen aufgefüllt. Das ist aber ein Problem, dass ich mit modernen Spielen an sich habe, und trifft nicht nur auf FF7R zu.

Beim Sound genauso. Die Stücke sind z.T. echt nice aufgearbeitet, aber es fehlt die Rohheit, Wucht und Ohrwurmqualitäten so mancher der Originalstücke. Aber auch hier, ich hasse einfach diese erzwungene, weichgespülte orchestrale Epicness in vielen modernen Spielen. Es ist nice einen Gamesoundtrack in nem Konzertsaal neuinterpretiert zu hören, wo man sich nur auf die Musik einlassen kann. Im Spiel überreizt das einen und der Kopf nimmt es nur nach als Hintergrundbrei war, wenn man nicht explizit stehenbleibt und zuhört. Spielemusik funktioniert anders um herausragend zu sein.
Allerdings hier den Originalsound einzusetzen, hätte auch nicht funktioniert, dazu ist der Rest zu aufgebläht.


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