Thema:
Re:So. Durch! (Spoiler!) flat
Autor: token
Datum:09.07.20 10:59
Antwort auf:Re:So. Durch! (Spoiler!) von Super Sonic

>Ellie leidet ganz klar an ner Posttraumatischen Störung. Sie hat selbst Jahre später noch Flasbacks zu Joels tot und Panikattacken. Da muss man sich garnichts zusammenwursteln, sondern es wird stark in einer einzelnen Szene gezeigt.
>und wer an sowas leidet dem ist es egal wie es den Mitmenschen geht. Ellie sieht den einzigen weg daraus in dem Abschluss ihrer Rache.
>

Ellie hat einen Werdegang bei dem die posttraumatische Störung eigentlich im Dauerbetrieb sein sollte. Das Kind in Teil 1 hat einiges hinter sich, auch Left Behind zeigt eine analoge Tragödie die kein Zuckerschlecken war. Auch auf der Reise mit Joel passiert so einiges und sie ist von Verlusten gezeichnet. Etwa die kurzfristigen Reise-Buddys wo der Sohn gebissen wird. Und natürlich ihre Entführung.

Steter Tropfen höhlt den Stein und natürlich ist Joel eine ganz ganz ganz spezielle Person in ihrem Leben. Aber Ellie wurde als integer etabliert, ein Mensch der auch in einem Clusterfuck nicht in einer egozentrischen Perspektive versandet.

Ellie in Teil 2 ist eine Narzisstin. Ich ich ich. Du Joel, hast MIR den Sinn MEINES Lebens geraubt. Das ist das Dilemma. Nicht, wie konntest du nur die Welt ficken? Wie konntest du nur all diese Menschen töten? Wie konntest Marlene töten? Nein, MIR und MEINER Sinnsuche wurde der Teppich unter den Füßen weggerissen.

Und so geht es mit dieser egozentrischen Perspektive in einer Tour. Und dass das für sie so wäre deckt sich ja auch nicht mit dem was wir aus ihren Erlebnissen mit Joel und ihrem Alltag in Jackson erleben.

Vor allem jedoch greift es nicht damit zusammen, dass die junge Ellie in Teil 1 als genau das Gegenteil eines solch egozentrischen Charakters etabliert wurde.

Kurzum, was ND hier versucht ist das was Breaking Bad gemacht hat. Eine nachvollziehbare totale Dekonstruktion eines Charakters. Und das ist sehr ambitioniert, die meisten die sowas probieren scheitern, weil ein nachvollziehbarer Wandel mit weitergehender Degeneration ist nun mal unheimlich  schwierig auf die Reihe zu kriegen.

Und ich sehe nicht wie das Spiel das schaffen soll. Es bekommt genau da Probleme wo es etablierte Charaktere hat die wir kennen, und bekommt gelungene Erzählstrecken nur dort hin wo es neue Charaktere aufbaut und diesen in einem solchen Aufbau entsprechend auch volle Freiheit bei der backstory hat.
Immer noch merkwürdig verpuzzelt erzählt, aber am Ende nachvollziehbar.  

Diese Ellie und diesen Tommy muss ich hingegen einfach schlucken. Ja, sie haben beide den Mord gesehen. In einer normalen Welt würde mir sowas als Erklärung reichen, in einer Welt wo solche Dinge Alltag sind und Charaktere wie Ellie und Tommy in der Lage waren mit sowas umzugehen ohne den Verstand zu verlieren, kauf ich das als maßgeblichen Beweggrund nicht mehr ab, wenn er in Handlungen resultiert die gegen alles stehen als was diese Charaktere in Teil 1 etabliert wurden. Und ich bin auch nicht gewillt dieses Fehlen an Erklärung selbst auszufüllen, speziell dann nicht, wenn es im Kontext anderer Geschehen auch nicht wirklich ineinander greift.

Die Dekonstruktion von Ellie begreife ich als plump und bemüht und komplett überzogen, und wie Abby's Regeneration aufgesetzt wird, in ihren Abläufen als rund, in der Wahl der Mittel wie der Rezipient hierbei manipuliert werden soll, aber für nicht weniger plump und plakativ.

Ich hab gedacht es sei super Teil 1 direkt vor Teil 2 zu spielen, tatsächlich ist das das schlechteste was man machen kann imo.


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