Thema:
Durch. Und jetzt? flat
Autor: Slapshot
Datum:17.08.20 12:32
Antwort auf:Fallout 76 angekündigt von Slochy

Hauptmissionen sind alle durch , mein Charakter ist auf Stufe 76, die billige Entschuldigung einer Story ist abgearbeitet , eine Atombombe gezündet, ein Vault besucht und jetzt?

Gibt es noch etwas, dass das Spiel mir über die täglichen Events hinaus bietet, was ich aber noch nicht entdeckt habe?

Lagerausbau macht auch nur beschränkt Spaß, wenn man dauernd an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt.

Vielleicht mach ich noch das tägliche Rennen fertig. Die Mini-Herausforderungen sind zwar repetitiv, aber durch die schnellen Erfolge auch spaßig.



Die Events pendeln dagegen zwischen langweilig (Auf Patrouille, Der Bote) bis halbwegs unterhaltsam (Kopfgeldjagd).

Aber so oder so ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen und ich fang mit dem an, was mich dann am Ende am meisten genervt hat:

Das Spiel ist mir mindestens alle zwei Tage abgestürzt, oder hat die Serververbindung verloren, was in Konsequenz die gleichen Auswirkungen hatte.

Im besten Fall ist es nur nervig, im schlechtesten Fall wird es richtig ärgerlich: steckt man gerade in einer Story-Mission, sind im Falle einer Unterbrechung zum Server (sei es durch Absturz oder Server-/Internet-Problemen), sind alle bis dahin erspielten Fortschritte verloren. Besonders ärgerlich, wenn die Mission Kacke langweilig, oder nur beim ersten mal witzig war.

Außerdem gehen dabei alle eroberten Werkstätten verloren. Die gehen zwar auch verloren, wenn man das Spiel beendet, aber wenn ich gerade eine Werkstatt schön mit Verteidigung ausgestattet hab und mich schon auf ein paar unterhaltsame Verteidigungsschlachten freue und dann die Serververbindung oder das ganze Spiel abkackt, dann ist das schon sehr ärgerlich.

Alles natürlich eine Folge dessen, dass das hier kein Single-Player-Spiel ist, sondern halt so ein GaaS-Kack. Bis auf ein paar Einschränkungen, siehe dazu auch unten, hätt ich darauf aber gern verzichten können.

Der begrenzte Inventar-Platz war dann am Ende gar nicht mehr soooo nervig. Wenn man irgendwann diese innere Hürde überwunden hat, alles aufzusammeln und zu behalten, dann kann man mit 800 schon so halbwegs auskommen. Wenn man entsprechend skillt und zum Beispiel die komplette Munition, Essen, Stim- und Rad-Packs bei sich behält, außerdem Rohstoffe nur in begrenzten Mengen (Stahl zum Beispiel) bevorratet, dann klappt das schon. Das heißt aber auch, auf schwere Waffen zu verzichten und dann halt auch der Verzicht auf andere Perks und Fähigkeiten.

Und da kommen wir gleich zum nächsten dicken Hund: man steigt zwar nach Level 50 noch weiter auf und kann sich neue Karten holen, aber man kann keine neuen Fähigkeitenpunkte mehr verteilen. Die vorhandenen lassen sich ändern, aber halt keine neuen dazuverdienen. Das ist insofern doof, weil zumindest ich dem knappen Speicherplatz geschuldet gleich von Anfang an extrem auf Stärke gelevelt hab. Das muss ich jetzt auch beibehalten, will ich nicht meine ganzen Stimpacks oder Munition wegschmeißen. Ärgerlich. Und auch der Langzeitmotivation nicht zuträglich. Gerade das mochte ich in Fallout 4. Und ja, manche mochten das gerade nicht, aber quasi in alle Richtungen zu leveln hat bei mir die Langzeitmotiviation in Fallout 4 hochgehalten.

Nun sei's wie es ist. Meins war es nicht.

Etwas störend fand ich auch die vielen kleinen oder großen Fehler im Spiel. Groß wie eine Mission/Aufgabe, die sich nicht abschließen lässt und reproduzierbar dafür sorgt, dass ich das Spiel neu starten muss, weil ich quasi im Missionsgebiet gefangen bin (Stichwort Baggerrüstung).

Dazu gesellen sich schwebende Objekte, Spieler, fehlende Texturen und eingefrorene Gegner. Was dann wenigstens noch für einen schönen Screenshot gut ist. :)



Dafür gibt es immer wieder tolle Momente, die ich für mich ungewöhnlich in Bildern festhalten wollte. Dazu außergewöhnliche Waffen der Kategorie "wo kommt die denn jetzt her?" und eine große Auswahl an Rüstungen, die jede denkliche Spielweise unterstützen. Meine Lieblingsrüstung am Ende des Spiels aus Spoilergründen nur als Screenshot hinter dem Spoilertag.



Meine Lieblingswaffe am Ende war eine doppelläufige Schrotflinte, die im Nahkampf so gut wie alle Gegner mit zwei Schüssen niedergemäht hat. Auch Brandbestien waren damit kein großes Problem mehr, sofern ich nahe genug an sie rangekommen bin. Ich würde ja fast sogar sagen, dass das Ding leicht overpowered ist, im Vergleich zu allen anderen Waffen, die ich bis zum Ende hatte.

Grafik ist Geschmackssache. Sie ist auf jeden Fall abwechslungsreicher als die letzten Fallout-Teile. Appalachia bietet wesentlich mehr für's Auge als die bisher übliche Grau/Braune-Fallout-Endzeitwelt.

Mein größtes Highlight im Spiel ist und bleibt die Community. Das hat mich insofern angesteckt, als dass ich selbst Newbies im Spiel Waffen, Ausrüstung und Baupläne überlassen habe. Natürlich hab ich das Zeug auch in meinen Verkaufsautomaten (zu einem Fünftel des aufgerufenen Preises) vertickt, aber halt auch wirklich viel verschenkt. Und genauso viel hab ich auch geschenkt bekommen.

Um jetzt endlich zum Fazit zu kommen: hätte man das Spiel als Single-Player mit optionalem Multiplayer entwickelt, wär ich wahrscheinlich glücklicher damit gewesen. Die damit einhergehenden Be- und Einschränkungen haben sich mehrmals negativ auf meine Spielerfahrung ausgewirkt. Auch die technischen Unzulänglichkeiten nerven.

ABER gleichzeitig mag ich Fallout. Ich mag die Welt, die Geschichte dahinter, ich liebe es durch das Ödland zu streifen, Orte zu entdecken und Gegner zu bekämpfen. Ich mag den schwarzen Humor, der mir in F76 etwas zu kurz kam, und die teils skurrilen Charaktere, die zwar durch das Wastelanders-Update da waren, aber häufig auch nur wie reinkopiert wirken.

Alles in allem hab ich jetzt etliche Stunden in das Spiel reingebuttert, dabei Höhen und Tiefen durchlebt und bin jetzt an einem Punkt, an dem ich irgendwie gerne weiterspielen würde, aber nicht weiß, was ich noch tun soll.

Wie schon zu Anfang gefragt: und jetzt? :)


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