Thema:
Re:oha, da sind wir bei 400$ + Versand/Zoll flat
Autor: JPS
Datum:30.07.20 11:59
Antwort auf:Re:oha, da sind wir bei 400$ + Versand/Zoll von Smaug18

>Analogue Kunden haben sicherlich auch eine andere Erwartungshaltung als MiSTer Käuft. Analogue verkauft ein fertiges Produkt, Plug & Play, kommerziell. MiSTer ist ein Projekt von Bastlern für Bastler. Von wem erwartest du nun umgehende Nachbesserungen? Dem kommerziellen Anbieter oder dem Hobbyentwickler?

Ehrlich gesagt vom kommerziellen Anbieter, der in seinem Marketing ein fehlerloses Produkt beworben und hierfür mein Geld sogar schon Monate vor Versand des Geräts bekommen hat.

Ich gehöre daher auch zu den Leuten, die der Produktpflege von Analogue nach der Erfahrung mit drei Produkten eher negativ gegenüberstehen. Und solche Leute gibt es in der MiSTer-Szene etliche, die auch wegen dieser Produktpflege zu MiSTer gewechselt sind. Neben den zusätzlichen Cores ist das nach meinen Eindrücken einer der Hauptgründe für den Wechsel.

Die Teile sind zwar trotz der nie behobenen restlichen Bugs, verschenktem Potential bei der Usability und der merkwürdigen Nachbesserung bei der Scanline-Funktion immer noch in der Grundfunktion sehr gut, aber seit MiSTer im Laufe des letzten Jahres viele wichtige und hochwertige Cores bekommen hat und dadurch jetzt alles Systeme abdeckt die Analogue anbietet, fällt es mir schwer noch die Analogue-Geräte zu empfehlen - außer jemand besteht darauf, dass er seine Module nutzen will.

Der Pocket ist durch den Handheld-Faktor zwar auch für mich wieder interessant, aber tatsächlich bin ich am überlegen, ob ich mir das dieses Mal nicht erst einmal nur von der Seitenlinie anschaue und erst bei der zweiten Welle aufspringe, nachdem die Mängel bekannt sind - denn auf Grund meiner Erfahrung rechne ich halt nicht damit dass alle diese Mängel dann auch behoben werden. Zumal es bei so einem Handheld auch abseits der reinen Cores viel Potential für Qualitäts- oder Usability-Probleme gibt, was sich dann teilweise gar nicht mit einem Update beheben lässt.

>Solche Spekulationen sind mir als Kunde relativ egal. Ich berwerte zunächst einmal das Ergebnis, also das fertige Produkt.

Ich auch - und die Produkte haben das ausgegebene Ziel von 100%iger FGPA-Emulation der Original-Hardware alle knapp nicht erreicht und ich sehe nicht, dass der Hersteller echtes Interesse daran hat dies mit Updates zu beheben und mehr zu tun, als für den Verkaufserfolg unbedingt nötig ist.

Beim MiSTer-Projekt sehe ich dieses Interesse und wenn ein Entwickler abspringt, kann das Projekt von anderen Entwicklern aufgegriffen werden oder es ist ohnehin eine Kooperation, bei der bestimmte Chips nur einmal entwickelt und dann untereinander geteilt werden, so dass Nachbesserungen in alle Systeme mit diesem Chip zurückfließen.

>>Das ist aber alles optional. Man kann das Teil auch kaufen, 1x einrichten und dann wie ein Super Nt oder Mega Sg mit Mega SD oder SD2SNES Flashcart nutzen - nur halt für deutlich weniger Geld und mit mehr als SNES und Mega Drive.
>
>Kennst du einen Anwender, der das so handhabt?


Gezielt vermutlich nicht, weil es wenig Sinn macht, so unkompliziert wie die Updates bei MiSTer mit einem Klick direkt über das Internet geladen werden ohne die Settings zu verlieren.

Eher passiert das im Fall von "Light-Usern" unfreiwillig, weil sie gar nicht an die Update-Funktion denken, wenn sie alle paar Wochen mal ein Retro-Spiel zocken. So wie es auch bei Analogue User geben wird, die unfreiwillig mit einer alten Firmware spielen.

>Das weißt du, das weiß ich. Du hast dich offenbar ausgiebig mit der Materie beschäftigt und bist topp informiert. Ich sage, du hast dadurch eine Art "Betriebsblindheit" erlangt und unterschätzt 1. den Aufwand sich dieses Wissen anzueignen und 2. die Motivation vieler Leute das überhaupt tun zu wollen.

Dazu reicht im Zweifel auch eine einfache Frage in einem Forum oder auf Discord. Wem selbst das zu viel Aufwand ist, der wird auch aus seinem Analogue-Gerät nicht das Optimum herausholen und daher dann evlt. dauerhaft mit mangelhaften Bildeinstellungen spielen oder die ganzen genialen Fan-Translations und Hacks verpassen.

Klar mag es diese Leute geben die damit zufrieden sind ihre Sammlung aus der Jugend in ein Analogue-Gerät zu stecken, aber das ist für mich nur ein sehr kleiner Teil der Retro-Szene. Viele dieser "Light-User" kaufen sich eher ein SNES-Mini oder spielen dann das was Ihnen Nintendo häppchenweise auf der Switch anbietet, weil ihnen das Ganze eben nicht wirklich wichtig genug ist um so viel Geld auf den Tisch zu legen und den Aufwand eines Imports auf sich zu nehmen.  

Man muss ja schon ein etwas stärkeres Retro-Interesse haben, um 250 Euro für ein Analogue-Gerät rechtzufertigen. Und warum sollte man bei einem stärkeren Interesse an der Stelle aufhören, statt sich dann auch mal mit Flashcarts, Alternativen wie MiSTer, Fan-Translations und Hacks zu beschäftigen.

Von daher sind die Analogue-Geräte umkreist von den Mini-Systemen, Retro-Collections und Einzelveröffentlichungen der Rechteinhaber, kostenloser Software-Emulation (diese Gruppen dürften alle deutlich größer als der komplette FPGA-Bereich sein) und auf der "Hardcore"-Seite von Verfechtern der Original-Hardware und MiSTer.

IMO bleibt da eine sehr kleine Gruppe übrig und ich würde mir an Analogues Stelle abseits vom Pocket durchaus Sorgen machen, ob das Geschäftsmodell in der bisherigen Form weiterhin funktionieren kann und bin sehr gespannt was sie nach dem Pocket als nächstes machen. An den Verkaufserfolg vom Super Nt und Mega Sg wird man schwer anknüpfen können - einerseits weil das die beiden beliebtesten Systeme sind und zum anderen auch, weil eigentlich alles was aktuell in FPGA machbar ist, inzwischen auch von MiSTer abgedeckt wird, was beim Release der beiden erfolgreichen Systeme noch nicht der Fall war.


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