Thema:
Antwort an Sachiel flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:07.07.20 13:01
Antwort auf:The Last of Us Part II #3 von Gunpriest

Ich bin mal wieder spät dran aber bevor es weiter unten nicht gesehen wird :-)

Edit: Hab membran weiter unten ebenfalls geantwortet, war aber nur ein Absatz, daher hab ichs unten im Thread belassen.

Wie immer und so auch hier: Spoiler! Unmarkiert. Zu allem. You have been warned.

>Gute Punkte. Insgesamt wirkte das für mich dennoch sehr organisch. Dieses Reden über die Vorfälle eines Party-Vorabends kennt man ja nur zu gut.

Das macht das Spiel ja wirklich gut imo: Beide Seiten, also diejenigen die Gutes an der Erzählweise finden und die anderen, haben gute Argumente um ihren Eindruck zu untermauern. Spannend :-)


>(...) Ein paar Beispiele: Man startet das Spiel als Joel (den man aktiv steuert) und weiß imo sofort, dass sein Tod der Aufhänger für den Rest der Story wird. (...) Es muss hier also eine Verbindung geben und da man bald (Day 2?) erfährt, dass Joel und Ellie sich gestritten haben und dem Spieler ja deutlich gemacht wird, dass Ellie von Joel nichts mehr wissen will, war wir klar, dass Naughty Dog das Spiel mit einer bittersüßen Szene enden lassen möchte um Ellies Rache im Rahmen der Erzählung zu motivieren.

>Thema emotionale Manipulation: Bei derartigen Werken erwartet man ja, dass man emotional manipuliert wird. In Uncharted: Lost Legacy stribt übrigens niemand. Und Teil 4 passt auch nur so halb, weil der totgeglaubte Bruder ja wieder auftaucht. Ich für meinen Teil war auch so von der Umgebung geflasht, dass mir der Einstieg in der Hinsicht nicht plump aufgefallen ist. Wobei ich ohnehin davon ausging, dass Joel das zeitliche Segnen würde. War bis dahin also sowieso neutral unterwegs.

Bis zu einem gewissen Grad gebe ich dir ja recht. Als erfahrene Spieler wissen wir ja schon wie der Hase läuft und Naughty Dog-Spiele haben ja sowieso einen speziellen Vibe. Es gibt also in diese Richtung eine bestimmte Erwartungshaltung. Ich meine eher so die direkten, plumpen Sachen, die mich einfach nicht in der fiktiven Welt "eingesaugt" halten (blöd formuliert, ich weiß) sondern mit vollem Karacho rauswerfen. Stichwort: Hund Alice oder Zebra. Da musste ich sofort was Naughty Dog von mir will und genau deswegen hat es nicht funktioniert. Ich würde hier sogar fast das Konzept "Suspension of Disbelief" in den Raum werfen. Ich war da fast nicht mehr bereit, gewisse "Vorgaben" von The Last of Us 2 auch nur vorübergehend zu akzeptieren.

>Genau die Tatsache, dass Abby und Ellie ähnliche soziale Probleme haben, soll doch ganz offenbar zeigen, wie ähnlich sich die beiden im Grunde sind. Vor allem die Parallele zwischen der schwangeren Dina und Mel ist echt bitter und je länger ich mit Mel unterwegs bin, desto schlimmer fühle ich mich. Auch wenn man erfährt, dass sie sich damals für die Beseitigung von Ellie ausgesprochen hat, iirc. Zu viel Info ist das imo alles nicht, da ja sonst nicht allzu viel storytechnisch passiert. Für mich ist das die Erzählung.

Verstehe. Will dir da gar nicht widersprechen, wir sehen das einfach ein wenig anders bzw. ist die Motivation hinter dieser Charakterkonstellation so wie du es beschreibst. Ich kam mit Augenrollen gar nicht hinterher und dachte mir, nachdem klar war dass beide Fraktionen zwei Schwangere mit ähnlich kompliziertem Background im Team haben, nur "Seriously, Naughty Dog?"

>Als ich mit Jesse an einer Stelle alleine unterwegs war und die sich kurz über Dina unterhalten haben, dachte ich auch kurz, dass das son bisschen pilchermäßig ist. Fand das andererseits auch realistisch, weil die Figuren halt auch ganz normale Probleme haben, die sich nicht nur aus der kaputten Welt ergeben, sondern zeigen, dass Jackson ein gewisses Maß an Normalität mitbringt, und zwar mit all ihren Alltagsproblemchen, die zwar alles andere als lebensbedrohlich sind, aber die Figuren dennoch umtreiben, auch während sie völlig absurde Rachefeldzüge unternehmen.

+1

>Token findet das auch "verschwurbelt". Imo ist das ziemlich klar getrennt mit diversen Rückblenden hier und da. Finde den Immersionsbruch auch nicht schlimmer als bei A Song of Ice and Fire, wo wohl jeder seinen Lieblingscharakter hat und teils ewig auf das nächste Kapiter von ihm oder ihr warten musste. Dafür lieferten die anderen Figuren aber trotzdem. Ich sehe die Probleme mit dem Mix tatsächlich nicht, bzw. nehme ihn offenbar nicht so schlimm wahr wie ihr.

Das ist wirklich spannend, vor allem was die unterschiedliche Wahrnehmung der Immersion durch den gesteuerten Charakter betrifft. In einem Roman stört mich sowas auch nicht, bei Spielen muss das hingegen gezielt eingesetzt werden um bei mir zu funktionieren. Das fand ich in Teil 1 so wahnsinnig gut gelöst.

>Andererseits: Das mit Mel funktionierte bei mir zwar, aber auf das Wiedersehen mit Bear war ich nicht vorbereitet. Hab mich kaputtgelacht, weil ich plötzlich Hol-das-Bällchen mit dem Spielen sollte, wo ich noch die von mir in einem anderen Post beschriebene rote Blutwolke vor Augen hatte. Hab auch versucht, Bear mit dem Tennisball abzuwerfen, ging aber leider nicht. Endete dann darin, dass ich den Ball aus dem Käfig geworfen hab. Sorry, Bear. Ellies „Stupid dog“ hallte dafür noch nach, als ich mit Abby, Mel und Dingsbums unterwegs war.

Haha, ging mir ähnlich :-D

Oh, hab dann oben wohl Alice mit Bear verwechselt.

>Für mich ist die Hauptstory vor allem Aufhänger, um viele Einzelschicksale zu zeigen und ein ziemlich gutes Worldbuilding zu betreiben. Bietet halt für jeden was. Mel fand ich bis jetzt halt am ergreifendsten, und sei es nur, weil meine bessere Hälfte auch gerade schwanger ist. Zugegeben, es ist etwas plump. "Ey, Neil, lass ma Schwangere einbauen. Trifft die Zielgruppe bestimmt", aber für mich funktioniert das so als Slow Burner trotzdem gut. Insgesamt sind es aber gerade die vielen Kleinigkeiten, von denen andere behaupten würden, dass es ein gestreamlinetes Gesamtbild verwässert, aber ich für meinen Teil mag es, die vielen Details zu entdecken.

Kann ich absolut nachvollziehen. Wären Alice und Bear zwei Kampfkatzen und keine Hunde (ich habe nämlich zwei Katzen), hätte ich mich wohl auch leichter emotional manipulieren lassen (wollen). Aber Hand aufs Herz, als man Abbys Welt kennenlernt, die militärischen Strukturen gezeigt bekommt, und danach mit einer hochschwangeren Mel in den Kampf zieht, musste ich auch erst mal die Augenbrauen hochziehen. Das war einfach nicht glaubwürdig.


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