Thema:
Abschließende Gedanken zu The Last of Us II flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:10.07.20 11:46
Antwort auf:The Last of Us Part II #3 von Gunpriest

SPOILER SPOILER SPOILER
SPOILER SPOILER SPOILER
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Mit noch etwas mehr Abstand zu den letzten Diskussionen muss ich leider sagen, dass ich mit dem Spiel fertig bin. Sprich, ich habe doch keinen Bock mehr auf einen zweiten Durchgang (angefangen aber abgebrochen). Der innere Drang, nochmal in diese schaurigschöne postapokalyptische Welt einzutauchen, hat sich leider doch nicht wie erhofft eingestellt, dazu gibt mir das Gesamtpaket einfach zu wenig. Teil 1 hab ich zig-fach durchgespielt, hier sehe ich den Sinn nicht. Dass die Trophäen ziemlich lame/easy sind, spielt allerdings auch mit rein - aber das ist ein anderes Thema.

Was bleibt unterm Strich übrig? Ein Spiel mit vielen großartigen Momenten, die leider nur schlampig miteinander verwoben wurden. Eine mutige Herangehensweise von Naughty Dog, mit viel Licht und viel Schatten. Während mir die Geschichte sogar immer besser gefällt, bin ich aufgrund des Immersionsbruches wegen der strukturellen Probleme immer noch enttäuscht. Wer Interesse hat nachzulesen was ich meine, kann ja weiter unten nachsehen, für alle anderen belasse ich es dabei, schließlich muss man das ja nicht erneut aufwärmen.

Ganz losgelöst von den persönlichen Erwartungen an Teil 2 eines meiner Lieblingsspiele muss ich leider festhalten, dass mir Teil 2 im Nachhinein nichts gegeben hat. Ich ertappe mich dabei, wie ich bereits verschiedene Dinge vom Spiel vergesse. Das ist kein gutes Zeichen, denn das passiert mir nur wenn mich ein fiktives Werk weitgehend kaltlässt. Ich bleibe dabei, mir ist da vieles zu plump, offensichtlich/in-your-face und stellenweise zu gewollt um mich emotional wirklich packen zu können. Ich kann sogar richtig nachverfolgen, wie mich das Spiel Schritt für Schritt emotional verlassen hat. An einem gewissen Punkt wars mir sogar völlig egal was mit allen Charakteren passiert ist. Ich hab nur weitergespielt weil ich doch wissen wollte wie es ausgeht und das Gameplay so viel Spaß macht. Zwischendurch waren es vor allem jene Momente, die mich völlig ins Erlebnis reingezogen haben, die einen deutlichen Bezug zum ersten Teil hatten (Stichwort: Saurier), aber auch die Szenen haben sich nie wirklich als "sich vom Spiel erarbeitet" angefühlt, eher mehr so wie erzählerisches Flickwerk.

Als Ellie etwa das Boot bekam und Abby später auch eines sieht (mit Owen im Aquarium) musste ich spontan an den Film Titanic denken. An Jack und Rose, und wie sie in diesem sauguten Film (ja, ich habe es gesagt, der Film ist super!) um ihr Leben kämpfen, sowohl im Wasser als auch in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Schicht, wie sie sich verlieben und wir als Zuschauer eine simple aber toll erzählte Geschichte serviert bekommen. Und dann habe ich an ein fiktives Titanic 2* gedacht: Was wäre wenn es einen zweiten Teil gegeben hätte? Regie: Ein alter Ridley Scott, wir sind erneut auf einem Schiff, das einen Eisberg rammen wird aber dieses Mal gibt es einen Twist. Es wird nicht einen echten Eisberg rammen, sondern ein anderes Schiff, das aus der Gegenrichtung kommt. Und es sind natürlich Aliens und Predators an Bord, die gerade um ihre Vormachtstellung als überragande Spezies dieser Galaxie kämpfen, es steht also allerhand auf dem Spiel. Rose ist auch an Bord eines jener Schiffe, denn sie konnte den so grausamen Tod ihres Seelenpartners nie überwinden und muss erneut das Meer überqueren um endlich mit sich ins Reine zu kommen. Ridley Scott, mit seiner alternden Regiehand (ein paar inhaltliche Probleme und Ungereimtheiten zu den Vorgänger-Filmen seien im da verziehen), zeichnet Kate Winslet als drogenabhängige Ehefrau wider Willen des mittlerweile zu großen Ehren aufgestiegenen Cal (Billy Zane), Winslet legt Rose dabei als mit sich hadernde Frau an, die in ihren Grundfesten erschüttert scheint. Warum musste Leonardo di Caprio sterben? Warum? WARUM!? Getrieben von ihrem Hass auf Gott und die Welt kann sie Jack nicht verzeihen, dass er sie verlassen hat. Sie hatte ihm doch noch so viel zu sagen, doch daraus wird nun nichts mehr. Plötzlich wendet sich das Blatt und Rose lernt durch einen Mann aus Schweden, ihrem Drogendealer und ebenfalls an Bord der neuen Titanic, neue Seiten an Jack kennen, die sie an ihrer Liebe zu ihm zweifeln lassen. Der Schwede ist nämlich (Achtung, unerwarteter Plot-Twist!) jener Mann, der am Anfang von Titanic 1 von Jack beschissen wird und eigentlich er es war, der von Southampton nach New York City hätte tuckern müssen. Erschüttert von der Hinterhältigkeit ihres geliebten Jack kämpft sie fortan darum, sich nicht in ihrer sinnlosen Wut zu ertränken und stattdessen einen Platz in ihrem geknechteten Ehefrauenleben der 1910er Jahre zu finden.

