Thema:
Ein spätes Fazit zu World/Iceborne flat
Autor: Ness
Datum:01.10.20 21:01
Antwort auf:Monster Hunter World #3 - Endlich Master Rank! von kotflaku

Monster Hunter World ist nun schon eine Weile draußen und auch die Erweiterung Iceborne ist bereits mehrere Monate alt, aber nach Generations Ultimate und mit der Ankündigung von Rise hatte ich Lust nun auch mal World nachzuholen. Ich habe Iceborne noch nicht komplett durch, aber möchte paar Gedanken zum Spiel zu teilen:

-Monster Hunter World sieht grandios aus und ist ein gigantischer Sprung zu den vorherigen Teilen. Die ersten Stunden ist man als Fan der vorherigen Teile regelrecht überwältigt und fühlt sich am Anfang wie bei Jurassic Park. Man kann kritisieren, dass World im Vergleich zu anderen Teilen vielleicht zu stark auf entsättigte Farben setzt, aber dennoch ist das Gesamtbild herausragend. Ich liebe die Opening-Szenen der älteren Monster Hunter-Spiele und World kommt denen noch ein Stück näher.

-Die Gebiete sind großartig designed und speziell das Korallenhochland sowie die Schneelandschaften in Iceborne gefallen mir fantastisch. Auch finde ich den Wegfall der Zonen gut umgesetzt, da man sich wirklich Gedanken gemacht hat, wie man die zusammenhängende Map ausnutzen kann.

-Seliana ist als Hauptquartier traumhaft schön und mein Lieblingsort der kompletten Reihe.

-Ich finde es auch grundsätzlich toll, dass man den Mut hatte so viel bewährte Dinge zu hinterfragen und neue Ansätze ausprobiert. Während alle Nachfolger seit dem Ursprungstitel eher eine Evolution waren, ist World schon eine Revolution, da viele grundlegende Aspekte deutlich überarbeitet wurden. Paar der Neuerungen finde ich zwar nicht wirklich überzeugend, aber ein guter Teil der Neuerungen verbessern das Spielgefühl in meinen Augen sehr und machen Monster Hunter zugänglicher, z. B. das automatische Kombinieren oder die Möglichkeit zu jedem Zeitpunkt einer Quest beitreten zu können.

-Die Haupthandlung ist toll gemacht und so viel motivierender als in den vorherigen Teilen. Die Präsentation ist klasse und die ganzen langweiligen Missionen (z. B. Pilze sammeln) wurden auf optimale Missionen ausgelagert. Mir gefällt vor allem, dass man fast alle Missionen gemeinsam bestreiten kann. Wobei sich Monster Hunter World durch die Verschmelzung von Singleplayer und Multiplayer zum Teil mehr nach einem Singleplayer mit Mehrspieler-Option anfühlen kann, während es in älteren Teilen noch eigene Missionen für den Multiplayer gab.

-Die Spielbarkeit ist sehr angenehm und die Steuerung deutlich flüssiger als in den älteren Teilen.

-Die Auswahl der Monster ist im Vergleich zu anderen Teilen eher mäßig. Gerade wenn man zuvor Generations Ultimate gespielt hat, fällt einem die eher geringe Abwechslung umso deutlicher auf. Nun erwarte ich bei World natürlich keine derart große Auswahl, aber die Monster sind sich in meinen Augen größtenteils einfach zu ähnlich und es fehlen Arten die Abwechslung zu den üblichen Dino/Drachen-Gegner bieten würden wie Nerscylla, Najarala oder Malfestio. Iceborne wertet die Monsterauswahl zwar nochmal ordentlich auf und bringt paar ältere Fan-Lieblinge zurück, aber insgesamt empfinde ich die Auswahl doch eher mäßig.

