Thema:
One Punch Man (PS4) flat
Autor: Shoryuken
Datum:31.07.20 11:20
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 38 - Vorwärts immer! von Lynne

Gestern um kurz nach Mitternacht die letzte Trophäe geholt nachdem ich das Spiel letzte Woche für 26 Euro auf Amazon geschossen hatte.

Muss sagen das auf der PS4 die Anime Arena-Spiele zuletzt einen Nerv getroffen haben, mochte besonders das erste My Hero One's Justice und auch die Kill La Kill-Umsetzung sehr gerne und wollte OPM entsprechend eine Chance geben, da ich den Manga mag.

Tja, leider ist OPM die Sorte von Lizenzspiel die es früher sehr häufig gegeben hat und die eigentlich niemand braucht (passend zum Untertitel des Spiels: "a hero nobody knows" wäre wohl "the game nobody needs" besser gewesen).

Die Handlung umreisst recht grob die erste Staffel vom Anime und wer es nicht kennt, der "Kniff" ist das der One Punch Man ein unbekannter Nobody ist der jeder Bedrohung der Menschheit mit nur einem Schlag Herr wird. Anstatt aber nun den OPM zu spielen, wird man in einen pseudo-openworld hub geschmissen und darf selbst als Aushilfsheld aufsteigen und mischt quasi immer parallel zu den Ereignissen der Vorlage mit. Soweit, so lahm.

Nach Erstlellung des eigenen Helden landet man in City Z. Diese "Openworld" ist ein überschaubar großes, begehbares Areal das wie ein kleines Stück Kamurocho aus Yakuza wirkt. Yakuza war scheinbar auch für Quests und Aufgaben Vorlage, Textboxen werden weggeklickt und vertont ist auch nichts - ein Fest für Fans der Sidestories aus Yakuza. Das wirkt alles ziemlich schnell sehr ernüchternd und sehr mit der heissen Nadel gestrickt. Im Endeffekt wird damit nämlich auch nicht viel gemacht, es gibt 3 Fetchquests, alles andere triggert nach Wegdrücken von dummen Gelaber einen Kampf. Ansonsten gibt es neben den Quests noch "Missions" die in jeweils zwei unterschiedlichen Gebäuden entgegengenommen werden müssen (warum auch immer). Ich wählt man aus einer Liste von Fights aus einer Liste aus und arbeitet diese Stück für Stück ab um im Level und Rang aufzusteigen. Warum man diesen überdimensionierten Cityhub einbaut, wenn man den Großteil des Spiels doch nur in zwei Menüs verbringt, verstehe ich absolut nicht.

Was ich mit Gewissheit sagen kann, es wirkt überhaupt nicht stimmig und irgendwie auch total überflüssig. Ich vermute das hier entweder viel mehr geplant war oder man mit der Pseudo-OW eine Form der Augenwischerei betreiben wollte um von den extrem schwach inszenierten Story-Missionen abzulenken. Im Vergleich zu DBZ: Kakarot wird hier nichtmal das Niveau der Anime-Vorlage gehalten geschweige denn übertroffen. Meistens gibt es nur ein paar Pans und Zooms mit Animationen aus der Dose und überschaubaren Visual FX. Hätte auf der PS3 vielleicht gerade noch funktioniert, nach den ArcSys Anime-Prüglern ist das Gebotene aber wirklich mau.

ABER... auch wenn das Drumherum wirklich dürftig ist, die Kämpfe machen schon Laune, sind bisweilen lustig-chaotisch (die Kämpfer sind alle komplett wahnwitzige Kreationen aus dem Baukasten des Spiels unter Berücksichtigung der absurden Vorlagen aus dem Manga/Anime, d.h. Fischmenschen, Samurai, Müllmonster, Cyborgs, Dildodämonen und Karatehippiemädchen mit Engelsflügelchen geben sich die Klinke in die Hand - schön irre)  und das Kampfsystem bietet einiges an Moves und Varianz zum Experimentieren. Natürlich handelt es sich in keinster Weise um ein komplexes Spiel, es gibt diverse Stile mit vorgefertigten Auto-Combos (und je nach Stufe des Stils werden Abzweigungen innerhalb der Autocombo freigeschaltet, also statt Punch, Punch, Punch -> Special gibt es dann auch Punch, Punch, Kick -> Special) und man kann bis zu 3 Special Moves mitnehmen die per L2 + Facebutton ausgeführt werden (afaik analog zu Jumpforce), die taktische Komponente kommt durch Meter-Management und die Wahl des Stils/Specials in Kombination mit den Werten der Spielfigur die nach jedem Level Up gesteigert werden können und bspw. HP oder Angriffskraft verstärken.

Fighting Game Basics wie bspw. einen blockenden Gegner spektakulär werfen oder unblockables ansetzen geht super einfach von der Hand und sogar combo extensions in Form von OTGs/Wallbounce/Assists sind möglich. Es ist kein Tekken, aber die simple und (mit ausreichend Leveln ausgestattete) heftig Schaden austeilende Klopperei ist dann doch irgendwie überraschend motivierend. Gerade wenn man keine Zeit für was Komplexes hat. Das Spiel hält einen durch die Struktur und mehrere Pools an Krams die man auflevelt sogar ganz nett bei der Stange, ständig kriegt man irgendwie ein Achievement oder Levelup für irgendwas und plötzlich verfliegt dann auch die Ernüchterung über das Ganze drumherum und das Simpelspielchen im Kern macht dann sogar richtig Laune - nachdem Motto: die Exp hole ich mir noch oder die 10 Missions mache ich noch vorm Pennen.

Der ursprünglich aufgerufenen Preis von 70 Euro ist für das Gebotene absolut absurd und auch die 26 Euro von Amazon sind grenzwertig - wer allerdings ein Spiel sucht das meiner Meinung nach sehr gut auf die Dreamcast oder PS2 gepasst hätte und vielleicht sogar etwas mit der Vorlage anfangen kann, der sollte vielleicht mal reinschauen wenn sich die Gelegenheit ergibt.


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