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Durch flat
Autor: token
Datum:26.08.20 08:33
Antwort auf:Mortal Shell [PC, PS4, Xbox One] von Fred LaBosch

Insgesamt schönes Souls-Methadon was sehr viel richtig macht und mit der Härten-Funktion einen coolen Twist auf der Kampfmechanik hat.
Dennoch klar ein special interest Spiel für Soulsfreunde die dann auch wissen sollten dass sie hier eine stark abgespeckte Variante haben, die nicht nur hinsichtlich des Umfangs stark zum Vorbild abfällt.

Die etwas krude Hubstruktur wurde schon angemerkt, und ja, es ist auch wie Opti sagt, so groß ist das alles nicht wie es anfangs wirkt, aber gute Strukturen gehen echt anders. Man merkt wenn man die Map dann mal begriffen hat, wie da auch inhaltlich manches nicht zusammen passt, etwa der Tunnelabschnitt nach links in der Grisha-Höhle, wo die Dauer der Krabbelei nicht wirklich dazu passt wo man da raus kommt.

Ein Aspekt der es zu Beginn schwierig macht, ist auch das Balancing von Damage, ohne Damagebonus auf der Waffe ist jeder Kampf, auch gegen läppsches Oberweltvolk viel zu zäh, das Spiel ist in dieser Phase auch deutlich schwerer und im Verbund mit der Irrerei wenn man ohne Guide spielt, deutlich frustrierender. Schon mit zwei Upgrades auf Schaden wird es schlagartig zu leicht und man kann fast jeden Gegner mit kopflosen Frontalangriffen wegsäbeln. Ab da wird es tatsächlich auch einfacher als alle Soulsgames, aber was fehlt ist ein guter sweet spot im progress, es ist halt zu schwer und kippt zu zu leicht und das bleibt auch so.

Und, diese Nummer kann aufgrund anderer Designentscheidungen dann doch noch ganz schön ins Mark schlagen. Ich bin komplett ohne Damageupgrades in einen Dungeon rein. Der Dungeon war dann so aufgebaut dass er mich nicht mehr rausgelassen hat, wodurch ich mich auch nicht mehr verstärken konnte.
Und so lief ich da rum mit meinem Zahnstocher, starb mich zum Boss durch, und das war dann auch ein ziemlicher Krampf.
[https://youtu.be/yenN4mUA0uY]

Hat recht viele Anläufe gebraucht, Phase 1 ließ sich durch Parrys abkürzen, in Phase 2 spielt der Boss dann Catenaccio und will ums Verrecken nicht aktiv werden, muss sich immer erst aus der Reserve holen lassen, was gekoppelt mit dem Witzschaden äußerst zäh und spaßfrei war.
Diese Nummer dass man im Dungeon gefangen war und keine Upgrades machen konnte war absolut mieses Nervdesign, was die Welt nicht braucht, und was sich auch überhaupt nicht in den sonst überschaubaren Anspruch des Games fügt, wenn du Pech hast stolperst du halt in sowas rein und musst dann halt kucken wie du klar kommst. Was da im Dungeon abging mit dem Zahnstocher, in einer frühen Phase des Spiels, dagegen waren die ersten Schritte in Bloodborne ein Spaziergang.
Also klar der Hinweis als erstes Damageupgrades mit beim Händler kaufbarer Säure anzupeilen, und bloß nicht in einen Dungeon gehen, wenn man da blank ist.

Man sieht auch so schon dass die Fights recht eindimensional ausfallen. Gewisse typische Aspekte von Bossen fehlen etwa komplett, etwa solche Nummern dass ein Boss im Chargeangriff getroffen auch mal in seiner Attacke gebrochen wird, solche geilen Details die Dynamik und Spannung und Überraschungsmomente und gute risk rewards bringen, sucht man vergeblich. Auch ein Riposte auf Gegnern die einen noch nicht bemerkt haben, hat mir gefehlt. Dazu das bekloppte Verhalten auf dem Bruchfeature wo man nachdem man im Härtenzustand getroffen oftmals selbst nicht mehr schlagen kann. Das hat mich bis zum Abspann wahnsinnig gemacht, man arrangiert sich damit, aber es fühlt sich alles falsch und schräg an was da los ist. Ich tippe auf Bug, falls es ein Stun ist, scheint das Spiel keinerlei Feedback zu geben wann es nach dem Bruch zum Stun kommt und wann nicht. Man gewöhnt sich am besten früh an, in der Attacke zu härten und nicht zu härten und dann zu attackieren, so hat man immerhin einen gebongten Treffer, und meist zieht da eben auch der zweite und dritte den man hinterher setzen kann.  

So ist im Grunde ein Vorteil dass das Spiel vom Umfang so kompakt ausfällt dass diese Flaws gar nicht mal so ins Gewicht fallen, wobei man sich gerade ob des reduzierten Umfangs speziell bei Bossen etwas mehr Finesse gewünscht hätte.

Nichtsdestotrotz hatte ich unterm Strich viel Freude mit dem Spiel, wirklich, auch mehr als mit anderen Soulslikes. Dennoch sollte man wissen dass wir hier einen klassischen Titel für sogenannte Genrefreunde haben. Wer noch nie ein Souls gezockt hat und wissen will was das ist kauft Bloodborne, dann alles andere von FROM und dann kann er einen Blick auf MS riskieren.


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