Thema:
Re:Nur ne Verständnisfrage flat
Autor: token
Datum:30.08.20 10:16
Antwort auf:Re:Nur ne Verständnisfrage von ChRoM

>>Würde, sagen wir mal REWE, es gut heißen, dass auf der Ketchupflasche steht "REWE verdient 40% an diesem Produkt, kaufen Sie lieber bei uns direkt"? Was schätzt ihr, wie lange wäre dieser Ketchuphersteller noch Lieferant und wie schnell würde die Flasche aus den Regalen entfernt werden von den REWE Mitarbeitern?
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>Das ist doch Polemik und die Situation ist nicht wirklich vergleichbar. Zumal der Shopbetreiber hier ja Facebook ist. Also wenn schon Vergleich, dann eher so: Rewe verkauft Ketchup. An der Kassa kostet das Ketchup mehr als nötig, weil die Kreditkartenfirma (Apple) 30 Prozent aufschlägt. Es ist Rewe verboten, eine andere Zahlungsmethode anzubieten, bei der der Kunde die Marge der Kreditkartenfirma umgehen könnte. - Und dja, dieser Vergleich hinkt. Nämlich dadurch, dass Apple eine sehr viel größere Marktmacht vereint, als das im Lebensmittelhandel der Fall ist. Apple ist der Großgrundbesitzer, dem das ganze Land gehört, und der seinem Mieter Rewe alle Konditionen diktiert mit der Drohnung, dass er bei Nichteinhaltung in ganz Deutschland alle seine Geschäfte zusperren kann.


Wo wir eigentlich herkommen ist folgende Ausgangslage.
Rewe (Apple) betreibt eine Ladenfläche, sie beschäftigen Personal, sorgen für ein gutes Einkaufserlebnis, es gibt Parkplätze, ein gutes Portfolio an Produkten etc. und das generiert Kundenverkehr.
Zu diesen Produkten gehören Kartoffeln.
Der Kartoffelfürst (Epic) verkauft da auch seine Kartoffeln, Rewe streicht seine Marge ein, alles gut.

Jetzt denkt sich der Kartoffelfürst, boah, diese Marge, und trägt jetzt seine eigene Kasse in das Geschäft rein. Ins Geschäft.

Losgelöst davon welche Margen Rewe veranschlagt, es ist offensichtlich dass der Kartoffelfürst keinen Punkt sondern einen Ratsch im Kappes hat mit seiner Aktion.

Weiter, jetzt könnte man schauen ob die hohe Marge für Probleme bei der Geschäftstüchtigkeit des Fürsten sorgt. Und wir sehen, Nope, der ertrinkt in Kohle.
So weit, so bescheuert.

Dennoch gibt es einen Elefanten im Raum. Nämlich den, dass Kapitalismus nicht funktioniert.
Denn dieser sagt, Konkurrenz drückt die Preise im Sinne des Kunden. Was wir jedoch sehen ist dass ALLE etablierten Ladenbetreiber perverse Gewinnquoten und absurde Wachstumsraten haben, also massig Spielräume haben um einen Preiskampf zu starten. Das tun sie aber nicht sondern grooven sich allesamt auf der exakt gleichen und auch eigentlich viel zu hohen Marge ein. So war Marktwirtschaft eigentlich nicht gedacht. Da braucht es aber keinen verschränkten Blick auf "einen" Anbieter, da darf man eher nachfragen was da insgesamt los ist.
Und das betrifft nicht nur solche Stores sondern alle Segmente wo sich ein Gesamtmarkt auf nur eine Handvoll Player verteilt. Der Markt ist durch diese Dominanz dicht für neue Anbieter, die Platzhirsche schließen hinter verschlossenen Türen Friedensverträge, tue mir nicht weh, ich tue dir nicht weh, Freunde, läuft doch für uns, wir sind doch alle Happy, was sollen wir uns bekriegen, high five bitches, Herrschaft forever.

Das ist eines der Probleme, ein kastrierter Gesetzgeber der vor diesen Globalmonstern sitzt, die Arme verschränkt, und sich nun selbst erpressen lässt, weil die Margen mögen zwischen ihnen fixiert sein, die Margen der vermeintlichen Regulatoren, genannt Steuern, die sollen aber bitte nach den Gesetzen des Marktes laufen.

Dieses ganze System ist bis in die Haarspitzen korrupt und kaputt. Wir sorgen uns vor einer Konzernokratie? Breaking News, wir leben schon längst in einer. Und schauen fröhlich dabei zu wie ein diverses Geschäftsfeld nach dem anderen zu einem großen Klumpen fusioniert und dann in diesem Zustand verharrt. Da wo wir Krieg wollten, nämlich in der Wirtschaft, da herrscht Frieden und Wohlstand. Und da wo wir Frieden und Wohlstand haben wollten, nämlich in unseren Ländern und Gesellschaften, da herrscht Krieg. Preiskämpfe wurden in den Lohn- und Steuersektor verschoben, nicht Unternehmen sondern Bürger und Staaten sollen an ihre Grenzen gehen, und statt aus Unternehmen Wohlstand für die Gesellschaft zu generieren, soll nun Gesellschaft für Unternehmen bürgen.

Alles eine einzige Farce.


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