-Das Design der Ausrüstung ist eine Katastrophe. Gerade das tolle Design von Waffen und Rüstungen haben dazu geführt, dass man in den anderen Teilen gerne mehrfach gegen bestimmte Monster gekämpft hat, um deren Ausrüstung zu erhalten. Selbst Waffen von irgendwelchen Kleingegnern hatten ein tolles Design, während hier nahezu alle Waffen eines Typs und viele Rüstungen nahezu identisch aussehen. Es gibt paar Ausnahmen, aber die Ausrüstung ist eine riesige Enttäuschung und es geht ein ordentlicher Teil an Langzeitmotivation verloren. Zumal es nicht mal eigene Designs für Schützen gibt.

-Mir gefällt das Baum-System bei der Erstellung der Waffen überhaupt nicht. Fand das Schmieden der Waffen in den anderen Teilen deutlich angenehmer und motivierender.

-Mäntel sind keine besonders tolle Erweiterung des Gameplays und werden hoffentlich nicht in die nächsten Teile übernommen.

-Zudem hätte man zumindest im Meistrrang auf die Möglichkeit verzichten sollen, dass man seine Gegenstände im Lager auffüllen kann. Viele Kämpfe wurden gerade dadurch spannender und taktischer, weil man vor einer Mission planen musste und die vorhandenen Gegenstände nicht verschwenden durfte.

-Auch bin ich kein großer Fan der Clutch aus Iceborn, da diese den eigentlichen Kampf eher verwässert und nicht wirklich gebalanced ist, indem der exzessive Einsatz der Clutch für das Verwunden der Monster vom Spiel gefordert.

-Monster fliehen zu häufig. Natürlich sind Monster auch in älteren Teilen geflohen, aber die Gebiete in den älteren Teilen waren eher kleine Arenen, während die Gebiete in World weitaus ausufernder sind und Monster gefühlt nochmal deutlich mehr als in den älteren Spielen fliehen. Dadurch verbringt man einen zu großen Teil der Mission mit Suchen der richtigen Spur und dem Verfolgen des Monsters über das halbe Gebiet, anstatt mit dem eigentlichen Kampf.

-Monster haben in Iceborne viel zu viel HP. Ja, es ist Master Rang und wie bei den Missionen im G-Rang der älteren Spiele sollen diese Kämpfe angenehm anspruchsvoll sein. Allerdings werden die Kämpfe durch übermäßig viel HP nicht deutlich anspruchsvoller, sondern fühlen sich lediglich zäh an. Bei Kämpfen gegen einen Drachenältesten könnte ich das noch nachvollziehen, aber selbst ein Barioth hält unfassbar viel aus.

-Das Wegfallen der traditionellen Lobbys macht das Spielen mit zufälligen Spielern deutlich schwerer. In älteren Teilen konnte man viel besser in bestimmten Lobbys (Turns, Keys, etc.) mehrere Missionen mit zufälligen Spielern am Stück machen. Stattdessen erfolgt das Zusammenspiel mit zufälligen Spielern meist über das Notsignal, wobei die Gruppe nach einer Jagd wieder zerfällt. Dabei ist gerade dieses gemeinsame Jagen mit zufälligen Personen einer der größten Reize für mich bei Monster Hunter.

Insgesamt ist Monster Hunter World zusammen mit der Ichborn-Erweiterung ein sehr gutes Spiel und in meinen Augen auch womöglich der beste Titel für Neulinge. Als jemand der die älteren Teile sehr viel gespielt hat und kürzlich erst Generations Ultimate viel gespielt hat, fallen einem dann doch viele Kritikpunkte auf. Letztlich schwächelt World genau in den Bereichen, die ich bei den älteren Teilen so sehr geschätzt habe, sodass der Titel für mich eine spannende Basis für zukünftige Titel darstellt, aber ich mit den anderen Spielen mehr Spaß hatte. Man merkt in meinen Augen stellenweise, dass da nicht ausreichend Budget/Zeit vorhanden war und man deshalb Prioritäten gesetzt hat.


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