In der zweiten Hälfte sehen wir eine uns unbekannte Frau (sie ist offensichtlich auf dem anderen Boot). Auch sie hat es nicht leicht, die Menschen auf dem Schiff sind in Panik und versuchen das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen. In Rückblenden lernen wir "Inga" (dargestellt von einem jungen Rob Schneider) besser kennen, wir erfahren die schockierende Wahrheit über das Schwein Jack: Hätte er nicht ihren geliebten Daddy, den Schweden, um das Ticket betrogen, wäre er zu ihr nach New York City gekommen (dieses Plot-Loch ignorieren wir jetzt mal, es geht ja schließlich ums Drama und die Motivation der Charaktere ist nebensächlich, es muss hier schließlich eine emotionale Geschichte erzählt werden!). Sie vermutet Jack sei noch irgendwo in Southampton am Leben, und für seine Taten muss er sterben. Koste es was es wolle. Sie ist dazu bereit sich völlig zu entmenschlichen, so, wie es auch Rose in ihrer Zwangsehe ist. Das Problem: Aliens und Predatoren sind auch noch auf dem Schiff und sie bekämpfen sich aufs Blut! Eine verzwickte Sache, für die es keinen einfachen Ausweg zu geben scheint.

Und dann kommt der Höhepunkt. Die Schiffe krachen zusammen, es herrscht völliges Chaos, alle Fraktionen kämpfen um ihr Leben, es ist wirklich nicht schön anzuschauen. Abgesehen von den CGI-Effekten, die Jungs und Mädels von Industrial Light & Magic haben da ganze Arbeit geleistet um Ridley Scotts Interpretation von Titanic 2 zum Leben zu erwecken. Später bekommt Inga Hilfe von unerwarteter Seite: Ein Alien und ein Predator, von ihrer Spezies verstoßen und müde vom aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen, stellen sich im Nachhinein als Segen heraus. Sie helfen Inga zu verstehen, dass Rache ein sinnloses Unterfangen ist. Inga fühlt eine Nähe, die sie noch nie zuvor spürte, ein schlechtes Gewissen ob ihres Wandels zum Monster regt sich in ihrem Hirn. Gerade als sie mit sich selbst ins Reine zu kommen scheint, werden sie in all dem Chaos an Land einer mysteriösen Insel gespült. Auch hier scheint es nicht gerade mit rechten Dingen zuzugehen, denn weitere Hindernisse erschweren den Weg der drei ungleichen Gefährten zurück zu etwas Normalität. Cut zu Rose: Auch sie kämpft ums Überleben und landet auf besagter Insel, um nun ihre Wut an Inga auszulassen. Mittlerweile hat Rose nämlich aus dem Mund des sterbenden Schweden erfahren (besser gesagt kurz vor seinem Tod, der in der Geschichte keine wirklich Rolle mehr spielt), was Inga vorhat und warum sie so wütend auf Jack ist. Rose muss sie einfach zur Rede stellen und vermutet, Inga könne nur hier irgendwo auf der Insel sein. Dumm nur, dass King King und Godzilla hier noch ein Wörtchen mitzureden haben: Mit diesen neuen Gegnern ist nämlich nicht gut Kirschen essen, und so ist es auch kein Wunder, dass nur Rose, Inga und der Predator (er kann sich ja unsichtbar machen!) die Schlacht auf Skull Island überleben. Als etwas Ruhe einkehrt, kommt es schließlich zur Lösung des Grundkonflikts: Wir hören dann Celine Dions My Heart will go on, Rose und Inga fallen einander in die Arme und gehen ihrer Wege.

Das wäre mal was gewesen. Völlig anders als Titanic Teil 1, ein richtiges Wagnis an den Kinokassen. Fügt es etwas der Geschichte um Rose und Jack hinzu? Ja, sicher. Ist es notwendig, diese neuen Facetten der Geschichte in einem Nachfolger serviert zu bekommen? Diskutierbar, ich sage nein. Und äh... ja, ich habe heute keinen Bock zu arbeiten ;-)

* Ja, ich kenne diesen The Asylum Streifen :-)


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