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Re:Nach dem Durchspielen nervt es...SPOILER flat
Autor: token
Datum:07.07.20 11:11
Antwort auf:Nach dem Durchspielen nervt es...SPOILER von Gadon

>Ja, es ist nur ein Spiel...aber es hallt krasser nach als die meisten Filme. Dieses flaue Gefühl im Bauch. Sowas gibts einfach selten. Requiem for a dream hat sowas ausgelöst, zb.
>

Ich muss da schmunzeln, da ich Requiem for a dream tatsächlich in einem persönlichen Nerdgespräch als Beispiel dafür angeführt habe, was mich punktuell an TLoU2 gestört hat.

Beides sind Werke die von ihrer grundsätzlichen Natur eher Parabeln entsprechen. Am Anfang ist die Message, und diese Werke versuchen auch gezielt diese "Moral von der Geschicht" zu transportieren.

Gerade Aronofsky ist in diesem Ansatz unheimlich plakativ und manipulativ, Lars von Trier neigt auch dazu. Für mich sind die beiden genau dann am stärksten, wenn sie nicht versuchen Lehrer zu spielen. Bei Aronofsky stechen für mich entsprechend Black Swan oder Wrestler hervor, die den Aspekt Lehrstunde eben nicht praktizieren, sondern mir als Zuschauer etwas zeigen und mich als Zuschauer fordern statt mir etwas beibringen zu wollen.

Nicht ohne Grund hab ich für TLoU2 auch den Begriff "Frontalunterricht" in einem der Posts genutzt, aus genau diesem Grund.
TLoU lässt mich zurück mit einem unlösbaren Dilemma und lädt mich dazu ein über dieses Nachzudenken. TLoU2 lässt mich mit einer Lektion und Botschaft zurück, die mir nichts anzubieten weiß, was ich nicht vorher auch schon gewusst habe, und versucht sie mir IMO mit seeeeeehr durchschaubaren Mitteln gezielt in den Kopf zu knüppeln.

Ich kann mit diesem Ansatz des "Erzählens" nicht viel anfangen, hab da gar Aversionen wenn ein Werk einen bemüht auf Inception machen möchte. Wenn es das hinkriegt ohne sich bei seinen Manipulationen erwischen zu lassen, okay, aber wenn es sich erwischen lässt, dann bricht für mich auch die erzählerische Immersion.
Und Immersionsbruch, und das auf mehreren Ebenen, sind mein persönliches Kernproblem mit dem Spiel.  

Und dieses persönliche Problem mit dieser Art des Erzählens hab ich seit schon immer. Eine Schulerinnerung die mir noch am stärksten präsent ist, ist ein Streitgespräch am Lagerfeuer auf Klassenfahrt mit meinem Deutschlehrer, wo ich seine Lieblingswerke "Effie Briest" und "Die Leiden des jungen Werther" eben genau aufgrund dieser imo hanebüchen durchschaubaren Lesermanipulation rante, mit dem Ausruf dass solche Lektionen in Sach- oder Kinderbüchern besser aufgehoben sind, und ich sowas in einem Roman oder auf der Bühne einfach nicht ernst nehmen kann weil es auf mich plump und billig wirkt und dazu führt dass ich mich als Rezipient nicht mehr ernst genommen fühle und entsprechend auch das Vermögen verliere, so ein Werk noch ernst zu nehmen.


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