Thema:
Re:Abschließende Gedanken zu The Last of Us II flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:10.07.20 13:38
Antwort auf:Re:Abschließende Gedanken zu The Last of Us II von membran

>>Ich bleibe dabei, mir ist da vieles zu plump, offensichtlich/in-your-face und stellenweise zu gewollt um mich emotional wirklich packen zu können.
>
>Auch an dich dieselbe Frage, die ich weiter unten Rand al'Thor gestellt habe, als er von schlechten Dialogen und plump und Klischees erzählte, ohne das an Beispielen festzumachen (brauchst du nicht, es geht mir um andere Spiele im Vergleich) -


Also Beispiele habe ich in diesem Thread durchaus gebracht, so ist es jetzt wieder nicht :-)

Aber lassen wir das, ich glaube nicht dass wir da auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

>"Ok. Kannst du mir ein paar Spiele als Beispiel nennen, die es deiner Meinung nach besser machen? Ernstgemeinte Frage. Ich habe, seit die Credits von TLoU2 liefen, eine handvoll Action-Adventures aus meinem Backlog angezockt (Days Gone) oder durchgespielt (Tomb Raider 2013) und es war geradezu brutal, wie dermaßen altbacken die nach TLoU2 in Bezug auf Dialoge, Inszenierung und Cutscenes wirkten. God of War 2018 ging noch am ehesten klar, aber da ist Kratos halt auch sehr mundfaul. Leider hat mir das Gameplay nicht so recht schmecken wollen."
>
>Bin gespannt, du hast ja mal weiter unten erwähnt, dass du vom Fach bist. Ich akzeptiere alle Antworten außer "Last of Us".


Die einfache Antwort lautet: Ich kenne kein Videospiel, das eine filmisch inszenierte Geschichte so kompetent und inszenatorisch fortschrittlich wie The Last of Us 2 hinbekommt (bezogen auf Dialoge, Inszenierung und Cutscenes). Das ist auch nicht mein Problem mit dem Spiel, mein Problem liegt in erster Linie bei den strukturellen Problemen, wie Naughty Dog etwa versucht die erzählte Geschichte mit dem Gameplay zu verbinden. Für mich hat das größtenteils nicht funktioniert. Das war einfach too much und nicht so greifbar, homogen wie im ersten Teil. Da wirkte alles fokussiert und durchdacht, Story-Entwicklungen ergaben sich natürlich mit dem Progress des Spielers. Die Figuren waren Teil einer Geschichte. In Teil 2 gibt es vieles, das konstruiert wirkt. Die Figuren handeln teils so um die Geschichte in eine gewisse Richtung zu lenken, sie wirken oft nicht Teil einer sich natürlich entwickelnden Geschichte, die man als Spieler erlebt. Stichwort player agency. Ein Beispiel ist die Konfrontation mit Danny an Tag 1 in Seattle. Von der Explosion (Pferd) bis hin zu seinem Tod (durch Ellie) haben Kollege Zufall und sein Bruder erzählerische Bequemlichkeit sich gleich reihenweise die Klinke in die Hand gegeben. Eben nur, um der Geschichte die gewollte Richtung zu verpassen. Das wirkte nicht natürlich und solche Szenen gibt es einige. In Summe reißt mich das aus dem Erlebnis heraus.

Um zu deiner Frage zurückzukommen: Ich kenne kein Spiel (außer eben The Last of Us 1), das die Symbiose Film und Spiel besser hinbekommt. The Last of Us 2 funktioniert als Film (für mich - nicht dass mir hier wieder jemand unterstellt, unabrückbare Tatsachen etablieren zu wollen ;-)) sicherlich hervorragend, davon zeugt euch das Engagement von Halley Gross (die kommt ja aus der Serien-Ecke, oder?). Wobei sich auch hier die Frage stellt: Ist TLoUII nun eher eine spielbare Serie oder ein spielbarer Film? Schwierig, hier eine eindeutige Antwort zu finden. Aber ich stelle die These auf, dass die Geschichte bei der Entwicklung wohl eine zu große Rolle spielte und irgendwie vergessen wurde, dass Naughty Dog ja eigentlich ein Spiel produziert. Und nochmal: Ich verstehe und akzeptiere, dass du und andere das nicht so sehen. Alles okay.

Ich muss ja auch ehrlich sagen, dass ich die meisten Videospiele mit Cutscenes als inszenatorisches Kernelement eher als B-Movies mit Gameplay wahrnehme, deren Story/Inszenierung aus Filmperspektive gesehen in den meisten Fällen nix taugen.

Ich halte es zudem generell für eine diskutable Entwicklung, dass das Medium Videospiel filmische Stilmittel oft (nicht immer!) zum Allheilmittel für die AAA-Produktion hochstilisieren. Wenn ich an gelungene Stories denke, die mich emotional ansprechen und in die Spielwelt saugen, fallen mir da ganz andere Spiele ein. The Last of Us 1 ist da eher eine Anomalie, ansonsten finde ich dass Spiele wie Super Mario, Breath of the Wild, Shadow of the Colossus und Bioshock es viel besser hinbekommen, Storytelling dem Medium anzupassen und mich emotional zu manipulieren wie es sonstige Werke der Literatur oder dem Film schaffen.


< antworten >