Thema:
Re:So. Durch! (Spoiler!) flat
Autor: token
Datum:08.07.20 20:38
Antwort auf:Re:So. Durch! (Spoiler!) von Pezking

Ich finde deine Perspektive verständlich verargumentiert und nachvollziehbar. Gerade der Aspekt die Charaktere würden sich immer Fixpunkte als Antriebsfeder suchen ist ein Blickwinkel auf die Geschehnisse den ich so vorher noch nicht gelesen habe und ganz spannend finde.
Auch wenn ich ihn nicht teile ;)

Diesen Fokusverschluss auf Joel sehe ich bei Ellie bspw. nicht. Sie hat eine Beziehung zu Tommy, die wir sehen als er sie snipern lässt. Das erschien mir wie eine enge persönliche Bindung. Die Aussagen von Joel wie sie sich in der Community etabliert, begriff ich als gute Integration in der sie Anerkennung erfährt, die Bindung zu Jesse wirkt locker und freundschaftlich, die Schneeballschlacht mit den Kindern.
Joel ist Vater und nichts scheint mir in Ellies Welt so viel Gewicht zu haben wie Joel, dennoch ist da ein Leben und eine Welt außerhalb von Joel. Ellie ist flügge geworden, hat ihre Bude, ihre Beziehungen, ihre Arbeit und mit Dina sehen wir auch eine Beziehung mit Schmetterlingseffekt.

Auch Abby scheint mir eher von natürlicher Sorge und ihrem zerfransten Begehren nach Owen getrieben, und nicht auf ihn fixiert. Genau so bei den Kids, wo sich imo eher Gewissen meldet und sich im Nachgang recht natürlich eine Beziehung entfaltet.
Und ich fand die Szene als sie mit ihrem Vater spricht zeigt nicht welch Opfer sie von anderen verlangt, sie beruhigt ihren Vater in seinem inneren Zerwürfnis insofern als dass sie sagt, wenn ich Ellie wäre dann müsstest du keine Entscheidung treffen, ich würde die Entscheidung treffen, ich würde mich opfern. Und das meint sie auch so und das sagt auch eine ganze Menge aus.
Wie auch, dass man es nicht für nötig gehalten hat Ellie diese Frage zu stellen, eine ganze Menge aussagt.

Aber um auf Ellie zurück zu kommen, mir scheint Schock und Wut und auch der Tunnel in dem Ellie sich verliert bis zu einem gewissen Punkt begründet, aber nicht im vollen Umfang. Und wie hier schon ein anderer User geschrieben hat, die letzte Szene des Spiels zeigt eine erste Aussöhnung mit Joel. Eine die zwar nur ein Impuls war, aber dieser Aspekt dass Ellies Ausraster durch die Art und Weise wie sie mit Joel auseinader gegangen sei derart abdreht, wird eben durch diesen zaghaften kleinen Finger als Erklärungsansatz ein Stück weit obsolet.
Das ist kein Traum von Ellie, das ist ein Flashback. Das ist so passiert.
Unfinished business? Ja.
Aber viel mehr als: "Ich konnte nicht Daddy sagen." bleibt da nicht mehr über.
Diese isolierte und fixierte Ellie die du siehst sehe ich vom Spiel nicht etabliert, im Gegenteil, ich finde das Spiel zeigt dass sie das gefunden hat was man in dieser Welt noch weitestgehend als Normalität begreifen kann.
Und wegen seinen Eltern muss jeder mal zum Psychiater ;)

Aber gut, wie du es aus deiner Perspektive beschreibst ist in sich schlüssig.
Ich hab's halt etwas anders erlebt/wahrgenommen.


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